Auf Luthers Spuren in Roßtal

3.6.2017, 21:00 Uhr
Auf Luthers Spuren in Roßtal

© Foto: Claudia Wunder

Ulrich Grimm bezeichnet sich selbst nicht als "Roschdler", "das wird man erst in dritter Generation", sagt er lachend. Der ehemalige Richter am Landgericht lebt und wohnt aber seit 1973 in Roßtal und hat bereits zahlreiche Bücher über seinen "Wohnort" verfasst. "Ich habe mich schon immer sehr für Geschichte interessiert", verrät er.

Kein Wunder also, dass Pfarrer Jörn Künne den versierten und renommierten Hobby-Historiker gerne als Autoren für ein Buch gewonnen hätte. Es sollte – an Luther kommt man in diesem Jahr nicht vorbei – um die Spuren der Reformation speziell in Roßtal gehen. Aus der Anfrage wurde zwar kein gedrucktes Werk, aber eine beachtliche Sonderausstellung im Heimatmuseum des Ortes.

Dazu begaben sich Grimm und Künne auf eine Spurensuche – und wurden fündig. Im eigenen Archiv der Kirchengemeinde etwa. Oder im Kirchenmuseum Bad Windsheim und im Germanischen Museum in Nürnberg. "Die Ausstellung zeigt sowohl eigene Schätze aus unserem Tresor und Lager als auch Leihgaben", erklärt Pfarrer Künne.

Viele Kelche

Untergliedert ist die Sonderschau im Erdgeschoss des Heimatmuseums in drei Teile – die Zeit vor, während und nach der Reformation. Alle Abschnitte umfassen wiederum Grundlegendes zur Reformation in Deutschland sowie deren Einführung speziell in Roßtal. Auf Informationstafeln hat Grimm die wichtigsten Fakten zusammengetragen und mit zahlreichen Bildern, Dokumenten und Gegenständen, insbesondere Kelchen, unterfüttert.

"Die Zeit vor der Reformation war ausgerichtet auf das Jenseits, es gab viele Wallfahrten, Heiligenlegenden wurden gebildet", erklärt Grimm. Eine davon betrifft Papst Gregor: Ein entsprechender Altar wurde 1879 von Roßtal an das Germanische Museum verkauft. "Leider leiht uns das Haus den Altar aus konservatorischen Gründen nicht aus", bedauert Grimm. Als "Ersatz" dient eine Tafel über Maria Magdalena aus der gleichnamigen Buchschwabacher Kirche.

Den Beginn der Reformation symbolisiert eine sogenannte Ablasstruhe. "Es handelt sich dabei wohl lediglich um eine alte Kirchenkasse", gibt Grimm schmunzelnd zu, "aber sie steht sinnbildlich dafür, dass Luther nicht gegen den Ablass an sich, sondern gegen den Handel damit war."

Umstritten sei nach wie vor, ob Luther seine 95 Thesen tatsächlich an der Wittenberger Kirche angeschlagen hat – außer Zweifel steht für Grimm jedoch, dass er sie geschrieben und die Kirche damit konfrontiert hat. "Ohne den Buchdruck jedoch", sagt der 75-Jährige, "hätte es keine Reformation gegeben."

So konnten Flugblätter, Bücher und andere Schriften vervielfältigt und verbreitet werden. Zeugnisse davon finden sich in den Vitrinen: eine Lutherbibel etwa aus dem Jahr 1551 oder ein Rechnungsbuch von 1525. Auch Beschwerdeschreiben über den ersten evangelisch-lutherischen Pfarrverweser Thomas Appel finden sich in der Ausstellung oder das handgeschriebene Treuegelöbnis des zweiten Pfarrverwesers, Johann Lazarus.

Neues Pfarrhaus

Die Folgen der Reformation offenbaren sich schließlich im dritten Part der Ausstellung. So wurden im Jahr 1534 Kirchenbücher eingeführt, die im Original vorliegen. 1538 musste ein zweites Pfarrhaus in Roßtal gebaut werden: Da die Geistlichen nun heiraten durften, wurde es einfach zu eng. Als besondere Stütze der Kirche in Roßtal erwies sich die Familie Ayrer, insbesondere Susanne Ayrer. Die Ergebnisse der Ahnenforschung der Roßtalerin Heike Schalldach bilden den abschließenden Teil der Ausstellung.

Die Eindrücke aus der Ausstellung können übrigens in der Laurentiuskirche gerne vertieft werden. Ein Plan zeigt, wo die in der Schau besprochenen Objekte in dem Gotteshaus zu finden sind.

Das Heimatmuseum in der Schulstraße 13 hat jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am Pfingstsonntag, 4. Juni, führt Ulrich Grimm um 15 Uhr persönlich durch die Sonderschau. Weitere Führungen, zum Beispiel für Gruppen, sind nach Vereinbarung unter Telefon (0 91 27) 96 53 möglich.

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