Abschiedsaktion: Fürther Palliativteam ist überwältigt

7.9.2017, 06:00 Uhr
Abschied von Dana: Vom Krankenbett aus konnte die Patientin ihre Hand ausstrecken zu der Island-Stute.

© Klinikum Fürth Abschied von Dana: Vom Krankenbett aus konnte die Patientin ihre Hand ausstrecken zu der Island-Stute.

Mit so viel Interesse und Mitgefühl hatte er nicht gerechnet: "Das ist eine Lawine", sagt Josef Rauch, der Leiter des Pflegeteams der Palliativstation am Fürther Klinikum. Noch nie haben so viele Menschen auf die Facebook-Seite des Klinikums geschaut wie in den vergangenen Tagen.

Bewegende Bilder geben dort einen seltenen Einblick in die Arbeit der Station. Sie zeigen die letzte Begegnung einer schwerstkranken Patientin mit ihrem früheren Pflegepferd Dana. Zusammen mit dem Reitstall Wittinghof aus Langenzenn hat das Klinikum die Island-Stute der 58-Jährigen ans Krankenbett gebracht. Die Frau starb wenige Tage später.

Die Bilder, die als Erinnerung für die Angehörigen gemacht wurden, hat das Klinikum mit Zustimmung aller Beteiligten ausnahmsweise auf Facebook gezeigt. Um anderen Kraft und Hoffnung zu geben, und um denjenigen Danke zu sagen, die beim Erfüllen letzer Wünsche helfen.

Nun schwappt dem Team der Palliativstation selbst eine Welle der Dankbarkeit entgegen. Mehr als 14.000 Menschen haben den Beitrag gelikt, Hunderte ihrer Rührung Ausdruck verliehen. Ein bisschen erschreckend sei es, dass die Aktion als so ungewöhnlich empfunden werde, sagt Josef Rauch. Wenn das Leben endet, sollten solche Abschiedsmomente dazugehören. "Für uns ist das also fast normal." Womöglich haben viele Menschen bisher mit Palliativstationen nicht zu tun gehabt.

Endlich eine eigene Station

Auf eine richtige Palliativstation musste das Klinikum lange warten. Erst 2015, später als in anderen Häusern, wurde eine eingerichtet. Bis heute ist es bei acht Betten geblieben. Weitere Palliativpatienten werden wie vorher auch auf anderen Stationen betreut. In einigen Jahren wird die Station wohl erweitert werden, sagt Rauch. Der Bedarf sei groß.

Das zwölfköpfige Team begleitet Patienten "auf der letzten Wegstrecke", wie er sagt, es bemüht sich dabei auch, ihnen letzte Wünsche zu erfüllen. Es hat Schwerstkranken schon geholfen, noch einmal ihren Garten zu sehen, noch einmal zuhause zu sein oder noch einmal ins Wasser des Bibertbads zu tauchen.

Hunger nach Menschlichkeit

Im Internet danken Hunderte Menschen dem Team nun überschwänglich. Zeitungen und Fernsehsender haben sich nach dem Bericht der Fürther Nachrichten beim Klinikum gemeldet. Rauchs Eindruck: In dieser Zeit, in der man so oft von Terroranschlägen lesen muss, hungern die Leute offenbar nach "Geschichten der Menschlichkeit". Etliche haben schon Hilfe angeboten. Die United Kiltrunners, ein Fürther Verein, würden ihre Rikschas zur Verfügung stellen. Mehrere Tierbesitzer haben versichert, dass sie ihre Pferde und Hunde vorbeibringen könnten.

Die vielen Kommentare müsse man jetzt erst mal in Ruhe sichten, sagt Rauch, der sich über das Mitgefühl freut. Die vielen Reaktionen seien auch eine Chance. Der palliative Gedanke werde dadurch bekannter: "Künftige Patienten werden davon profitieren."

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