Abstecher von Nairobi nach Zirndorf

19.4.2015, 06:00 Uhr
Abstecher von Nairobi nach Zirndorf

© Foto: privat

Frau Maidhof, was macht eine junge Zirndorferin in den Slums von Nairobi?

Eva Maidhof: Sie macht dort ihre Bachelor-Arbeit in Geografie im Bereich Entwicklungsforschung. Begonnen hat alles damit, dass ich ein Praktikum im Ausland machen wollte. So kam eins zum anderen, und ich lernte die Arbeit der Künstler in den Slums von Nairobi kennen. Es gibt dort viele Theaterensembles und Jugendgruppen, die Talente suchen und fördern, um den Armutskreislauf zu durchbrechen. Mit einer solchen Gruppe habe ich gearbeitet. Sie ermöglichen, dass junge Menschen nicht auf den Straßen abhängen, sondern einen festen Anlaufpunkt haben, eine Gemeinschaft finden, ihr Selbstbewusstsein stärken und sich eine Zukunft aufbauen. Manche stellen fest, ihre Berufung ist es, Sänger, Tänzer oder Schauspieler zu werden.

Und was war Ihre Aufgabe?

Maidhof: Kenntnisse, zum Beispiel über die Arbeit am Computer, weitergeben, Organisation und Unterstützung bei täglich anfallenden Tätigkeiten sowie das Netzwerken. Dabei habe ich auch Stephan Bruckmeier, den Gründer des Hope Theatres, kennengelernt und eine erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden Gruppen begann. Jetzt, während der Tour mit den zehn Künstlern, übernehme ich die Produktionsleitung.

Das Hope Theatre arbeitet in Nairobi selbstständig, für die Touren nach Europa studiert es eigens Stücke ein. Was erwartet das Publikum?

Maidhof: Im kenianischen Alltag erledigen die Künstler alles eigenverantwortlich. Für die Tour werden mit Stephan Bruckmeier Stücke einstudiert. In Zirndorf gibt es eine Bühnenshow, die sich um das Thema Fairness dreht: Fairness im Handel, in Beziehungen sowie im Alltag. Es wird gesungen, getanzt, gespielt, es sind Videos zu sehen. Ich habe noch  keinen Zuschauer gehört, der nicht rundweg begeistert war.

Das Stück ist überwiegend in englischer Sprache. Welche Kenntnisse sollte man dafür haben?

Maidhof: Ab der neunten oder zehnten Klasse sollte man es verstehen. Aber auch wer nicht so gut Englisch kann, ist meist begeistert, weil Musik und Tanz mitreißend sind.

Gibt es auch die Chance, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen?

Maidhof: Ja, im Dialog nach der Show. Dieser stellt einen sehr wichtigen Teil der Arbeit dar.

Zirndorf ist Fair-Trade-Stadt. Wie wichtig war das dafür, dass hier ein Tourstopp eingelegt wurde?

Maidhof: Sehr wichtig, da „The Fair Trade Play“ gut ins Konzept passt. Ich freue mich über die tolle Unterstützung und dass alles so gut klappt.

Welche Rolle spielt Fair Trade in Kenia?

Maidhof: Ein wichtiges Exportgut Kenias sind Blumen, die vermehrt unter fairen Bedingungen auf Blumenfarmen gezüchtet werden und dann bei uns in den Supermärkten erhältlich sind.  Außerdem ist die Organisation Fairtrade Deutschland ein wichtiger Sponsor. Unterstützt wird das Hope Theatre noch von vielen anderen, wie Brot für die Welt, Engagement Global oder dem Staatsministerium Baden-Württemberg.

Unterstützen diese Organisationen auch die alljährliche Europa-Tour?

Maidhof: Ja. Flüge, Kosten für Visa, Unterkunft und Verpflegung werden von ihnen bezahlt. Ihre Gagen erwirtschaften sich die zehn Künstler über die Eintrittsgelder selbst, denn darum geht es beim Hope Theatre: Arbeit statt Mitleid.

Sie planen, im August/September nach Kenia zurückzukehren. Was werden Sie dort machen?

Maidhof: Ich forsche zu meiner Masterarbeit, in der es um die Vernetzung verschiedener Jugendgruppen in den Slums von Nairobi geht.

Und dann?

Maidhof: Wer weiß? Kenia wird mir in jeden Fall immer wichtig bleiben.

Das Hope Theatre ist am Sonntag, 3. Mai, in der Realschule Zirndorf zu Gast. Ab 15.30 Uhr gibt es einen Markt der fairen Möglichkeiten, die Bühnenshow beginnt um 17 Uhr. Eintrittskarten für 10 Euro gibt es im evangelischen Pfarramt, im Eine-Welt-Laden oder bei der Tourist-Info.

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