Studenten ahoi: An der Stadtgrenze will Fürth Stärke zeigen

18.10.2018, 21:00 Uhr
Studenten ahoi: An der Stadtgrenze will Fürth Stärke zeigen

© Archivfoto: Hans-Joachim Winckler

Viele Fürther kennen die Brache bestens: Bis Februar 2017 gab es dort einen Recyclinghof. Zwar ist der längst in die Karolinenstraße umgezogen, doch auf dem inzwischen so benamten "Hornschuch-Campus" – einem langgestreckten Areal, das sich von der Jakobinenstraße in Richtung Stadtgrenze erstreckt – rollen immer noch nicht die Bagger.

Zuletzt bremste die Bahn die Pläne des Eigentümers P & P aus. Der DB-Konzern hatte es verschleppt, das Grundstück an den Gleisen von "Bahnbetriebszwecken" zu befreien . Das sei nun endlich geschehen, lässt P & P auf FN-Anfrage wissen. Jetzt wartet das Unternehmen noch auf den Bebauungsplan der Stadt, um Anfang nächsten Jahres die ersten Bauanträge stellen zu können. Mitte oder Ende 2019, hofft man, könnten die Arbeiten beginnen. Los geht es mit dem Bau einer Straße, die das Gelände erschließen wird.

Wie berichtet, ist zur Jakobinenstraße hin ein siebengeschossiger Büroturm mit einem Gebäuderiegel entlang der Bahngleise vorgesehen. Benachbart schließen sich zwei Gebäude an mit etwa 180 Wohnungen für Studenten sowie Menschen, die auf dem Gelände arbeiten. In Richtung Nürnberg folgen schließlich weitere Gewerbebauten für Forschungseinrichtungen, Hochschulen oder Unternehmen, die eng mit diesen zusammenarbeiten möchten.

Der Bebauungsplan der Stadt für das Areal – inzwischen liegt ein Entwurf vor – wird einen Teil des Areals in Fürths erstes "urbanes Gebiet" verwandeln. Das Bundesbauministerium hat diese Kategorie 2017 geschaffen, um unter anderem die Nachverdichtung in Städten zu erleichtern. Kurz gesagt: In einem urbanen Gebiet darf dichter und höher gebaut werden und es darf lauter zugehen als in anderen Vierteln.

Grüne bemängeln Baumschutz

Oberbürgermeister Thomas Jung formuliert das so: Fürth werde auf diesem Gelände "Größe und Stärke" zeigen. Das Areal sei – auch dank der U-Bahn-Anbindung an die neue Uni Nürnberg – ideal für wissenschaftliche Einrichtungen und studentisches Wohnen. Nach Angaben aus dem Rathaus wird P & P zu zwei Dritteln auf Gewerbe und zu einem Drittel auf Wohnen setzen.

Der Stadtrat begrüßt das Projekt parteiübergreifend. Auch die Fürther Grünen stehen grundsätzlich hinter dieser "Revitalisierung einer Industriebrache", wie Fraktionssprecher Harald Riedel sagt. Allerdings beklagen sie in Sachen Baumschutz eine angebliche Sonderbehandlung für das Unternehmen P & P.

Denn: Auf dem Areal müssen etliche Bäume weichen, 65 von ihnen fallen wegen ihrer Größe eigentlich unter die Baumschutzverordnung. Um sie gleichwertig zu ersetzen, müsste der Bauträger, das hat das Umwelt- und Ordnungsamt errechnet, 134 junge Bäume nachpflanzen – oder einen Ausgleich zahlen.. Die Fläche gelte als sogenannter Außenbereich, die Baumschutzverordnung greife also nicht. Im Bebauungsplan will die Behörde aber festlegen, dass P & P 40 Alleebäume entlang der Erschließungsstraße zu pflanzen habe sowie 49 auf dem Rest des Baugrunds. Macht in Summe 89. "Somit", heißt es, "kann ein angemessener Ausgleich für die nicht zu erhaltenden Bäume sichergestellt werden."

Die Grünen sehen das ganz anders, sie stehen an der Seite des Ordnungsamts. Wenn statt 134 nur 89 Bäume gepflanzt werden, habe P & P für die Differenz von 45 Bäumen einen Ausgleich zu zahlen, laut Satzung 882 Euro pro Gewächs.

Noch ist nichts endgültig entschieden. Der Bebauungsplanentwurf ist demnächst für vier Wochen öffentlich einsehbar, damit auch Bürger Stellung nehmen können.

Der Bebauungsplanentwurf liegt vom 2. November bis 7. Dezember im Technischen Rathaus (Ebene 2.2) in der Hirschenstraße aus.

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