Ärztlicher Bereitschaftsdienst: Kritik auch in Fürth

22.3.2018, 11:00 Uhr
Ärztlicher Bereitschaftsdienst: Kritik auch in Fürth

© Foto: Norbert Michalke/epd

Der ärztliche Bereitschafts- oder Notdienst wird oft verwechselt mit dem Notarzt. Doch während der Notarzt Teil des Rettungsdienstes mit der Rufnummer 112 ist, handelt es sich beim Bereitschaftsdienst um die Vertretung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte außerhalb der regulären Sprechstunden, zu erreichen über die bundesweit einheitliche Telefonnummer 116 117.

Bisher war dieser Service dezentral organisiert. In lokalen Gebietseinheiten waren die Ärzte im Wechsel auch nachts, an Wochenenden, Feiertagen und Mittwochnachmittags für die Patienten da und versorgten diese in der eigenen Praxis oder, beispielsweise bei einem schlimmen Brechdurchfall, auch via Hausbesuch. Zusätzlich gab es hie und da Bereitschaftspraxen als feste Anlaufstelle für dringliche, aber nicht lebensbedrohliche Fälle. In Fürth findet man die Allgemeine Ärztliche Bereitschaftspraxis am Klinikum im Untergeschoss der ehemaligen Frauenklinik.

Nun ändert die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) das System. Sie weitet das Netz der Bereitschaftspraxen aus – bis Ende 2018 soll es rund 110 geben, 30 mehr als zuvor. Zugleich legt sie die kleinen Bereitschaftsdienstbereiche zusammen, sodass größere Einheiten entstehen.

In Mittelfranken sind seit Februar Praxen in Ansbach, Neustadt/Aisch, Rothenburg und Dinkelsbühl in Betrieb, soeben kamen Roth und Weißenburg hinzu. Die "Bereitschaftsdienstregion Erlangen-Fürth" wird mit den schon bestehenden Praxen in Erlangen und Fürth ab August eingerichtet. Langenzenn, Wilhermsdorf und Großhabersdorf gehören zur schon installierten Region Ansbach-Neustadt/Aisch mit vier Bereitschaftspraxen. "Ein Unding", so die hiesige Landtagsabgeordnete Gabi Schmidt (Freie Wähler). Sie moniert, bei nur zehn Praxen (ohne Nürnberg) in Mittelfranken müssten "gerade auf dem flachen Land" Kranke viel zu weite Wege zurücklegen. "Wenn sie es denn schaffen." Ihr Urteil: "Der Bereitschaftsdienst am Land ist mangelhaft."

Unmut gibt es auch bezüglich der Hausbesuche. Das hat mit der Ausdehnung der neuen Bereitschaftsdienstregionen zu tun. Erlangen-Fürth etwa ist künftig von Pommersfelden bis Roßtal und von Vestenbergsgreuth bis Uttenreuth zuständig, Ansbach-Neustadt von Oberscheinfeld bis Weiltingen und von Rothenburg bis Windsbach. Großhabersdorfs Bürgermeister Friedrich Biegel sieht eine "Verschlimmbesserung" zulasten der Mediziner. Sie müssten bei Hausbesuchen deutlich längere Strecken bewältigen als bisher. Nach Gesprächen mit Betroffenen befürchtet er: "Die sind die ganze Nacht im Auto unterwegs."

Am Steuer sitzt der Arzt nach dem neuen Konzept nicht mehr. Ein medizinisch ausgebildeter Fahrer chauffiert ihn. KVB-Sprecherin Birgit Grain erklärt dies auch mit dem besseren Schutz vor Gewalt für Ärzte und Ärztinnen, wenn diese fremde Wohnungen (nachts) nicht mehr alleine betreten müssen. Pro Region seien je nach Uhrzeit mindestens ein Arzt und ein Fahrdienst vorgesehen.

Grain räumt ein, dass sich die Fahrtstrecken verlängern. Doch seien die neuen Gebiete so konzipiert, dass jeder Patient in maximal einer halben Stunde eine Praxis erreiche. Als ein Ziel der Reform nennt sie die Entlastung niedergelassener Ärzte. Hatte ein Doktor bisher oft mehrere Wochen am Stück Bereitschaftsdienst, seien es künftig "nur noch ein paar Tage im Jahr". Erreichen will die KVB das durch die besagte Ausdehnung der Dienstregionen und einen Pool von 1000 freiwilligen privaten und Krankenhaus-Ärzten; sie stehen bayernweit als Reserve zur Verfügung und reisen an, wenn sie gebraucht werden.

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