Als der letzte Chorherr geht, kommt Reformator Luther

10.6.2017, 06:00 Uhr
Als der letzte Chorherr geht, kommt Reformator Luther

© Foto: Sabine Rempe

Ernst und würdig scheint der Augustiner-Chorherr die Eintretenden zu begrüßen – dabei ist es ein Abschied, der hier dokumentiert wird. Die lebensgroße Puppe im historisch anmutenden Habit macht im Heimatmuseum deutlich, was für ein gravierender Umschwung durch Martin Luthers Wirken auch in Langenzenn vor sich ging: Die Klosteranlage der Chorherren mit ihrem bis heute außergewöhnlich gut erhaltenen Kreuzgang war bis dahin das Ziel vieler Wallfahrten gewesen. Als 1537 der letzte Propst starb, endete die Ära der Augustiner in Langenzenn aber für immer.

"Die Reformation war hier allerdings schon 1533 eingeführt worden", macht Heidi Stinzendörfer, Vorsitzende des Heimatvereins, klar. Knapp vier Jahre lang wurde also bereits in der Stadtkirche im Sinne Luthers gepredigt, während gleich nebenan der alte Propst als entschiedener Gegner Luthers beim Markgrafen Georg dem Frommen in Ansbach Beschwerde einlegte. Ohne Erfolg, der Regent war ein früher Anhänger des Glaubensrebellen.

Die Erinnerung an die Zeit der Chorherren ist in der neuen Sonderausstellung jetzt in ein besonderes Gewand gekleidet. Harald Maußner, als zweiter Vorsitzender im Verein aktiv, nähte die Augustiner-Tracht aus schweren Wollstoffen nach den historischen Abbildungen, die bis heute in der Stadtkirche zu finden sind. Authentisch ist auch die Machart: Nicht mit der Nähmaschine, sondern von Hand wurde sehr exakt gestichelt.

Weitere Einblicke in das Leben der Menschen in Langenzenn während des frühen 16. Jahrhunderts geben in der Ausstellung auch Alltagsgegenstände. Aus dem Brandschutt des Spitals, das 1533 von den Flammen vernichtet wurde, stammt unter anderem ein kleiner Kerzenleuchter. Wie das Stück ausschaute, als es neu und im Gebrauch war, macht eine moderne Nachbildung deutlich. Keiner langen Erklärung bedarf das kleine Teil, das ebenfalls im Schutt entdeckt wurde – ein Lauskamm, der einst half, den lästigen Plagegeistern den Garaus zu machen.

Original ist auch ein ganz besonderes Stück: In einer Vitrine ist das Langenzenner Stadtbuch zu bewundern, das anno 1530 angelegt wurde. Ein Plan illustriert, wie man sich die Straßen und Plätze in jener Zeit vorstellen kann. Zwei authentische Tonziegel stehen für das Verbot aus jenen Tagen, Häuser mit Stroh zu decken – eine Konsequenz aus dem verheerenden Brand von 1533. Ganz direkt mit Martin Luther verknüpft ist die Bibel, die 1558 in Wittenberg gedruckt wurde.

Am Samstag um 15 Uhr wird im Heimatmuseum am Martin-Luther-Platz darüber hinaus die neu gestaltete Sammlung der "Langenzenner Pfennige" eröffnet. Unter dem Titel "Ein Heller, ein Gulden – Karl IV. verleiht Langenzenn das Münzrecht" wird sie in Zukunft dauerhaft zu sehen sein und daran erinnern, dass die Stadt einst Münzstätte der Hohenzollern war. Vorgeführt wird ab jetzt auch der neu erworbene historische "Goldgulden".

Geöffnet ist das Heimatmuseum jeweils am ersten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr, wegen der Kirchweih stehen aber auch an diesem Wochenende die Türen offen. Außerdem kann die Ausstellung jeweils an den Aufführungstagen des "Luther"-Stückes ab 18 Uhr besichtigt werden.

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