Am Tag, als Tito Morelli starb

22.4.2006, 00:00 Uhr
Am Tag, als Tito Morelli starb

Auf dem Spielplan der Oper Cleveland steht Verdis Oper «Otello“. Ganz oben auf der Besetzungsliste: Tito Morelli (Klaus Hoffmann), ein italienischer Startenor. Die Emotionen in der «Verdi-Suite“ des Hotels, in der alles auf das Eintreffen des großen Sängers wartet, kochen hoch. Der cholerische Operndirektor Saunders (leider zu vernuschelt: Stephan Schmidt) kennt nur den Ehrgeiz, sein Haus und die Theaterkasse gut gefüllt zu sehen, während Sopranistin Diana (Sandra Wolf) Ambitionen ganz anderer Art hegt und Morelli unter Einsatz sämtlicher Reize als Sprungbrett an die großen Opernhäuser der Welt benutzen will.

Max, Saunders eifriger und etwas linkischer Assistent, wird wie Shakespeare-Verdis Otello von Eifersucht geplagt, weil seine Freundin Maggie (Sabrina Behrens, die charmant zwischen Unschuld und zickiger Kratzbürstigkeit pendelt) nur noch Augen und Ohren für ihren Schwarm Tito hat. Die Stadt rotiert; Fans stehen auf der Matte und die gesamte Aufführung auf äußerst wackeligen Beinen, als Max (ein umwerfend komischer Thomas Kiergassner) nach allerhand Verwicklungen Morelli tot auf dem Hotelbett findet.

Im Kostüm des Starsängers, mit geschwärztem Gesicht und falschem italienischem Akzent, schlägt endlich Max’ große Stunde, in der er nicht nur sein Talent als Operntenor unter Beweis stellen kann, sondern auch - als Morelli - endlich den Widerstand seiner geliebten Maggie bricht.

Zu dumm nur, dass der tot geglaubte Tito in der Zwischenzeit wieder auferstanden ist und ebenfalls als Otello verkleidet für gehörige Verwirrung sorgt. Missverständnisse und Zweideutigkeiten zuhauf; eine augenzwinkernde Dramaturgie, die wie in alten Hollywoodfilmen das simultan in Wohn- und Schlafzimmer stattfindende Schäferstündchen der beiden Otellos ausblendet und mit komisch-dramatischer Musik untermalt; Slapstick, der nicht in Klamauk ausartet und auch leisere Momente zulässt: «Otello darf nicht platzen“ verdiente den rauschenden Beifall des bestens unterhaltenen Publikums.

SIGRUN ARENZ

Weitere Aufführung: heute, 20 Uhr, Kulturforum, Große Halle, Würzburger Straße 2. Tickets: 12, ermäßigt 10 Euro an der Abendkasse.