Abschied vom Schulhaus Oberweihersbuch unter Protest

3.6.2016, 14:00 Uhr
Abschied vom Schulhaus Oberweihersbuch unter Protest

© Foto: privat

Für Stein ungewöhnliche Szenen spielten sich schon vor der Sitzung ab. Die Bürgerinitiative „Erhaltet das Schulhaus Oberweihersbuch“ (BI) hatte zu einer Versammlung aufgerufen und rund 200 Eltern, Großeltern und Kinder waren mit Plakaten vor das Rathaus gezogen, um für ihr Anliegen zu demonstrieren. Ein Gutteil von ihnen drängte anschließend in den Sitzungssaal, der die Menschenmenge nicht fassen konnte. Bei geöffneter Tür verfolgten die Interessierten die Debatte bis in das Foyer hinaus.

Die erste Niederlage kassierte die CSU-Fraktion gleich zu Beginn. Norbert Stark erinnerte an einen bis dato nicht behandelten Antrag seiner Fraktion: Sie wollte ein Brandschutzgutachten zu dem Gebäude. Lücken im Brandschutz waren schließlich eines der Hauptargumente gegen das Schulhaus. Erst das Gutachten, dann eine Entscheidung über die Schließung oder den Erhalt hielt Stark für die richtige Reihenfolge: Er beantragte die Absetzung des Tagesordnungspunktes. Bürgermeister Kurt Krömer erwiderte, ein Gutachten mache erst Sinn, wenn man über die Nutzung des Gebäudes als Hort oder Schule entschieden habe.

Diese erste Abstimmung legte die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat offen: 11 zu 13 Stimmen. Damit unterlag die CSU gemeinsam mit Grünen, FDP und einem SPD-Abweichler gegen die Mehrheit von SBG, SPD, FW, einer CSU-Abweichlerin und Bürgermeister. Genauso sollte es am Ende der Debatte aussehen. Davor jedoch wurde 90 Minuten lang diskutiert, streckenweise unsachlich und polemisch. Bürgermeister Krömer stellte voran, dass er angesichts der Mängel im Brandschutz im kommenden Schuljahr keinen Unterricht mehr an der Stuttgarter Straße verantworten könne. Die wiederholte Aufforderung von CSU-Stadträten, wenn die Befürchtungen so groß seien, müsse das Schulhaus doch sofort geschlossen werden, ließ er unbeantwortet.

Drei Argumente für die Schließung wurden in unterschiedlichsten Wendungen permanent wiederholt: das hohe Risiko im Katastrophenfall; die fehlenden Räumlichkeiten für einen modernen Unterricht und für die Förderung einzelner Schüler und zuletzt die dringende Notwendigkeit, Hortplätze zu schaffen, wofür das Gebäude Oberweihersbuch geeignet und auch „alternativlos“ sei, wie Krömer ausführte.

Zuzug nach Stein

Für den Schulstandort sprachen: die zu erwartende Bevölkerungszunahme in Stein angesichts der diversen kommenden Baugebiete, der Erfolg des kleinen Standortes Oberweihersbuch mit einer Übertrittsquote auf weiterführende Schulen von 80 Prozent und als dritter Punkt — die Nähe zum Wohnort der Kinder.

Im Hintergrund der Diskussion ging es auch ums Geld: Fast fünf Millionen Euro hat die Stadt in die Sanierung der Mittelschule gesteckt, im Wissen, dass die Schülerzahlen rückläufig sind. Wie der Bürgermeister in der Sitzung informierte, könne die Mittelschule, die zum Schulverbund mit Roßtal und Oberasbach gehört, im kommenden Schuljahr eine Eingangsklasse bilden, die groß genug sei, um die Klasse bis zur neunten Jahrgangsstufe führen zu können.

Die Finanzen spielten noch einmal eine Rolle: Wird die Stadt die Schule in einen Hort umbauen, darf sie mit Fördermitteln rechnen und muss daher nur 900 000 Euro selbst bezahlen. Ohne Fördermittel hätte sie im Fall von Umbau und Erweiterung der Schule auskommen müssen: 2,5 Millionen Euro würde das die Stadt kosten. Den Hort müsste sie dennoch bauen und bräuchte dafür ein Grundstück. Addiert wären das weitere Kosten von zirka 1,2 Millionen Euro.

Und auch die fehlenden Hortplätze waren immer wieder Thema. Ab September werden, so erste Zahlen, Betreuungsplätze für 40 Kinder gesucht. 160 Plätze bietet die Stadt bereits, darunter allerdings einige Provisorien. Die Umwandlung des Schulgebäudes in einen Hort ist voraussichtlich zum Schuljahr 2017/18 abgeschlossen. Dazwischen, so Bürgermeister Krömer gegenüber einer Mutter, werde nach weiteren Übergangslösungen gesucht. Möglicherweise werden, wie bereits jetzt, weitere Container aufgestellt werden müssen.

Lediglich als Gerücht entpuppte sich die Idee, man könne den Paul-Gerhardt-Kindergarten, der Schule Neuwerker Weg gegenüberliegend, zu einem Hort umnutzen.

Wie Pfarrer Reiner Redlingshöfer die FN wissen ließ, werde die Kindertagesstätte nicht in Kürze frei. Generalsanierung oder Neubau würden lediglich geprüft, noch sei nichts entschieden.

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