Auf der Spur der Strahlen

5.4.2014, 06:00 Uhr
Auf der Spur der Strahlen

© Sippel

Es gehe darum, Transparenz zu schaffen und die Strahlenbelastung für Mensch und Natur zu verringern, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Norbert Schikora (Bündnis 90/ Die Grünen), der den entsprechenden Antrag gestellt hatte, wies auf sich „überschneidende Netzstrukturen“ hin und plädierte speziell mit Blick auf die kommunalen Grenzstrukturen für eine Zusammenarbeit mit Zirndorf und Stein. Denn: „Eine Betrachtung allein von Oberasbach ist nicht sinnvoll.“

Die Crux der modernen Kommunikations-Gesellschaft – Menschen, die allzeit mobil erreichbar sein wollen, aber dennoch empfindlich reagieren, wenn irgendwo im Stadtgebiet ein neuer Mast aufgestellt werden soll – wird das Gutachten nicht lösen. Erst Ende vergangenen Jahres hatten Anlieger in der „Linder Siedlung“ 183 Unterschriften gesammelt. Sie wollten damit gegen das Ansinnen der Telekom protestieren, in ihrem Wohngebiet, das nach Angaben des Bundes Naturschutz bereits der Strahlung von wenigstens vier Masten ausgesetzt ist, eine weitere solche Anlage zu errichten. Der Haken an der Sache: Die Kommune hat kaum Möglichkeiten, diese Vorhaben zu unterbinden. Unter einer Höhe von zehn Metern sind die Masten generell genehmigungsfrei. Was höher hinausgeht, bedarf zwar einer Genehmigung. Allerdings haben die Antragssteller einen Rechtsanspruch, wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind und dem keine öffentlichen Belange entgegenstehen. Diese Dinge gingen an der Öffentlichkeit vorbei, und dies sei vom Gesetzgeber so gewollt, kritisierte Schikora die bestehenden Bestimmungen.

In der Verwaltungsvorlage wird auch auf die Stadt Zirndorf verwiesen. Oberasbachs Nachbarkommune hatte bereits 2010 durch das Umweltinstitut München e.V. Alternativen zu bestehenden Mobilfunkstandorten untersuchen lassen, um die Strahlenbelastung zu minimieren. Fazit: Nach Auskunft des zuständigen Mitarbeiters erreichte kein Standort die zulässigen Höchstwerte, allerdings wurden auch keine Masten verlagert. Obwohl in Zirndorf keine kommunalen Grundstücke für Mobilfunkanlagen zur Verfügung gestellt werden und gegenüber den Betreibern auf das Gutachten hingewiesen wird, habe die Stadt „keine Handhabe, um ungünstige Standorte abzulehnen“.

In Oberasbach hat der Tüv Süd die Situation im Jahr 2005 schon einmal unter die Lupe genommen. Dabei ging es nicht nur um die Bewertung der Anlagen, sondern auch um die Möglichkeiten, diese zu erweitern. Die damalige Bilanz: Oberasbach weist bereits eine „überdurchschnittlich hohe Zahl von Einzelstandorten“ auf, und das „insbesondere in Wohngebieten“, schreibt die Stadtverwaltung. Nur wenige würden von mehreren Betreibern genutzt, erweiterungsfähig seien – mit Einschränkungen – die Standorte Eichenfeld- und Nürnberger Straße sowie bei einer deutlichen Masterhöhung der Standort Milbenweg.

Mit Blick auf die mögliche schädliche Folgen der Strahlenbelastungen steht für Schikora fest, dass „wir alle an einem Langzeit-Experiment teilnehmen, über dessen Ausgang wir nur spekulieren können“. CSU-Fraktionssprecher Jürgen Schwarz-Boeck verwies zwar darauf, dass es keine belastbaren Studien gebe, die eine Gesundheitsbeeinträchtigung untermauern würden, allerdings plädierte er für das Gutachten, weil „wir eine Argumentationsgrundlage brauchen“.

Zuvor hatte bereits die SPD ihr Einverständnis signalisiert, wobei Sprecher Peter Heinl anmerkte, dass der Stadtrat keine Gesetze ändern könne. Man gebe über 20000 Euro für ein Gutachten aus und dennoch bestehe keine Handhabe, wenn ein Privatmann eine solche Anlage auf seinem Dach dulde. Gegen die Stimmen von Yvonne Albrecht und Lothar Schmitt (beide CSU) sprach sich der Stadtrat für das Gutachten aus.

Was die aktuellen Planungen in der Linder Siedlung angeht, berichtete Bürgermeisterin Birgit Huber (CSU), dass der Standort des neuen Mastes nicht direkt im Wohngebiet liegen, sondern verlagert werden solle, und zwar auf Zirndorfer Stadtgebiet. Die Telekom habe Optionen auf zwei Grundstücke gehabt – eines auf Oberasbacher, das andere auf Zirndorfer Terrain, sagt die Bürgermeisterin auf FLN-Nachfrage. Aufgrund der besseren technischen Voraussetzungen für die Versorgung sei die Entscheidung zugunsten der Fläche in der Bibertstadt gefallen.

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