Amanda und die Glückskekse

3.6.2018, 10:36 Uhr
Amanda und die Glückskekse

© Foto: Budig

Wenn es jemand schafft, nur mit dem Vornamen ein Glänzen in den Augen der Menschen hervorzurufen, dann muss er ein großer Star sein: Ronaldo, Madonna, Falko, Shakira, Ötzi – und Jesus. Für Amanda, die diese Reihe beliebig fortsetzen kann, ist also die Sache geritzt, wo sie auf der Skala der Größten einzuordnen ist. Dass ihr diese Überzeugungsarbeit in Fürth so aus dem Stand gelingt, ausgerechnet hier, wo die Menschen ihr Herz schon lange an ein anderes Nilpferd, an Elsbeth, verschenkt haben, zeigt, welcher Zauber von dieser Stoffpuppe ausgeht.

Für den Auftaktabend nimmt es Amanda sportlich: Sie trägt eine blaue Joggingjacke aus Herzogenaurach mit drei weißen Streifen. Sebastian Reich, der manchmal etwas schüchtern neben seiner Rampensau-Begleiterin steht, trägt Jeans und Jackett und ein Amanda-T-Shirt. Und auch sonst gibt seine Zweitstimme aus dem Bauch, die er Amanda leiht, hier den Ton an.

Emotionale Achterbahn

Amanda gibt es ihrem Herrn gleich am Anfang: "Ich werde niemals einen Kerl heiraten, der mit Puppen spielt." Gleichzeitig weiß natürlich auch sie, wer hier wirklich das Sagen hat, zum Beispiel ob sie endlich ein iPhone bekommt. Aber mit Schmeicheleien würde sie es nie versuchen. Der Meister muss schon wissen, wo er steht, nämlich tief unter ihr, und nur, um ihr mit seiner rechten Hand Leben zu schenken. Ein Leben, das mal rhythmisch-tänzerisch, mal schmollend, mal giggelnd oder empört aufschreiend, aber immer im oberen Teil der Skala der emotionalen Ausbruchsmöglichkeiten stattfindet.

Das Fürther Publikum weiß, was von ihm verlangt wird. Dass es mitmachen und Wünsche äußern soll, die auf Zetteln abgeliefert werden. Das Konzept heißt schließlich "Glückskeks" – man zieht philosophische Sentenzen unbekannten Inhalts aus bröseligem Teig. Aus Amandas Mund wirkt manches schöner als schwarz-weiße Wirklichkeit auf Papier das vermag. Zum Beispiel das Thema Roßtal, das sich durch den Abend zieht, unter anderem in diesem Witz: "Ein Vampir wird in Roßtal von der Polizei angehalten: ,Haben Sie etwas getrunken?‘ – ,Ja. Ein Radler‘." Seit 16 Jahren ist der Puppenspieler mit Amanda auf Tour.

Kein Wunder, dass sie nicht mehr den ganzen Abend durchhält und Verstärkung erhalten hat: ein Esel, der vom Comedian zum Trauerredner umgeschult hat, und ein rosa Glücksschwein ohne Fortune.

Wer bisher Mitleid mit Sebastian Reich hatte, wird nun das Lager wechseln, sobald Schweinchen Pig Nic aus seinem Leben als Glücksbringer berichtet: Es begann auf einer Baustelle in Berlin, erst nach und nach erfuhr es, dass dort ein Flughafen entstehen sollte. Später wechselte es nach Wolfsburg zum Bundesligisten und dann zur Volkshochschule in Hamburg. Erst nach und nach begriff Pig Nic die Verwechslung: Nicht der VHS, dem HSV sollte sie Glück bringen. "Das Kleeblatt hat mich nicht gewollt", verkündet Pig Nic, und die Erleichterung ist mit Händen zu greifen.

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