Ammerndorf: Bier mit Charakter

10.5.2016, 21:00 Uhr
Ammerndorf: Bier mit Charakter

© Archivfoto: Leberzammer

Zwei Frauen an der Spitze einer Brauerei sind nach wie vor ein seltenes Bild. „Es hat schon ein wenig gedauert, bis wir von unseren Kunden und Mitarbeitern voll akzeptiert wurden“, erinnert sich Claudia Behounek-Murmann. Doch mittlerweile haben sie sich in der Männerdomäne durchgesetzt. „Wir müssen genauso anpacken und bekommen von den Leuten inzwischen nur noch positive Meinungen zu hören. Die freuen sich, dass es mit uns beim Dorn-Bräu weitergeht.“

Den Schwestern wurde das Brauhandwerk in die Wiege gelegt. „Wir sind da reingewachsen“, erzählt die 30-Jährige. „Dass wir hier weitermachen, stand für uns nie in Frage.“ Tradition, so heißt es, bedeute nicht das Weitertragen der Asche, sondern die Flamme am Brennen zu halten. Und dafür bringen die Murmanns nicht nur dank ihrer Vorfahren beste Voraussetzungen mit. Beide haben Betriebswirtschaft studiert und erfolgreich die Braumeisterprüfung abgelegt. „Die eine mit dem Schwerpunkt Steuerrecht, die andere mit Marketing“, präzisiert Vater Helmut (64), „diese Spezialisierung kommt dem Unternehmen natürlich zugute.“ Beispielsweise bei werbewirksamen Veranstaltungen wie dem Tag der offenen Sudhaustür, dem Bier-Krimi-Festival oder der Bockbiernacht.

Doch den wirtschaftlichen Erfolg führen die Murmanns keineswegs nur auf sich selbst zurück. „In einer kleinen Privatbrauerei trägt jeder einzelne Mitarbeiter zum Gelingen bei“, sagt Claudia Behounek-Murmann. Acht Mitarbeiter inklusive der drei Familienmitglieder zählt der Betrieb, der noch immer mitten im Ortskern bis zu 12 000 Hektoliter pro Jahr produziert. Elf Sorten hat Dorn-Bräu im Angebot – von Landbier über Spezial und Keller bis zu Weizen und Pils. „Am besten verkaufen sich aber das Helle und das Dunkle“, berichtet ihre ein Jahr ältere Schwester Christine.

Nach Colorado

Dass die regionale Herkunft von Nahrungsmitteln – und in Bayern zählt das Bier nun mal dazu – den Verbrauchern immer wichtiger wird, spielt den Murmanns in die Karten und erklärt neben der Qualität ihrer Biere den Erfolg auf einem umkämpften Markt. Nicht nur beim Absatz, auch beim Einkauf setzen sie bewusst auf Regionalität: Ihre Gerstensäfte vertreiben sie entweder direkt oder über Gastronomen und Getränkemärkte in einem Umkreis von etwa 40 Kilometern. Ebenfalls aus Mittelfranken kommen die Zutaten: Gerste aus Frauenaurach, Hopfen aus dem Spalter Land und das Wasser aus der eigenen Tiefenquelle.

Für die Zukunft sehen sie sich gut gerüstet, dazu haben sie erst im vergangenen Jahr in ein neues Sudhaus investiert. Die alte, über 80 Jahre alte kupferne Sudpfanne hatte zwar weiterhin zuverlässig ihren Dienst versehen – und tut dies mittlerweile im US-Staat Colorado, wohin sie verkauft wurde – war aber eben doch nicht mehr auf dem aktuellen technologischen Stand.

Nun wird die Maische in einer modernen, computergesteuerten Edelstahl-Sudpfanne erhitzt. Die Anlage ist wesentlich pflegeleichter und lässt sich sogar via Internet steuern. Dank effizienter Wärmeübertragung und eines Kombibrenners für Gas und Öl wird im Vergleich zur Vorgängerin nur noch die Hälfte an Energie verbraucht. Der Geschmack aber bleibt erhalten – hier konnten und wollten die Murmanns keine Kompromisse eingehen. „Wärmebehandlung, Pasteurisierung und dergleichen gibt es bei uns nicht“, stellt Helmut Murmann klar. Sein Credo: handwerklich gebraute Charakterbiere als Gegenentwurf zu „industriellen Fernsehbieren“.

1 Kommentar