Anti-Amok-Einsatz in Fürth: Polizei probt den Ernstfall

9.1.2019, 06:00 Uhr
Anti-Amok-Einsatz in Fürth: Polizei probt den Ernstfall

© dpa

Erst am Montag hat ein vermeintlicher Amoklauf an der Leopold-Ullstein-Realschule Aufsehen erregt. Ein Fehlalarm. Gab dieser Einsatz den Ausschlag für die kommende Übung? Auf keinen Fall, sagt Michael Dibowski, Leiter der Polizeiinspektion Fürth. "Wir planen das schon seit Oktober."

Im Grunde müssen seine Leute sogar viermal im Jahr ein sogenanntes Einsatztraining absolvieren, in dem sie auch das richtige Verhalten bei einer "Amok-Lage" proben. Allerdings sind das kleinere Übungen mit zehn bis 15 Mann; zuletzt diente als Schauplatz häufiger das leer stehende City-Center, das umgebaut wird.

Vom 21. bis 24. Januar wird nun in Stadeln eine Übung in einem deutlich größeren Rahmen ablaufen. Täglich werden jeweils rund 120 Polizisten auf den Beinen sein, sie kommen nicht nur aus Fürth, sondern auch aus den Inspektionen Zirndorf, Stein, Nürnberg West und von der Verkehrspolizei. Dibwoski zufolge sind es jene Dienststellen, deren Kräfte bei einer Gefahrenlage in der Kleeblattstadt binnen 15 Minuten als Verstärkung vor Ort sein könnten.

Rund 30 Auszubildende der Bereitschaftspolizei als "Opfer"

Gemeinsam proben sie täglich zweimal die ersten 30 Minuten eines Amoklaufs - also jene Phase, in der die Streifenpolizisten vor Ort noch auf sich allein gestellt sind, bis schließlich die Spezialeinheiten anrücken. Für ein möglichst realistisches Szenario stellen rund 30 Auszubildende der Bereitschaftspolizei die Opfer dar.

Der Stadelner Festplatz dient täglich als Sammelpunkt. Dass die Polizisten dort ihre scharfe Munition abgeben und durch Platzpatronen ersetzen, wird "mindestens zweimal überprüft", sagt Matthias Linn, der die groß angelegte Übung mit einem Kollegen vorbereitet hat. "Wir haben da ein sehr ausgeklügeltes Sicherheitskonzept."

Vom Festplatz brechen die Einheiten zum Tatort auf. Ein leer stehendes Bürogebäude in der Alfred-Nobel-Straße wird zur Arbeitsagentur, in der sich ein Amokläufer aufhält. Die Polizisten in ihrer schweren Schutzausrüstung erleben einen Einsatz, der sie körperlich und psychisch fordern soll. Schüsse fallen, Menschen rennen in Panik aus dem Gebäude, Verletzte rufen um Hilfe. Die Einsatzleiter müssen das richtige Vorgehen festlegen, die Polizisten sich um die Opfer kümmern und gleichzeitig das Gebäude sichern. "Das wirkt alles echt, da vergisst man schnell, dass es nur eine Übung ist", kündigt Michael Dibowski an. Trainer haben alles im Blick und geben den Teilnehmern in einer abschließenden Besprechung Rückmeldung.

Um niemanden zu verunsichern, betont der Polizeichef: "Es gibt keinen konkreten Anlass für die Übung." Man wolle lediglich für den Fall der Fälle vorbereitet sein. In den kommenden Tagen wird die Polizei die Anwohner in Stadeln sowie die Leiter der Stadelner Schulen über das Vorhaben informieren.

Erst im Mai 2018 hatte die Polizei - allerdings ohne Fürther Beteiligung - einen Terror-Ernstfall am Nürnberger Flughafen simuliert.

1 Kommentar