Als das Tanzparkett auf der Cadolzburg Heiratsmarkt war

CADOLZBURG - Das Museum auf der Cadolzburg nennt sich nicht umsonst "Burgerlebnis­Zentrum": Sinnlich kann man dort erleben, wie es im späten Mittelalter zuging, wie gespeist, Seife hergestellt oder gekämpft wurde. Jetzt zeigte die Nürnberger Schembart Gesellschaft historische Tänze zum Mitmachen, unterstützt von den Musikern von "Wild Violet" aus Landau an der Isar.

Die Hoch-Zeit der Hohenzollern in Franken, das war in etwa, als Albrecht von Brandenburg, genannt "Achilles", um 1470 den gesamten fränkischen und brandenburgischen Besitz des Hauses Hohenzollern vereinigte. In jener Zeit dürften auch die italienischen Tänze, die Agnes Graf-Then für die Schembart-Leute choreografiert hat, en vogue gewesen sein. "Es gibt zwar keine den Musiknoten vergleichbare Notation für Tänze, aber aus Briefen und anderen Schriftstücken wissen wir über Schrittfolgen und Ähnliches Bescheid", berichtet sie von der historischen Ernsthaftigkeit ihrer Kunst.

Sittsamer Blick

"Der Tanz war am Hof essenziell. Alle gehobenen Schichten — ob Männer oder Frauen — hatten regelmäßig Unterricht beim Tanzmeister. Und natürlich war das Tanzen auch ein Heiratsmarkt", so Graf-Then, "obwohl die Frauen angehalten waren, sittsam zu Boden zu blicken." Das gute Dutzend Schembart-Tänzer, die mehrere höfische Tanzstücke vorführten, war auch stilecht gekleidet, "der burgundischen Mode jener Zeit nachgeschneidert".

Im späten Mittelalter war das Musikerleben streng geregelt: "Es gab fest engagierte Hofmusiker und fahrende Spielleute", erzählt Achim Eberle, der sich selbst als "historischer Hobbymusiker" bezeichnet und seine Musik als "MittelalterweltFolk". Flöten, Harfe, Schlüsselfidel, das waren Instrumente jener Zeit, die in Form von Nachbauten auch heute wieder genutzt werden.

Die Melodien sind eingängig, erste Tanzschritte also leicht zu lernen — deshalb forderten die Schembarter die Zuschauer zum Mitmachen auf. Bis auf ein paar flüchtende Männer versuchten sich alle vergnügt und probierten ein, zwei Tänze aus.

Wer Feuer gefangen hat: Am letzten Samstag im November findet der Kathreintanz im Nürnberger Pellerhof statt. Er läutet das Ende der Tanzsaison im volkstümlichen Brauch ein. Die Schembart Gesellschaft lädt an diesem Abend alle Interessierten zum Tag der offenen Türe ein. Wer gerne tanzt, ist herzlich willkommen. Zur Live-Musik historischer Instrumente können Anfänger erste Schritte wagen, Erfahrene ihr Können zeigen.

Ab 16. Oktober kann man mit der Schembart Gesellschaft in der Villa Leon in Nürnberg Renaissance-Tänze lernen. Am 24. November ist der "Kathreintanz" im Nürnberger Pellerhof.