"Angaschmoo": Studenten helfen bei seelischem Leid

14.2.2019, 21:00 Uhr

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Es sind erschreckende Zahlen: Rund 27 Prozent der Erwachsenen erkranken im Jahr an einem psychischen Leiden. Doch obwohl es so viele Betroffene gibt, sind Themen wie Depressionen oder Angststörungen in der Gesellschaft immer noch kaum präsent, werden Leidtragende stigmatisiert.

Um Abhilfe zu schaffen, hat die Wilhelm-Löhe-Hochschule der Diakonie Neuendettelsau bereits vor drei Jahren eine Kooperation mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst von Stadt und Landkreis angestoßen. Nun, nachdem der Praxistest erfolgreich war, wurde der Vertrag offiziell unterzeichnet. Mit dem Start des neuen Semesters können Studenten ehrenamtlich beim Sozialpsychiatrischen Dienst mitarbeiten. Ein Jahr lang dauert der Einsatz, der wöchentlich mindestens eine Stunde umfassen sollte. Anton Berndl, Leiter der Bezirkseinrichtung, weiß aber, dass viele darüber hinaus bleiben oder ihr Engagement aufstocken. "Für die persönlichen Bindungen, die zwischen den Patienten und den Studenten entstehen, opfern sie oft mehr Zeit als ursprünglich vorgesehen", sagt Berndl. Die Hälfte der bislang elf am Projekt beteiligten Studenten sei über das vorgeschriebene Jahr hinaus noch ehrenamtlich dabei geblieben.

Abbau von Barrieren

Die angehenden Manager im Gesundheitswesen oder Gesundheitsökonomen unterstützen hauptsächlich Menschen, die wegen ihrer Erkrankung keine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben mehr haben. "Wenn sie es schaffen, mit der Hilfe der Studenten einmal pro Woche einkaufen zu gehen, ist viel erreicht", sagt Gesundheitswissenschaftlerin Stefanie Richter von der Löhe-Hochschule, die das Projekt mitbetreut. Sich nicht mehr allein vor die Tür zu wagen, sei für die Betroffenen oft belastender als die Krankheit selbst. "Die Scham ist dann sehr groß."

Auf der anderen Seite gelte es auch, Vorurteile der Studenten abzubauen, die oft großen Respekt vor psychischen Erkrankungen haben. Damit auch die Chemie zwischen den Patienten und den Studierenden passt, steht beiden ein Berater des Sozialpsychiatrischen Dienstes zur Seite. Außerdem gibt es regelmäßige Treffen mit den Studenten sowie Veranstaltungen an der Hochschule, die sich mit dem Thema psychische Erkrankungen auseinandersetzen.

Der Sozialpsychiatrische Dienst in Stadt und Landkreis Fürth absolviert im Jahr rund 700 Hausbesuche. Neun fest angestellten Mitarbeitern stehen 45 Ehrenamtliche gegenüber. Nach dem Kooperationsjahr mit der Löhe-Hochschule könnten es noch einige mehr werden.

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