Alle Tale hoch erhaben: Händels "Messias" in Langenzenn

23.12.2015, 15:35 Uhr
Alle Tale hoch erhaben: Händels

© Foto: Hans-Joachim Winckler

„Messias“-Librettist Charles Jennens hat dem eigentlichen Geschehen in Bethlehem die vom Propheten Jesaia vorausgesagte Ankunft und Menschwerdung des Messias vorangestellt, dann erst folgen die Szenen mit den Hirten und den Engeln. Chorleiter Markus Simon hob nun in seiner Interpretation die großen Melodiebögen mit breit fließenden, aber nie schleppenden Tempi hervor.

Jeder Ton, jede musikalische Phrase wird ausgekostet mit tiefem Ausdruck und voller Dynamik. Dies gilt sowohl für die Chorsätze „Denn die Herrlichkeit Gottes des Herrn“ und „Sein Joch ist sanft“, der als Schlusschor des ersten Teils zelebriert wird, als auch für die Rezitative und Arien der Solisten. Auf die einleitende Sinfonia des Orchesters folgt andächtig fließend das Tenorrezitativ „Tröstet mein Volk“, und auch in der Altarie „O du, die Wonne verkündet in Zion“ hebt Simon in leicht bewegtem Tempo die großen melodischen Bögen eindrucksvoll hervor. Und hier schließt sich nahtlos der gleichnamige Chorsatz in höherer Lage und doch wie auf einem Atem an.

Mit Klangfülle und exakten Koloraturen wartet der Chor auf, mit Schwung und Emphase in „Denn es ist uns ein Kind geboren“. Matthias Kreißelmeier überzeugt bereits mit dem einleitenden Rezitativ, dem die mit perfekten Koloraturen vorgetragene Arie „Alle Tale macht hoch erhaben“ folgt. Mit Stimmgewalt und dramatischer Gestaltung, aber auch einem Höchstmaß an Ausdruck gestaltet Simon die Basspartie, und auch die Tempowechsel ohne Dirigent werden exakt gemeistert.

Stimmen-Kontraste

Mit Diana Fischer (Sopran) und Ruth Volpert (Alt) stellten sich zwei junge Sängerinnen erstmals in Langenzenn vor. Fischer mit glasklaren Koloraturen und bestechenden Spitzentönen, Volpert mit einem in der Tiefe dunkel gerundeten Timbre. Ein Höhepunkt ist das Duett „Er weidet seine Herde“, in dem die beiden Sängerinnen mit ihren kontrastierenden Stimmen einander schön ergänzen. Hier und auch in der Sinfonia Pastorale hat das Fürther Kammerorchester KlangLust seine großen Momente; Bernd Müllers Ensemble begleitet Chor und Solisten im Gesamten einfühlsam und mitgestaltend.

Weil das dreiteilige Oratorium mit annähernd drei Stunden doch sehr lang, der Weihnachtsteil allein jedoch im Konzertrahmen etwas kurz ist, fügte Simon Auszüge aus dem zweiten und dritten Teil hinzu. Das berühmte „Halleluja“ fügt sich auch textlich mit seinem Lobpreis Gottes nahtlos ein, was auch für den Schlusschor „Würdig ist das Lamm“ gilt. Und mit der Bravourarie „Sie schallt, die Posaun“ hatte sich Simon eine auf seine Stimme zugeschnittene Arie ausgewählt, im Duett mit der Solotrompete ein Glanzlicht dieser Aufführung.

Und dann kam der spektakuläre Clou des Abends: Gleichsam als Zugabe verteilte sich der Chor im gesamten Kirchenschiff und entfachte, wie einst zu Gabrielis Zeiten im Markusdom in Venedig, Dolby-Surround-Klangmeerwogen mit dem nochmals gegebenen „Halleluja“.

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