Auf Malalas Spuren: Neues Musical aus Cadolzburg

31.12.2017, 10:00 Uhr
Auf Malalas Spuren: Neues Musical aus Cadolzburg

© Foto: Thomas Scherer

"Nisha" hat es in sich. Das neue Stück der "Mademoiselle-Marie"-Macher - Autor Fritz Stiegler, Komponist Matthias Lange und Regisseur Jan Burdinski - soll der westlichen Welt und ihrer Dekadenz einen Spiegel vorhalten und auf das Leid der Menschen in den armen Regionen der südlichen Erdhalbkugel aufmerksam machen. Mit ihrem neuen Musical bleiben die Cadolzburger der Tradition treu, Stoffe jenseits von Friede, Freude, Eierkuchen aufzugreifen und daraus eine Abendunterhaltung mit Musik zu machen.

Autor Fritz Stiegler ließ sich zu seinem neuen, gut zweistündigen Wurf von der jungen pakistanischen Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai inspirieren; die Geschichten, die er in den FN von Korrespondentin Gabriele Venzky las, und die TV-Auftritte Malalas vor der Uno-Jugendorganisation, vor dem Europäischen Parlament in Brüssel sowie der Einsatz der Familie Yousafzai gegen die Taliban gingen dem Stücke schreibenden Gonnersdorfer Landwirt nahe. Stiegler war überzeugt: "Da muss ich was draus machen".

So entstand "Nisha", die Geschichte einer jugendlichen Kämpferin. Stiegler hat für die literarische Sozialisation seiner Heldin einen Kunstgriff gewagt. Nahe Nishas Dorf findet ein Autorennen statt, Sebastian Vettel und Lewis Hamilton lassen grüßen — und sie lassen ihren Zivilisationsmüll in der einst "Dritte Welt" genannten Gegend.

Nisha gehört zu denen, die nach dem Abzug des Rennzirkus Comics und Lippenstifthülsen finden, aber eben auch "Anna Karenina". Lew Tolstois backsteindicker Romanklassiker — welcher Formel-1-Pilot auch immer das liest, erfährt man bestimmt im kommenden Cadolzburger Sommer — interessiert Nisha so sehr, dass sie sich das Lesen beibringt, Nach der Lektüre beschließt sie, ein schöneres Dasein für möglichst viele zu erkämpfen.

Organspende und Zwangsheirat

Im zweiten Handlungsstrang geht es um die reichen Guggenbergers, Sponsoren von Autorennen und Familie von Fabian Guggenberger, der ein neues Herz braucht. So kommen dann die Themen Organspende und Zwangsheirat in die Produktion. Karin Pollack hat ein Bühnenbild konzipiert, das Dritte-Welt-Dorf, Hospital-Architektur und Autorennbahn optisch zusammenschweißt; im Hintergrund wird eine große Projektionsfläche mit unterschiedlichen Farben die jeweilige Atmosphäre ausleuchten, verrät schon jetzt Lichtkünstler Matthias Schäfer. Autor Stiegler setzt zusätzliche sprachliche Akzente: "Wenn die Guggenbergers ihre Facebook-Partys feiern, sprechen sie hochdeutsch. Szenen im Dorf gehen im fränkischen Dialekt über die Bühne."

"Nisha" ist, wie schon der Vorgänger "Mademoiselle Marie", ein Musical — und da ist die Musik nicht das Unwichtigste. Komponist Matthias Lange schreibt seit Januar an der Partitur, jetzt ist sie nahezu fertig und "70 bis 80 Minuten lang". Lange hat dieser Tage mit der Arbeit am Keyboard losgelegt, um mit Gitarrist Roli Müller, Bassist Norbert Meyer-Venus und seinem Sohn Max am Schlagzeug die Solo-Songs zu produzieren. Richtung Weltmusik soll es gehen, afrikanische und arabische Klangidiome sind mit eingeflossen, aber auch Salsa und westlicher Poprock. Im März kommen die Nürnberger Symphoniker dazu und spielen den Soundtrack ein, "schöne Schmachtfetzen", sagt Lange lächelnd.

In vollem Einsatz sind auch schon in diesem vermeintlich frühen Stadium Choreografin Kathleen Bengs und Regisseur Jan Burdinski. Sie proben wöchentlich. Mit dem 150 Damen und Herren umfassenden Team — nicht weniger als 80 werden auf der Bühne stehen — ist die Vorarbeit gigantisch. Karten gibt es bereits. Nachdem "Mademoiselle Marie" ständig ausverkauft war, sollte man rechtzeitig zur Tat schreiten.

"Nisha": Premiere am 21. Juni, 20 Uhr. Aufführungen bis 4. August. Karten mit ZAC-Rabatt im FN-Ticket-Point (Schwabacher Straße 106, Tel. 2 16 27 77).

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