Abriss steht bevor: Fürth verliert die MTV-Halle

24.8.2016, 11:00 Uhr
Abriss steht bevor: Fürth verliert die MTV-Halle

© Foto: Horst Linke

Die Kegler sind längst gegangen, aber sie haben ihre Pokale zurückgelassen. In der Sprecherkabine mit dem Reglerpult, aus der die Durchsagen kamen, sind Trinkflaschen stehen geblieben. Daneben: ein abgenutzter Ball, ein vielleicht vergessener Schirm, Cappys, ein alter Verbandskasten. Was noch gebraucht wird, ist schon weg. Geräte, Matten und Bälle sind in andere Fürther Turnhallen umgezogen, in denen die MTV-Sportler trainieren werden, bis ihr neues Quartier, das Julius-Hirsch-Sportzentrum, fertiggestellt ist.

Zurück bleibt eine Halle, in die sich Nostalgiker verlieben können, weil noch so viel Vergangenheit sichtbar ist. Von den Waschräumen bis zum stolzen Schriftzug über dem Eingang. „MTV Grundig-Sporthalle“ ist dort bis heute zu lesen, dabei hat der Verein den Zusatz „Grundig“ schon 1999 abgelegt, vier Jahre vor der Insolvenz des Konzerns. Die enge Verbindung zu Grundig bestand länger nicht mehr, die Mitglieder folgten dem Antrag, den alten Namen „MTV Fürth“ wieder anzunehmen, einstimmig.

1999 hat man tatsächlich auch schon über den Abriss gesprochen, der seit gestern vorbereitet wird. Bürgermeister Wilhelm Wenning (CSU) erläuterte damals die Pläne fürs MTV-Gelände: Eine große neue Halle sollte nebenan entstehen, die Renovierung der alten schien unrentabel. Den 1892 gegründeten Sportverein, dessen Räume auch Schulen nutzten, wollte man unbedingt am Schießanger behalten, nahe an der Innenstadt, die als sozialer Brennpunkt galt. Nachbar sollte die Feuerwache werden.

Die folgenden Jahre wurden turbulent für den MTV, der – nicht zuletzt wegen der hohen Unterhaltskosten für die nicht mehr zeitgemäße Halle – notorisch knapp bei Kasse war. 2000 verkaufte er sie an Stadt und wurde Pächter. Die Nöte hörten damit nicht auf. Schon kurz bevor er 2002 offiziell das Amt des Oberbürgermeisters antrat, musste Thomas Jung (SPD) mit der Vereinsspitze über ein Rettungskonzept nachdenken. Der Traditionsverein hatte rund zwei Millionen Euro Schulden angehäuft. Die SpVgg Greuther Fürth, die sich bereit erklärt hatte, die Sportler bei sich aufzunehmen und im Gegenzug am Schießanger ein neues Trainingsgelände samt Sportinternat zu bauen, zog ihre Zusage überraschend zurück. In den Jahren danach musste die Stadt die Pacht beziehungsweise die Nebenkosten mehrfach stunden.

Die Verbindlichkeiten wurden 2010 erlassen – quasi als Mitgift zur Fusion mit dem TV Stadeln, die beide Vereine zum MTV Stadeln verschmelzen ließ. Die schweren Zeiten endeten damit nicht: Nach der Fusion gingen nicht nur etliche Mitglieder verloren – 2012 trat überraschend auch der langjährige MTV-Vorsitzende Ernst Keßler zurück. Als Grund nannte er die Abstriche, die die zum Sparen gezwungene Stadt bei den Plänen für die neue Dreifachturnhalle machen musste. Unter anderem fielen Kegelbahnen und ein Fitnesscenter dem Rotstift zum Opfer.

Zuletzt sorgte weniger der MTV für Schlagzeilen als seine neue (städtische) Sportstätte: Das Julius-Hirsch-Sportzentrum ist immer noch nicht fertig, die markante Dachkonstruktion musste in Details umgeplant werden. Im Rathaus geht man davon aus, dass die MTV-Sportler ihr Quartier im Februar in Betrieb nehmen können. Bis dahin müssen sie auf andere Turnhallen ausweichen.

Seit gestern ist ihre alte Adresse eine Baustelle. In den nächsten Tagen wird das restliche Mobiliar rausgeräumt, die Sprossenwände etwa, und entsorgt. Ab 29. August müssen dann, wie Jürgen Brucker von der Gebäudewirtschaft erläutert, alle mit Schadstoffen belastete Teile entfernt und vorschriftsgemäß entsorgt werden. Es wird wohl bis Mitte oder Ende September dauern, bis Abbruchbagger sich dann wirklich an dem Gebäude zu schaffen machen. Mitte November soll die Fläche eingeebnet sein – und Platz für die Feuerwache entstanden sein, deren Bau im Frühjahr 2017 beginnt.

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