Anwanden: Zoff um Baustelle beim Wolfsgangshof

10.7.2018, 12:00 Uhr
Anwanden: Zoff um Baustelle beim Wolfsgangshof

© Foto: Thomas Scherer

Die Straße vom Roßtaler Ortsteil Weitersdorf Richtung Wolfgangshof endet derzeit abrupt an der Gemarkungsgrenze zu Zirndorf – zumindest der asphaltierte Teil. Ab dort zieht sich eine Sandpiste bis zum Faber-Gut. Die Kreisstraße FÜ 22 wird ausgebaut, parallel zu der Trasse entsteht außerdem ein Fuß- und Radweg. Ziel des Umbaus: mehr Sicherheit für den Verkehr.

Günter Hochberger und Gerhard Lauchs von der Teilnehmergemeinschaft zur Flurneuordnung Weitersdorf-Roßtal lassen den Blick über die Baustelle schweifen. Sie seien, sagen sie, stellvertretend auch für ihre Nachbarn im Dorf, angesichts der Dimensionen des Projekts "alle ziemlich erschrocken". Straße plus Radweg plus Begleitgrün, rechnen sie vor, machten immerhin über 20 Meter aus.

Der Flächenverbrauch ist der größte Kritikpunkt. Speziell den Geh- und Radweg hätte es nach Meinung der beiden Weitersdorfer nicht gebraucht. Schließlich läuft in ihrem Ort – wenn auch recht zäh – die Flurneuordnung. In deren Zuge wird der sogenannte Kuhweg ausgebaut, der südlich vom Wolfgangshof an die Kreisstraße FÜ 14 (Anwanden—Großweismannsdorf) anschließt. Den hätten Radfahrer, wenn man ihn komplett asphaltiert hätte, wunderbar nutzen können, meint das Duo – eine auch für den Landkreis kostengünstige Lösung.

Schon vor knapp zwei Jahren hatte die grüne Kreistagsfraktion im Bauausschuss für die Kuhweg-Lösung plädiert, fand damit aber kein Gehör: Als "für unsere Zwecke nicht geeignet", mit diesen Worten hatte Landrat Matthias Dießl den Vorstoß seinerzeit vom Tisch gewischt. Ein Umweg für Radler; keine Anbindung des Wolfgangshofs, keine asphaltierte Trasse und deshalb bei schlechter Witterung nur eingeschränkt nutzbar – und: Verlaufe der Weg nicht parallel zur Straße gebe es auch keine Zuschüsse – das waren seinerzeit seine Argumente.

Das eine oder andere bekamen die Zuhörer auch auf der Baustelle zu hören, als sie sich vor Ort vom Landrat über das Projekt informieren ließ. Die Veranstaltung der Zirndorfer CSU stieß auf unerwartet großes Interesse: Rund 40 Bürger waren dabei und wollten einiges wissen: Warum wird die Kreuzungssituation in Anwanden nicht mittels eines Kreisels gelöst? Warum wurden an der Allee am Wolfgangshof mehrere Bäume abgeholzt? Warum wird die Straße ausgerechnet dann ausgebaut, wenn zeitgleich die Bahn die Unterführung bei Weitersdorf erneuert, was für konzentrierten Bauverkehr durch die Orte sorgt?

In Erklärungsnot

Geballt prasselten die Fragen auf den Landrat ein, der, so schildern es Teilnehmer der Veranstaltung gegenüber den FN, durchaus in "Erklärungsnot" gekommen sei. Nicht beantworten konnte Dießl etwa die Frage, warum sich von Anwanden aus neben der Sandtrasse eine asphaltierte Behelfsstraße zum Wolfgangshof zieht, die in keinem Plan zu finden war.

Die Masse der Anwesenden witterte dahinter eine Gefälligkeit für Faber-Castell. Doch Elke Engelmann von der gräflichen Vermögensverwaltung stellte fest, "dass wir die nicht gebraucht hätten", gleiches gelte für den neuen Radweg. Aus ihrer Sicht hätte es die kostengünstigere Lösung getan, den bestehenden Weg auf der Südseite des Gutes aufzuschottern, der vom Parkplatz zur Kreisstraße FÜ 14 führt. Von der Veranstaltung hatte sie "nur durch Zufall erfahren". Ihr sei es wichtig gewesen, vor Ort präsent zu sein, sagte Elke Engelmann, "denn es war klar, dass sich der Unmut gegen uns richtet. Und ich wollte klarstellen: Wir sind das nicht."

Für Unmut hatte bei den Anwandenern und Weitersdorfern darüber hinaus die Tatsache gesorgt, dass die mit den Arbeiten beauftragte Firma zwar Ende April angerückt war und die Baustelle abgesperrt hatte, dort danach aber zwei Wochen erst einmal nichts passierte.

Dem widerspricht Christoph Eichler. Auf der Weitersdorfer Seite hätten Erd- und Kanalarbeiten stattgefunden, die Sperrung der Straße war deshalb notwendig, sagt der zuständige Abteilungsleiter im Staatlichen Bauamt. Zu groß, zu teuer, zu viel Flächenverbrauch – das waren seinerzeit die Argumente gegen die Kreisellösung. Im Nachgang der CSU-Veranstaltung beschäftigt sich seine Behörde aber wieder damit. Die gefällten Bäume? Sie hätten für den Bau weichen müssen, würden aber ersetzt. Dass beide Projekte nun zeitgleich laufen, sei diversen Verschiebungen geschuldet. Die Aufregung versteht Eichler nicht. Denn: Mit Sperrungen und Bauverkehr hätten die Anlieger ohnehin leben müssen, dann eben über einen längeren Zeitraum.

Trasse auf der Folie

Und wer ist für die Behelfsstraße verantwortlich? Das Staatliche Bauamt. Der Wolfgangshof als Veranstaltungsort müsse störungsfrei erreichbar sein, so Eichler, das habe man zu gewährleisten. Die Trasse liegt auf einer Folie. Sobald die Kreisstraße und der Radweg Ende des Jahres fertig sind, wird alles zurückgebaut, Mutterboden aufgeschüttet und bepflanzt.

Was in Weitersdorf ebenfalls für Ärger sorgt, sind Äußerungen, wie sie heuer im Frühjahr im Kreisbauausschuss zu hören waren: Der zweite Bauabschnitt vom Wolfgangshof zum Roßtaler Ortsteil verzögere sich nicht nur wegen des Flurbereinigungsverfahrens, sondern auch wegen der Grundstücksverhandlungen mit den Landwirten. Von Gesprächen und Verhandlungen, die andauerten, spricht das Landratsamt jetzt auf Anfrage unserer Redaktion, wegen des laufenden Verfahrens könne man keine Auskünfte erteilen.

Neben Faber-Castell sind drei Landwirte aus Weitersdorf betroffen, einer davon ist Harald Beck. "Mit uns hat konkret noch niemand gesprochen", sagt er auch namens seiner beiden Kollegen. Dass der zweite Baustellen-Abschnitt noch vor dem Startschuss Staub aufwirbelt – dafür will sich das Trio nicht den Schwarzen Peter zuschieben lassen.

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