AMC Zirndorf: Motorsport vor dem Aus?

30.7.2017, 14:00 Uhr
Um seine Existenz bangt der 1. Automobil- und Motorradclub Zirndorf, weil der Landkreis Fürth das Sportgelände für die Erweiterung seiner Erddeponie nutzen möchte.

© Will Um seine Existenz bangt der 1. Automobil- und Motorradclub Zirndorf, weil der Landkreis Fürth das Sportgelände für die Erweiterung seiner Erddeponie nutzen möchte.

An das Gespräch vor einigen Monaten im Landratsamt erinnert sich Wolfgang Weiß, 2. Vorsitzender des AMC, als "kurze Geschichte". Der Inhalt hatte es allerdings in sich: Landrat Matthias Dießl erläuterte dem Motorsporttrio – Verkehrsreferent Jürgen Streichsbier und Schriftführer Andreas Weber begleiteten Weiß – noch einmal die bestehenden Verträge. Dabei, so Weiß, habe Dießl dargelegt, dass der Landkreis das Pachtverhältnis für das Sportgelände über das Jahr 2020 hinaus nicht fortsetzen werde. Zwar ist im Schriftsatz ab diesem Zeitpunkt noch jeweils eine zwölfmonatige Verlängerung vorgesehen. Aber nur, falls das Gelände nicht zur Verfüllung gebraucht würde.

"Nachdrücklich", sagt Weiß, der damals den im Krankenhaus weilenden Vorsitzenden Franz Grassinger vertrat, sei man auch auf das bestehende Sonderkündigungsrecht hingewiesen worden. Die Frist dafür beträgt sechs Monate. Die würde, das ergab eine FLN-Nachfrage im Landratsamt, "geltend gemacht werden, wenn vorzeitig aus Kapazitätsgründen auf die dortige Fläche zugegriffen werden müsste". Alternativ für den AMC brachte Dießl eine landkreiseigene Fläche bei Schwaighausen ins Gespräch.

Polizei und Jäger im Nacken

Ihr derzeitiges Areal – die Zirndorfer kennen es als "Schweizer Grube – nutzen die Motorsportler seit 1964, zunächst über lange Jahre geduldet. Einen Vertrag mit dem Landkreis gibt es seit 1999. Dieser lief bis 2011, der zweite eben nun bis zum Jahr 2020. "Vorher", sagt Franz Grassinger, "waren wir doch nur auf der Flucht." Ohne die Möglichkeit, ihren Sport legal auf einem geeigneten Gelände zu betreiben, heizten die Motorradfahrer durch die Landkreiswälder – immer die Polizei, die Jäger oder den Förster im Nacken. Grassinger und Weiß befürchten, dass solche illegalen Aktivitäten wieder zunehmen könnten.

Knapp 160 Sportler trainieren in der Sandgrube neben Recyclinghof, Deponie und dem Areal der Erdbaufirma Hitz, die laut Landratsamt ebenfalls "auf eine in absehbarer Zeit notwendige Kündigung des Vertrags hingewiesen wurde". Allein 80 Jugendliche würden von elf Trainern angeleitet. Vom ADAC sei man immer wieder als Paradebeispiel für Jugendarbeit gelobt worden, sagt Grassinger.

Sechs Veranstaltungen jährlich sind dem AMC genehmigt, eine Grenze, die der Verein nicht ausreizt. Meist werden es vier bis fünf. Auch bei den Fahrerfeldern komme man nie in die Dimensionen, die man eigentlich erreichen dürfe, beteuern die Verantwortlichen.

Aber was wäre nun mit dem vom Landrat genannten Gelände in Schwaighausen? Grassinger und Weiß schütteln beide die Köpfe. Die plane Hochfläche zwischen dem Großhabersdorfer Ortsteil und Bürglein – insgesamt soll der Landkreis hier noch über sieben Hektar Fläche besitzen – wäre allenfalls für die schnellen Moto Crosser geeignet. Der AMC ist allerdings aufgrund seines derzeitigen Trainingsareals in der glücklichen Lage, alle drei Motorradgeländesportarten – neben Moto Cross auch Trial und Enduro – anbieten zu können. Das schaffen in Nordbayern ansonsten nur noch Kronach und Mitterteich. Die Trial-Sportler klettern über Hindernisse, die müssten erst eingebaut werden. Die Enduro-Fahrer benötigten Single-Trails im Wald.

Ein Aushängeschild

Der AMC ist nicht nur einer der größten Sportvereine der Stadt, sondern auch ein Aushängeschild, das betont Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel. Aber: Die Kommune selbst kann ebenfalls kein geeignetes Gelände anbieten. Ohne die Schweizer Grube befürchtet Zwingel das Aus für den AMC: "Ohne Trainingsmöglichkeiten kann man das vergessen."

Doch bei einem Umzug, wohin auch immer, warten behördliche und finanzielle Hürden: Gutachten bräuchte es, speziell in Sachen Lärm-Emissionen, dazu eine Genehmigung als Motorsportstätte. 20 000 Euro kämen da schnell zusammen, meinen die AMC-Verantwortlichen mit Blick auf Summen, die man vor einigen Jahren dafür in Bronnamberg ausgegeben hat.

Unwohl ist Grassinger und Weiß auch bei dem Gedanken an mögliche Proteste in Schwaighausen. Als der Landkreis ab Mitte der 1980er Jahre hier eine Restmülldeponie plante, gründete sich die Bürgerinitiative "Lebensraum Großhabersdorf" und leistete erbitterten Widerstand, bis das Projekt schließlich Ende der 90er Jahre beerdigt wurde. Der Landkreis will sich wohl auch nicht die Finger verbrennen, denn das Thema ist heikel. In der Vorlage für den Umwelt- und Verkehrsausschuss wurde auf den Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim verwiesen, der derzeit eine neue Bauschutt- und Erddeponie baut. Die Standortsuche dafür, steht hier zu lesen, sei "wegen Protesten aus der Bevölkerung mit großen Schwierigkeiten verbunden" gewesen.

Auf Nachfrage, ob nicht etwa Schwaighausen für eine neue Erddeponie in Frage käme, lautet die Antwort, der Landkreis habe keine Pläne. Verwiesen wird zudem auf die Deponierechte in Leichendorf, die es aus "öffentlichem Interesse" heraus auszunutzen gelte. Für Schwaighausen wäre ein aufwendiges, langwieriges Rechtsverfahren notwendig – und: Es gäbe damit "neue Betroffenheiten". Dies, schreibt die Behörde weiter, "gilt es grundsätzlich zu vermeiden".

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