Angst an der Horbacher Tongrube

11.10.2018, 14:00 Uhr
Angst an der Horbacher Tongrube

© Thomas Scherer

In den letzten September-Tagen "wurden in der bis vor kurzem aufgelassenen Tongrube Horbach zuletzt gezählte 84 Gelbbauchunken durch schweres Gerät und Schotter vom Leben in den kalkulierten Tod planiert. Da wir bei Behörden und Verbänden keine Anteilnahme finden konnten, möchten wir unser großes Bedauern mitteilen, in der Hoffnung auf Mitgefühl".

Mit dieser Botschaft hat sich ein Ehepaar aus der Nachbarschaft der alten Lehmgrube an die Öffentlichkeit gewandt. Mit einer Mischung aus Zorn und Ohnmachtsgefühl steht ein Anwohner vor dem Zaun und blickt hinab auf die Bagger, die Tabula rasa gemacht haben. Ein kleines Naturjuwel, klagt das Paar, solle aus "reinem Gewinnstreben eines Unternehmens zerstört werden"; dort hätten sich über 40 Vogelarten, Libellen, geschützte Amphibien und Rehe angesiedelt. Mehr als 20 Jahre solle der Tonabbau laufen. Lärm und Dreck durch zusätzliche Lkw seine die Folge. Früher diente die Lehmgrube dem Tonabbau der alteingesessenen Dampfdachziegelei Lotter und Stiegler von 1898, etwa 2002 verkauft an die Erdbau- und Abbruch-Firmengruppe von Michael Reithelshöfer, jetzt betrieben vom Aufbereitungszentrum Horbach (AZH).

Heute berufe sich das Unternehmen auf eine alte Abbaugenehmigung von 1985/86, doch die erlischt nach vier Jahren — von 2000 bis etwa 2012 sei kein Ton mehr abgebaut worden, argumentieren die Anwohner. Dies bestätigen eine als Gutachterin bestallte Landschaftsarchitektin ("jahrelang kein Abbau betrieben") und Alteigentümer Stefan Lotter in einem Brief von 2016, der den FN vorliegt.

Die größte Sorge der Nachbarn: Will das AZH die Grube nach dem Tonabbau als Bauschuttdeponie nutzen, wie schon einmal beantragt? Nein, sagt Geschäftsführer Stefan Köhn auf Anfrage der FN, "das ist in unserem Antrag nicht enthalten". Das AZH wolle vielmehr wiederverfüllen und den vorherigen Zustand mit Aufforstung wiederherstellen. Die Vorwürfe der Anwohner seien falsch — "eine Kampagne läuft". Man werde alle Einwände sorgfältig prüfen.

Das Landratsamt ist dafür nicht mehr zuständig. Aber es verfügt über ein altes Vorrecht von 1983, auf Teilen des AZH-Geländes eine Erweiterung der anliegenden Kreis-Bauschuttdeponie Horbach anzulegen. Gespräche laufen, bestätigt Firmenchef Köhn. Bürger fürchten, dies könne sich zu einer regelrechten Mülldeponie ausweiten. Der Langenzenner Stadtrat berät nun heute Abend über einen Antrag der SPD, ob eine solche Abfalldeponie durch einen Bebauungsplan zu verhindern ist.

Genehmigt wird der AZH-Antrag von einer Bundesbehörde, dem Bergbauamt Nordbayern in Bayreuth, denn bei Ton-Bodenproben in der Grube wurde festgestellt, dass es sich um einen Bodenschatz im Sinne des Bundesberggesetzes handelt — um säurebeständigen Ton, der dazu geeignet ist, säurefeste Erzeugnisse herzustellen. Die Behörde hat ein Anhörungsverfahren durchgeführt, so Bergdirektor Norbert Weiß, der sein Schreiben mit "Glückauf" schließt. Der Anwohner am Zaun will ihn jedenfalls anzeigen.

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