Auf Entdeckungsreise im Treppenhaus

27.11.2010, 13:00 Uhr
Auf Entdeckungsreise im Treppenhaus

© Hans-Joachim Winckler

Für die Kinder der Ganztagsklasse, die die Stationen als Erste ausprobieren durften, war die Sache knifflig: Noch hatte sich ja nicht herumgesprochen, welche der Stationen die aufregendste war. So wollten sie sich am liebsten auf alle gleichzeitig stürzen und flitzten von einem Podest zum nächsten, knipsten Lampen und Föhne an, hielten sich Trichter ans Ohr und schickten Murmeln ins Wettrennen. Zeit, sich zu überlegen, wozu das alles gut sein sollte, blieb nicht, und es durfte ihnen auch vollkommen egal sein: Kein Lehrer verlangte Erklärungen, auch Schulleiter Christian Böder begnügte sich damit, dem Trubel zuzusehen.

Bewusst habe man keine Anleitungen angebracht, sagt er. Die Kinder sollen selbst herausfinden, was es zu entdecken gibt. „Das ist ein Prozess“, erklärt Böder, „sie werden heute noch nicht erkennen, was hinter den einzelnen Stationen steckt, aber sie sprechen miteinander und experimentieren weiter und irgendwann kommen sie den Phänomenen auf die Spur.“ Zum Beispiel der optischen Täuschung, die einen schwarzen Punkt bei längerem Hinsehen plötzlich verschwinden lässt: „Zauberei“, nannte es eine der Schülerinnen.

Ähnlich fasziniert wie die Kinder war Bürgermeister Markus Braun, den die Eröffnung der Ausstellung zurück in jene Schule holte, in der er bis 2008 Lehrer und Rektor war. Vor seinem Ausscheiden hatte er selbst noch die Unterlagen ausgefüllt, mit denen sich die Schule darum bewarb, die an der Universität Flensburg entwickelte „Mini-Phänomenta“ nach Fürth zu holen. Ziel der Ausstellung, die ursprünglich von der Wirtschaft angeregt wurde, um dem Fachkräftemangel vorzubeugen, ist es, Kinder spielerisch an naturwissenschaftliche und technische Phänomene heranzuführen — in einem Alter, in dem abstrakte Mathe-Formeln und schwere Physik-Schulaufgaben noch weit weg sind und naturwissenschaftliche Themen noch keinen Schrecken verbreiten.

"Experimente kommen im Schulalltag zu kurz"

„In der Schule werden die Naturwissenschaften viel zu sehr über die Sprache vermittelt“, sagt Schulleiter Christian Böder. „Das Experimentieren kommt zu kurz.“ Mit der Mini-Phänomenta lasse sich das ein wenig auffangen. Weil Eltern und Kinder begeistert waren, als die Flensburger Ausstellung 2008 in der Rosenstraße Halt machte, entschloss man sich, die Stationen mit Hilfe der umliegenden Schulen einfach nachzubauen.

Hauptschüler der Pestalozzi- und der Pfisterschule fertigten die Podeste, die von Grundschülern in der Rosenstraße, am Kirchenplatz und in der Schwabacher Straße angemalt wurden. Berufsschüler halfen, die Experimente nachzubauen, und die Feinarbeiten übernahmen zwei ehrenamtliche Helfer, Norbert Fischer und Günther Ruppert, die sich bei den Bildungspaten engagieren. Rund 60 Stunden steckten sie in das Projekt.

Einige Stationen sollen noch hinzukommen. Geplant ist, so viele zu bauen, dass ein Teil an andere Schulen verliehen werden kann. Bürgermeister Markus Braun wagte, noch etwas weiterzudenken: In 25 Jahren, sagte er, werde der Nobelpreis für Physik dann vielleicht an einen Fürther verliehen.