„An den Osterhasen habe ich geglaubt, bis ich neun war“

20.4.2014, 11:00 Uhr
„An den Osterhasen habe ich geglaubt, bis ich neun war“

© Hans-Joachim Winckler

Konzentriert verteilt Eyline Kleber auf einem langen Ohr, das sie aus braunem Papier ausgeschnitten hat. Dann presst die Siebenjährige das Teil energisch auf den Hasenkopf, der griffbereit vor ihr liegt. „Fast fertig“, freut sie sich, „den schenke ich meiner Mama.“ Und auch der Papa soll natürlich nicht leer ausgehen: „Dem habe ich ein Huhn mit langen Federn gemacht, weil er so gut Fahrrad fahren und Fußball spielen kann.“

„An den Osterhasen habe ich geglaubt, bis ich neun war“

© Hans-Joachim Winckler

Gebastelt wird hier mit viel Fantasie und cleveren Ideen. Eine große Hühnergesellschaft ist schon startklar für den Deko-Einsatz. „Die haben wir aus Eierkartons ausgeschnitten, mit gelber Farbe angemalt und verziert“, erklärt Semi (10). Eyline verrät, was sie zur inneren Stärkung von Hase und Huhn in deren Bäuchen versteckt hat: „Klopapierrollen.“

„An den Osterhasen habe ich geglaubt, bis ich neun war“

© Hans-Joachim Winckler

Die Hortgruppe der Kindertagesstätte Christkönig besuchen 28 Schulkinder von der ersten bis zur vierten Klasse. Auf dem Osterferienprogramm standen in dieser Woche unter anderem Eier-Bemalen, Kuchen-Backen und ein großes, selbstgemachtes Frühstück.

Zwanglose Vielfalt

„An den Osterhasen habe ich geglaubt, bis ich neun war“

© Hans-Joachim Winckler

Die Kinder stammen aus elf Nationen. Oliver Heydt (40), Leiter der Einrichtung, macht klar, dass die Vielfalt wichtiger Teil des Miteinanders ist. Ganz automatisch werde voneinander gelernt: „Wenn wir zum Beispiel beim Basteln zusammensitzen, dann sind Feste wie Ostern auch ein guter Aufhänger. Man kommt zwanglos ins Gespräch und tauscht sich aus.“

„An den Osterhasen habe ich geglaubt, bis ich neun war“

© Hans-Joachim Winckler

Im großen Gruppenraum hat Luisa einen ruhigen Platz gefunden. Zusammengerollt kuschelt sich die Zehnjährige in einen Sessel und schmökert versunken in einem offensichtlich unglaublich spannenden Buch mit dem Titel „Schuss! Und Toooor!“ Lesen ist Luisas liebstes Hobby. Warum Ostern gefeiert wird, hat sie allerdings nicht aus einem Buch, sondern im Religionsunterricht gelernt: „Das ist das Auferstehungsfest von Jesus. Er ist davor gestorben und dann für uns wieder auferstanden.“

Semi ergänzt: „Sein Freund hatte ihn verraten, deshalb wurde Jesus von den Wachen festgenommen.“ Er ist Muslim und weiß so gut Bescheid, weil auch „der Islamlehrer davon erzählt hat“.

Chantal (10) hat einfach mal im Internet geschaut, was da über Ostern zu finden ist, und gleich ausgedruckt, was sie entdeckt hat: „Das ist das höchste Fest der Christen.“ Die bunten Eier sind ein Symbol für ewiges Leben und Auferstehung. Und noch etwas hat Chantal aufgestöbert: „In Australien bringt der Kaninchennasenbeutler den Kindern die Ostereier.“

Luisa erzählt: „Wir gehen am Sonntag in die Kirche. Wenn wir zurückkommen, dann suchen wir die Eier.“ Ihre Schwester Johanna (8) weiß: „Manchmal liegen sie im Gebüsch.“ Hoang (8) berichtet, dass seine Großmutter die Nester versteckt. Und was ist mit dem Osterhasen? „An den habe ich geglaubt, bis ich neun Jahre alt war, dann wurde mir langsam klar, wie das wirklich ist – irgendwie schade“, überlegt Chantal. Luisa nickt. Bis vor zwei Jahren war der Fleißige mit den langen Löffeln auch für sie noch ziemlich real. Ihre kleine Schwester kann sogar beschreiben, wie er in ihrer Vorstellung aussah: „Braun, Riesenohren, ein bisschen kuschelig.“ Aber auch Johanna weiß längst, wie dieser Hase läuft: „Das habe ich mit sechs Jahren erfahren.“ Wie denn? „Meine Schwester hat es mir erzählt.“

Und dann kommen ein paar ganz besonders feine Hasen ins Spiel: Die haben die Kinder selbst gebacken. Hoang und Semi erklären: „Die sind aus Rübenkuchenteig.“ Tatsächlich schmecken sie richtig lecker – und machen glücklicherweise überhaupt keinen Versuch, sich zu verstecken.

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