Abschied von Fürther Urgestein: Kurt Georg Strattner ist tot

4.5.2016, 18:05 Uhr
Sichtlich gerührt war Kurt Georg Strattner im April anlässlich der Grundsteinlegung für die neue Tribüne im Ronhof, bei der eine emotionale Ansprache hielt.

© Zink/JüRa Sichtlich gerührt war Kurt Georg Strattner im April anlässlich der Grundsteinlegung für die neue Tribüne im Ronhof, bei der eine emotionale Ansprache hielt.

"Die Spielvereinigung bedeutet mir alles. Wenn es ihr gut geht, geht es mir auch gut. Das war so und das bleibt so, so lange ich lebe". So hatte sich Kurt Georg Strattner noch unlängst bei der Grundsteinlegung für die neue Haupttribüne des Ronhofs in einer ungewöhnlich emotionalen Ansprache geäußert. Sichtlich froh war der Poppenreuther darüber, dieses Ereignis noch miterleben zu dürfen, war er sich doch seines nahendes Endes bewusst und sah ihm mit der ihm eigenen Entschlossenheit entgegen.

Strattner war ein Fürther Urgestein, ein Lokalpatriot alter Schule mit Herz und mit Engagement. Von seiner Heimatstadt ist er dafür vor sechs Jahren mit  dem Goldenen Kleeblatt ausgezeichnet worden. Neben verschiedenen Ämtern, die er bei der SpVgg über die Jahrzehnte innehatte, brachte sich der gelernte Maler viele Jahre als Obermeister der Fürther Innung ein, die ihn zum Ehren-Obermeister ernannte. Von 1967 bis 1999 fungierte er zudem als Vorsitzender des Kaninchenzuchtvereins Germania in Fürth und als Chef des Kreisverbands der Kaninchenzüchter.

Sprung in den Stadtrat

Im fortgeschrittenen Alter schließlich betrat Kurt Georg Strattner das kommunalpolitische Parkett: 2005 zog er als Nachrücker in den Stadtrat ein, bei den Kommunalwahlen 2008 und 2014 ging der Malermeister mit eigener Firma dann jeweils auf Platz eins der Fürther FDP-Liste ins Rennen – und schaffte beide Male als einziger Vertreter der örtlichen Liberalen den Sprung ins kommunale Parlament.

Dort sorgte er immer wieder durch mal grummelige, mal launige, dann wieder altersweise Einlassungen für Aufsehen. Einer der Höhepunkte: Im Oktober 2009, kurz nach der für Fürth verheerenden Insolvenz von Quelle, platzte ihm angesichts der nach seinem Geschmack zu wenig handlungsfreudigen Ratskollegen der Kragen. Er verkündete in laufender Sitzung und zur allgemeinen Verblüffung, er werde umgehend 10 000 Euro als Grundstock eines Fonds für Ex-Quelle-Beschäftigte in Not zur Verfügung stellen.

Abschied von Fürther Urgestein:  Kurt Georg Strattner ist tot

© Zink/JüRa

"Wo kann ich mein Geld hinbringen?", fragte er den ob dieses Vorstoßes sichtlich überforderten Stadtkämmerer und appellierte an die anderen Kommunalpolitiker, es ihm gleichzutun – allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Für Strattner, der sich stets ungewöhnlich spendenfreudig zeigte, war das nicht die große Sache, die andere daraus machten. In seiner eigenen Firma gebe es Leute, die 20, 30 Jahre dabei sind; er könne sich deshalb sehr gut vorstellen, was das Quelle-Desaster für Menschen bedeutet, die teilweise noch länger bei dem Versandhaus in Lohn und Brot standen, sagte er damals im Gespräch mit unserer Zeitung.

Hack: "Einer unserer Besten"

Für sein Handeln in diesem Geiste war Strattner bekannt, dafür wurde er geschätzt. Als "großartigen Kollegen und herzensguten Menschen" würdigte ihn Oberbürgermeister Thomas Jung am Tag nach seinem Tod. Stets sei Strattner "offen für alle sozialen Belange" gewesen. Der Baum, den er in seinen letzten Tagen an der neuen Haupttribüne gepflanzt hat, "wird von uns allen geliebt und gepflegt werden", versprach der OB Witwe Ilse Strattner, mit der der Verstorbene über 50 Jahre verheiratet war. Dass der Verein einen seiner eifrigsten Gönner und Unterstützer verloren hat, weiß man auch im Ronhof: Als "einen unserer Besten", bezeichnete ihn SpVgg-Präsident Helmut Hack.

 

1 Kommentar