Als Puschendorfs Diakonissen noch im Schloss wohnten

23.9.2016, 09:06 Uhr
Als Puschendorfs Diakonissen noch im Schloss wohnten

© Ralf Jakob

Die spannende und wechselvolle Geschichte der Gemeinschaft von Diakonissen wurde an diesem besonderen Jahresfest mehrfach thematisiert. Bereits bei der Dekoration der Konferenzhalle wurde deutlich: Alles hat 1926 auf Schloss Jägersburg bei Forchheim begonnen, das der landeskirchliche Gemeinschaftsverband zunächst als Freizeit- und Erholungsheim sowie als Anlaufstelle für interessierte junge Kandidatinnen für verschiedene Aufgaben der Seelsorge an Frauen, Kindern und Jugendlichen gepachtet und vier Jahre später käuflich erworben hatte. Hier ließen sich immer mehr junge Frauen von der Idee einer Glaubens- und Lebensgemeinschaft begeistern und waren dafür auch bereit, ihr bisheriges Leben und mitunter auch ihre berufliche Tätigkeit einer grundlegenden Wandlung zu unterziehen.


Um einer drohenden Enteignung durch die Nationalsozialisten zu entgehen, wurde das Schloss 1943 verkauft und machte die Diakonissen vorübergehend heimatlos. Nach ersten Anfängen direkt nach dem Krieg in Ansbach kam 1949 die entscheidende Wende. Der Deutsch-Evangelische Frauenbund in Fürth schenkte der Schwesternschaft ein kleines Erholungsheim in Puschendorf. 1950 zogen dann die ersten Diakonissen ein. Die Schwesternschaft wuchs und wuchs und so konnten nacheinander die Konferenzhalle, ein neues Mutterhaus, ein Altenheim und ein Gästehaus erbaut und mit Leben erfüllt werden. Seit 1969 gliedert sich die „Dienstbruderschaft“ als Laienorganisation von Frauen und Männern den Diakonissen an und seitdem firmiert man unter dem gemeinsamen Namen „Diakonie-Gemeinschaft“.


In einer Talkrunde am Nachmittag berichteten ehemalige Zivildienstleistende, wie sich ihr Leben durch die Arbeit in der Diakonie-Gemeinschaft verändert hat. In der Nachfolgeorganisation „Crossing“ werden seit fünf Jahren bis zu zehn junge Frauen und Männer aus Programmen des Freiwilliges Soziales Jahres (FSJ) und des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) unter Anleitung eines hauptamtlichen Coaches für ein ganzes Jahr hin zur Berufsfindung und bei der verantwortlichen Gestaltung ihres Lebens begleitet. Ebenfalls am Nachmittag stellte sich auch eine neue Anwärterin für die „SIN.GE.L.-Gemeinschaft“ (= sinnvoll gemeinsam leben) vor. Seit 2011 gibt es die Möglichkeit für alleinstehende Frauen, die sich nicht den strengen Bedingungen eines Ordens unterwerfen und in ihrem bisherigen beruflichen Umfeld weiter wirken wollen, sich dennoch als Mitglied in die Diakonie-Gemeinschaft einzubringen.

Keine Kommentare