Als die Kartoffel nach Oberasbach flüchtete

22.9.2017, 16:00 Uhr
Als die Kartoffel nach Oberasbach flüchtete

© Foto: Sabine Rempe

Baggers, Baunzer oder Bauchstecherla – fein säuberlich sind die Rezepte für die traditionellen Köstlichkeiten gleich zu Beginn der neuen Schau aufgereiht. Was sie vereint? Die Kartoffel natürlich, wichtigste Zutat für viele fränkische Gerichte. "Hierzulande sollen die ersten Exemplare 1647 in Rehau bei Hof angebaut worden sein", erklärt Edith Klein, zweite Vorsitzende des Vereins.

Bis zu jenem ersten Auftritt im Oberfränkischen hatte das Nachtschattengewächs schon eine weite Reise hinter sich. Ursprünglich aus Südamerika stammend, war es in Europa eine Weile als Zierpflanze bewundert worden – wegen seiner schönen Blüte. Bis seine inneren Werte erkannt wurden, musste wohl einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden . . .

Die neue Präsentation in den Vereinsräumen im Hüblerhof in der Hirtengasse 2 wurde im Rahmen des Jahresthemas "Flucht und Vertreibung" konzipiert. Auf großes Publikumsinteresse war im März bereits die Wanderausstellung "Erzwungene Wege" gestoßen. Nun wird ein neuer, auf den ersten Blick möglicherweise unerwarteter Aspekt beleuchtet: "Viele Pflanzen, die bei uns schon lange heimisch geworden sind, haben eine Migrationsgeschichte", sagt Edith Klein. Beispiele für solche Gewächse hat Richard Krug in Töpfen herangezogen: So lassen sich jetzt zum Beispiel Hederich, Acker-Rittersporn und Kornrade bewundern. Oder eine zart duftende Kamille, die einst aus Vorderasien nach Franken kam.

Auch ein ganz besonderer Weinstock wird vorgestellt: Er stammt ursprünglich aus Petersdorf bei Mühlbach in Siebenbürgen, Rumänien, und zog mit seinem Besitzer von dort als Erinnerung mit in die neue Heimat Oberasbach. Nicht nur Schauen, sondern auch Schnuppern und Fühlen sind in der kleinen Schau erwünscht. So lässt sich zum Beispiel testen, wie Hopfen duftet. Ein wahrhaft internationales Gewächs.

Das Auf und Ab einer Pflanzenkarriere wird anhand der Tulpe verdeutlicht: "Im 17. Jahrhundert wurden ihre Zwiebeln in Holland zu Spekulationsobjekten", weiß Edith Klein. "Zeitweise entsprachen drei Tulpenzwiebeln dem Wert eines Hauses." Für Spekulanten war das für eine Weile ein lukratives Geschäft – bis der Markt komplett zusammenbrach . . .

Die Ausstellung wird bis 22. Oktober samstags und sonntags jeweils von 14 bis 16.30 Uhr geöffnet sein. Am 23. September steht von 11 bis 17 Uhr ein Aktionstag rund um das Thema auf dem Programm. Neben der Präsentation in der Hirtengasse 2 gibt es dann zusätzlich Informationen auch für Kinder auf der Wiese des Bundes Naturschutz am Milbenweg: Ulla Lippmann stellt dort unter anderem alte Getreidesorten wie Emmer und Einkorn vor.

Keine Kommentare