Als Bauarbeiter in den Senegal

31.7.2018, 21:00 Uhr
Als Bauarbeiter in den Senegal

© Foto: Petra Fiedler

Michael Baum ist ein sportlicher Typ, mit offenem Blick begegnet er seinem Gegenüber. Kein Wunder, dass er auch mit den Senegalesen im Dorf Souda gut auskam: "Wir hatten richtig Spaß auf den Baustellen, obwohl wir uns mit keinem Wort verständigen konnten." Das konnten nur die mitgereisten Studentinnen. Die drei jungen Frauen waren zwar des Französischen mächtig und daher dringend benötigte Dolmetscherinnen, doch die Anweisungen nahmen die Männer aus Souda nur von den Männern der Gruppe entgegen. Frauen gelten nichts in den abgelegenen Regionen des westafrikanischen Staates. Sie schuften im Haushalt und auf den Feldern, während die Männer in der Sonne sitzen. Das sind Szenen, die Baum gut im Gedächtnis geblieben sind.

Gelernter Bauzeichner

Der 24-Jährige studiert in Regensburg, hat aber eine enge Verbindung zu seiner Heimatkommune. Er war dort aktives Mitglied der evangelischen Kirchengemeinde, engagierte sich in der Jugendarbeit. Vor dem Umzug nach Regensburg absolvierte er eine Ausbildung zum Bauzeichner in einem örtlichen Ingenieurbüro. Aus der Heimatgemeinde wurde Baums Senegal-Aufenthalt unterstützt. Zum Roßtaler Pfarrer Jörn Künne und seinem ehemaligen Chef hat der heutige Student ein gutes Verhältnis. Auch wenn "Ingenieure ohne Grenzen" und "Kinderhilfe Senegal" für die Sachleistungen vor Ort aufkamen, es blieben noch Reise und Aufenthaltskosten zu finanzieren. Da kam die Roßtaler Hilfe gerade recht.

Das Wasserprojekt im Senegal ist nun die Basis der Bachelorarbeit Baums. Sie gibt Auskunft über technische Details des Zisternenbaus, über die qualitative Untersuchung des Grundwassers und wie die Studenten aufzeigten, was mit den Brunnen geschieht, die übermäßig genutzt werden. "Die Menschen sollten ja sehen, dass Brunnen austrocknen können", fasst Baum zusammen.

Er schildert auch das große Interesse der Einheimischen beim Bau der drei Zisternen. "Dass das Regenwasser die Brunnen entlastet, haben alle verstanden", erzählt der junge Mann. Jetzt würden während der Trockenzeit Felder und Gärten vorrangig mit dem gesammelten Nass gewässert.

Wo ist die Steckdose?

Richtig spannend wird es, wenn Baum von den Alltagserlebnissen erzählt, mit denen er und seine Kommilitonen konfrontiert wurden. Da ist das sechsjährige Mädchen, das eine große Wasserschüssel auf dem Kopf balanciert, damit die Studenten Wasser für die Toilette haben. Oder die Erkenntnis, dass es weder Elektrobohrer, Betonmischmaschinen geschweige denn eine Steckdose gibt.

"Nur ein Generator läuft mit angehaltener Handbremse", berichtet Baum. Kaum zu glauben, dass sich das Dorf dann für eine Halbzeit eines Fußballspiels im Fernsehen entscheiden muss, weil für 90 Minuten nicht genug Energie da ist.

Aber Handys gibt es zahlreiche. Wie das funktionieren kann, hat Baum beobachtet. "Die werden alle in der nächsten Stadt aufgeladen und mit einer von Hand zu Hand gereichten SIM-Karte genutzt."

Michael Baum hat einige Fotos von seinem Aufenthalt schon bei einem Vortrag im Gemeindehaus gezeigt. "Das hat viele interessiert", sagt er ein wenig stolz. Die vier Wochen im Senegal seien eine wichtige Erfahrung im Leben gewesen, fasst Baum zusammen. "Da wird erst richtig deutlich, in welcher Wegwerf- und Überflussgesellschaft wir leben."

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