Ärger über Guttenberg: „Er ist kein gutes Vorbild“

23.2.2011, 22:00 Uhr
Ärger über Guttenberg: „Er ist kein gutes Vorbild“

© Hans-Joachim Winckler

„Wer so in der Öffentlichkeit steht, muss einfach damit rechnen, dass seine Arbeiten auseinandergenommen werden.“ Sagt Denise Innocente und findet Guttenbergs Verhalten ungeschickt: „Ich glaube, im Studium macht so etwas doch jeder“, überlegt die 24-Jährige, die Sozialarbeit studiert. Selbstverständlich vermeide man aber doch wohl, Passagen mehr oder weniger wortwörtlich zu übernehmen. Im Falle Guttenberg ist ihr Fazit eindeutig: „Er hätte wissen müssen, dass das Risiko viel zu groß war.“

Ärger über Guttenberg: „Er ist kein gutes Vorbild“

Wenig Illusion macht sich auch Jens Warnecke: „Ich glaube, es gibt keine Doktorarbeit, in der nicht zitiert wird, ohne die Quellen zu nennen“, vermutet der Hörgeräte-Akustiker. Den Wirbel, den die Plagiats-Vorwürfe in diesem Fall auslösten, schreibt der 25-Jährige der Bekanntheit Guttenbergs zu. Der fränkische Adelige, der als Star in Merkels Kabinett gehandelt wird, ist indes nicht in seiner Achtung gesunken: „Wenn er sich zur Kanzler-Wahl stellen würde, bekäme seine Partei meine Stimme“, sagt Jens Warnecke.

Ärger über Guttenberg: „Er ist kein gutes Vorbild“

Grundsätzlich, erklärt Felix Trost, sei ihm die Doktorarbeit des Verteidigungsministers erst einmal egal: „Hauptsache, er macht seinen Job gut.“ Trotzdem wüsste der 20-Jährige, der eine Ausbildung zum Speditionskaufmann macht, aber gerne, was denn nun wahr ist: „Er soll sagen, was los ist, dann weiß man wenigstens, woran man ist.“ Karl-Theodor zu Guttenberg findet er aber nach wie vor sympathisch.

Ärger über Guttenberg: „Er ist kein gutes Vorbild“

„Die ganze Sache wurde meines Erachtens von der Opposition und den Medien hochgespielt, weil zu Guttenberg so beliebt ist“, sagt Tobias Freitag. Für den 19-Jährigen, der momentan ein Freiwilliges Soziales Jahr im Klinikum Fürth absolviert, hat der CSU-Politiker nicht an Ansehen eingebüßt: „Ich finde ihn nach wie vor gut, weil er für junge Politik steht.“ Die Affäre ist für Tobias Freitag mit Guttenbergs Rückzug vom Doktortitel beigelegt: „Das war ein guter Schritt.“

„Er hat Narrenfreiheit“

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Hilde Langfeld, Frauenbeauftragte der Stadt Fürth, ist verärgert: „Nur ein Mann kann mit solchen Ungereimtheiten bestehen. Eine Frau wäre schon längst weg vom Fenster.“ Mehr noch. Die 45-Jährige ist sich sicher, dass „bei einem Mann grundsätzlich ein Auge zugedrückt und sehr großzügig verfahren wird“.

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Auch wenn der Vergleich etwas hinke, falle ihr doch spontan der Fall Käßmann ein. Die evangelische Theologin war nach einer Alkoholfahrt vor einem Jahr von ihren Ämtern zurückgetreten: „Sie hat sofort die Konsequenzen gezogen. Guttenberg aber klebt an seinem Amt und genießt meiner Meinung nach eine Art von Narrenfreiheit.“

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Caro Meyer ist 16 und besucht das Fürther Helene-Lange-Gymnasium. Die Schülerin macht unmissverständlich klar: „Zu Guttenberg ist kein gutes Vorbild.“ Was sie vor allem stört , ist die Tatsache, dass „er zunächst alles abgestritten hat, um dann irgendwann doch auf seinen Titel zu verzichten“. Dieses Verhalten sei für sie allzu offensichtlich: „Für mich hat er die Glaubwürdigkeit verloren.“