Ärztlicher Bereitschaftsdienst wird neu geordnet

22.6.2014, 21:00 Uhr
Die Neuordnung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes im Raum Wilhermsdorf soll zur Entlastung der dort praktizierenden Ärzte beitragen. (Symbolbild)

© colourbox.de Die Neuordnung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes im Raum Wilhermsdorf soll zur Entlastung der dort praktizierenden Ärzte beitragen. (Symbolbild)

Die Mediziner im Raum Wilhermsdorf mussten deshalb viel häufiger Bereitschaftsdienst leisten als ihre Kollegen andernorts. Weil dieser Service aufgrund der großen Belastung langfristig nicht aufrechterhalten werden konnte, hat die Wilhermsdorfer Dienstgruppe die KVB gebeten, die Bereitschaftsdienste umzustrukturieren. Dieser Bitte ist der Vorstand der Organisation nachgekommen. Ganz einfach war das freilich nicht, denn zur Entlastung der Wilhermsdorfer Ärzte waren eine intensive Abstimmung mit den benachbarten Bereitschaftsdienstgruppen und eine neue Aufteilung der Dienstgebiete nötig.

Zum 23. Juni werden die Gruppen Langenzenn und Cadolzburg/Roßtal aufgelöst und die dazugehörigen Arztsitze auf die benachbarten Bereiche aufgeteilt. Durch die Vergrößerung der Dienstgruppe Wilhermsdorf um das westliche Gebiet inklusive der Arztsitze von Langenzenn konnte die Belastung im Bereitschaftsdienst in der Gruppe Wilhermsdorf von bisher jährlich 33 auf 15 Tage je Arzt gesenkt werden.

Ärztlicher Bereitschaftsdienst wird neu geordnet

© Grafik: FN

Außerdem wurde die Dienstgruppe Herzogenaurach um einen Teil des nördlichen Gebietes der Gruppe Wilhermsdorf sowie um Tuchenbach vergrößert. Neu ist auch die Zuordnung von Großhabersdorf zur Wilhermsdorfer Dienstgruppe

Der östliche Teil der ehemaligen Dienstgruppe Langenzenn sowie fast die komplette ehemalige Dienstgruppe Cadolzburg/Roßtal wurde an die Großgruppe Fürth angegliedert. Patienten aus diesem Bereich, die außerhalb der üblichen Sprechstundenzeiten medizinische Hilfe suchen, haben eine Alternative zum Bereitschaftsdienst: Sie können sich nämlich auch an die Bereitschaftspraxis im Untergeschoss der alten Frauenklinik am Klinikum Fürth wenden. Mittwochs ist diese Anlaufstelle von 15 bis 18 Uhr besetzt, am Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 9 bis 18 Uhr.

Die Umstrukturierung hat auch Auswirkungen für die Patienten. Auf sie kommen möglicherweise weitere Wege und längere Wartezeiten als bisher zu. Ärzte, die im Rahmen des Bereitschaftsdienstes Hausbesuche machen, sind natürlich im ungünstigsten Fall auch unterwegs. Doch die Alternative wären nach Einschätzung der KVB erhebliche Versorgungslücken gewesen. Ohnehin sollen Hausbesuche im Bereitschaftsdienst künftig in der Regel nur noch dann erfolgen, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht.

Im Bundesmantelvertrag wird dazu ausgeführt, dass Patienten „einen Anspruch auf Besuchsbehandlung nur haben, wenn ihnen das Aufsuchen des Arztes in dessen Praxisräumen wegen Krankheit nicht möglich oder nicht zumutbar ist“. Die Vermittlung im Ärztlichen Bereitschaftsdienst ist rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche bundesweit unter der kostenfreien Telefonnummer 116 117 zu erreichen.

Der Bereitschaftsdienst, den niedergelassene Ärzte nachts, an Wochenenden und an Feiertagen zusätzlich zu einer durchschnittlich 50 Stunden umfassenden Arbeitswoche leisten, bedeutet laut KVB nicht nur Stress für den einzelnen Arzt, sondern ist auch eine Belastung für seine Familie. Die hohe Dienstfrequenz sei gerade für junge Mediziner ein gravierendes Argument gegen die Niederlassung in eigener Praxis.

Mit den Umstrukturierungen im Bereitschaftsdienst sollen nicht nur die dienstverpflichteten Ärzte entlastet werden, sondern es soll auch die Übernahme von Praxen, insbesondere in ländlichen Räumen, wieder attraktiver werden. Die geringe Bereitschaft zur Niederlassung auf dem flachen Land sieht auch der Sprecher des Fürther Ärztenetzes, Dr. Franz Jobst, als ein großes Problem an. Die Notwendigkeit der Umorganisation des Bereitschaftsdienstes wird nach seinen Worten von keinem Arzt bezweifelt. Bei mehreren Infoveranstaltungen sind die Mediziner mit den Neuerungen vertraut gemacht worden.

Die Begeisterung hält sich laut Jobst freilich in Grenzen. Schließlich sind die Dienstgebiete größer geworden, was in der Praxis längere Anfahrtswege mit sich bringt. Deshalb müsse bei Anforderungen künftig noch intensiver überlegt werden, ob tatsächlich die Notwendigkeit für einen Hausbesuch besteht oder ob sich der Patient zur Vermeidung von Wartezeiten nicht besser gleich zur Notfallpraxis bringen lässt.

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