Treff für alle

Zirndorfs "Alte Scheune": Das Haus für Junge und Ältere

5.10.2018, 21:00 Uhr
Zirndorfs

© Thomas Scherer

Jugendzentren wird gern nachgesagt, dass ihr Klientel eher eines ist, das nicht ganz konform geht mit der breiten Masse. Ist das tatsächlich so?

Schindzielorz: Nein, überhaupt nicht. Unser Publikum ist bunt gemischt, keinesfalls sind es nur die Jugendlichen, die eh nur Stress machen. Zwar stellen wir fest, dass sie eher die Mittel- und Realschule besuchen und eher nicht in Vereinen eingebunden sind, das lässt sich aber keinesfalls pauschalisieren.

Welches Alter sprechen Sie an?

Schindzielorz: Grundsätzlich ist unser Publikum jünger geworden, das Einstiegsalter liegt bei 10, vor 20 Jahren wäre keiner in dem Alter hier reingekommen. Und sie kehren uns auch früher, mit 18 bis 20, den Rücken. Das ist vermutlich der Schnelllebigkeit unserer Zeit geschuldet, die Jugendlichen sollen schnell einen Ausbildungsplatz finden und schnell erwachsen werden. Nachmittags kommen die Jüngeren von 10 bis 12, abends die Älteren, insgesamt etwa 30 Besucher am Tag. Und klar, die Älteren dominieren die Jüngeren, und da entwickelt sich immer eine Stammclique. Aber wenn die dann rausgewachsen ist, kommt es wieder zu einem Wechsel, dann sind die Nachzügler dran.

Und was ist Ihre Rolle dabei?

Schindzielorz: Wir sind Ansprechpartner, haben immer ein offenes Ohr und begegnen den Kindern und Jugendlichen wertschätzend, das ist ganz wichtig. Haben wir eine Beziehung aufgebaut, kommen sie auch auf uns zu und suchen Rat und Hilfe.

Welche Aufgaben hat das Jugendhaus?

Schindzielorz: Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen nimmt den größten Bereich ein. Das Hauptaugenmerk liegt auf der sinnvollen Freizeitgestaltung und darauf, dass sich die Jugendlichen bei uns wohlfühlen und so sein dürfen, wie sie sind. Das gilt auch in den zwei Bauwagen in den Ortsteilen oder in der Chillbox an der Burgfarrnbacher Straße. Und dann ist da die Kulturarbeit mit 16 Veranstaltungen im Jahr, die ein älteres Publikum anspricht und sehr wichtig für uns ist, um uns zumindest zu einem Teil refinanzieren zu können. Und über unsere Öffentlichkeitsarbeit zeigen wir den Bürgern, was wir hier so machen.

Selbstverwaltung war hier nie ein Thema, oder?

Schindzielorz: Zur Gründungszeit des Hauses gab es zwar ehrenamtliche Jugendliche, doch über die Jahre hat das immer mehr abgenommen und ist inzwischen gar kein Thema mehr.

Heißt das, die Jugendlichen wollen bespaßt werden?

Schindzielorz: Nicht unbedingt, eher wollen sie sich nicht in die Verantwortung nehmen lassen. Es darf nicht zu eng und verpflichtend werden. Was sie suchen und was wir bieten, ist Freiraum, in dem sie abseits der Anforderungen im Alltag — in dem Eltern nerven oder die Schule stresst — ganz ohne Druck mit Gleichaltrigen Zeit verbringen können. Herz des Ganzen ist der offene Treff unterm Dach, mit großem Lümmelsofa und Billard.

Im Mehrzweckraum haben Sie Platz für Bastelangebote, auch in der Chillbox an der Burgfarrnbacher Straße bieten sie Basteln, Spiele oder ähnliches an. Ist das noch gefragt?

Schindzielorz: Das mag zwar altbacken klingen, aber speziell für kreative Dinge sind sie Feuer und Flamme, auch Gruppenspiele kommen nach wie vor gut an. Unheimlich gern sind unsere Besucher auch für Ausflüge zu haben, egal ob zum Rothsee oder zum Lasertag nach Nürnberg.

Dabei heißt es doch, unsere Kinder würden sich viel zu wenig bewegen und nur noch digital miteinander kommunizieren . . .

Schindzielorz: Das kann ich nicht bestätigen. Da sind unsere Jugendlichen auf jeden Fall besser als ihr Ruf. Freilich spielen Handy, Snapchat und Instagram eine große Rolle. Aber ich erlebe sie als relativ offen für alles Mögliche. Wichtig für uns als Pädagogen ist es, bei ihren Bedürfnissen zu sein, einen Draht zu ihnen zu finden. Klar, wenn sie gerade im Billardfieber sind, brauch’ ich nicht mit Kuchenbacken kommen, wofür sie grundsätzlich aber sehr wohl zu haben sind.

Wie etabliert ist das Haus in der Bevölkerung?

Schindzielorz: Aus den Rückmeldungen, die mich erreichen, würde ich sagen, dass das Haus geschätzt wird. Dass Jugendliche mitten in der Stadt einen Platz haben, ist in Zirndorf eine Selbstverständlichkeit. Und das schreibe ich auch unserer Arbeit zu.

Inwieweit?

Schindzielorz: Wir igeln uns hier nicht ein und machen was wir wollen, sondern gehen auf unsere Besucher ein, egal ob es die Jugendlichen oder die erwachsenen Gäste sind, die unsere Goldies Party oder Konzerte besuchen und dann jenseits der Altersgrenze von 30 Jahren sind. Dass die Kombination von Jung und Älter hier funktioniert, ist etwas ganz Besonderes. Manche unserer Stammgäste der Konzertreihe waren schon als Jugendliche da. Sie begleiten das Haus seit Jahrzehnten.

www.altescheune.zirndorf.de.

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