Aufbruch im City-Center

17.12.2010, 22:51 Uhr
Aufbruch im City-Center

Man soll es mit der vorweihnachtlichen Symbolik nicht übertreiben, aber ein bisschen drängt sich der Vergleich mit dem Heilsbringer auf: Miro Vorbauer, 38, ein Mann von lässiger Eleganz und mit gewinnendem Auftreten, will schon in Kürze das stemmen, wovor andere jahrelang zurückschreckten. Der Vorstandschef der erst 2007 gegründeten TKN hat vor, das 25 Jahre alte und immer mehr dahinsiechende City-Center gründlich auf Vordermann zu bringen, den alten Mief der 80er Jahre zu verbannen und durch jene lichte Modernität zu ersetzen, der die Kundschaft landauf, landab in Scharen in die Shopping Center lockt.

Keine Konkurrenz

Aufbruch im City-Center

© Hans-Joachim Winckler

Etwas „Weihnachtsmannmäßiges“ attestiert denn auch der städtische Wirtschaftsreferent Horst Müller dem TKN–Chef, der – selbst für Müller überraschend – jüngst auf den Plan trat, als viele schon nicht mehr an eine Zukunft des Fürther Einkaufstempels glauben mochten. Schnell wurde Vorbauer sich mit den Vertretern der 351 Eigentümer einig, lächelnd winkte er dort ab, wo andere schwer zu nehmende Hürden sahen und über eine „sehr problematische“ Immobilie murrten.

Vorbauer, diesen Eindruck vermittelt er, kann nichts stoppen — weder schwierige Mietverträge mit vorhandenen Ladenbetreibern noch die enge Tiefgarage noch der Wohnungsbestand über den Center-Flächen. Kein Problem stelle auch der neue Einkaufsschwerpunkt dar, den die Stadt selbst einen Steinwurf entfernt auf den Flächen von Wölfel, Fiedler und Park-Hotel plant, versichert Vorbauer. Man werde sich abstimmen, um Konkurrenz zu vermeiden.

Die beiden Angebote sollen sich vielmehr optimal ergänzen, sagen sowohl der TKN-Vordenker als auch der städtische Wirtschaftsreferent Horst Müller: Große Textilanbieter an der Breitscheidstraße, wo frühestens 2013 Verkaufsstart sein könnte, eine erheblich kleinteiligere Struktur im City-Center — auf diese Strategie habe man sich schon mal verständigt.

Vorbauer will den Fürthern bescheren, wovon viele seit Jahren träumen. „Es soll ihnen wieder Spaß machen, ihre Zeit beim Shoppen in Fürth zu verbringen“, so das Credo des gebürtigen Kroaten, der mit zwei Jahren nach Deutschland kam. Die Stadt verfüge über „sehr gute Kaufkraft“, die aber größtenteils in die Nachbarstädte abwandert, weil in Fürth „die wesentlichen Großmieter fehlen“. Zwar gebe es nette kleine Geschäfte, aber die meisten bekannten Filialisten ließen die Stadt mangels geeigneter Flächen links liegen.

TKN will diese Flächen jetzt im City-Center schaffen, man sei im Gespräch mit „allen üblichen Verdächtigen“. Einbetten will Vorbauer die Geschäfte in ein runderneuertes Center mit weniger und dafür großzügig verglasten Zugängen, mit mehr Licht, mehr Transparenz und mehr Offenheit im Inneren.

Das zentrale Rolltreppen-Sammelsurium soll einer ovalen Öffnung mit freiem Blick durch die Geschosse weichen; helle Decken und Bodenbeläge sowie ein ausgeklügeltes Lichtkonzept sollen die bisweilen düsteren, langen Flure aufpeppen, die nach Vorbauers empfinden wirken „wie eine U-Bahn-Station“. Nicht zu vergessen: TKN möchte nicht nur für den Umbau verantwortlich zeichnen, sondern das Center danach auch betreiben.

Kaum Referenzen

All das klingt gut und schön, doch in Fürth ist man nach mehrfach gescheiterten Anläufen in Sachen modernes Einkaufszentrum vorsichtig geworden. Zweiflern dürfte Munition liefern, dass die Firma TKN, als Projektentwickler für Shopping-Center und Handelsimmobilien in Deutschland, Österreich und Kroatien tätig, bisher kaum Referenzobjekte vorzuweisen hat. Lediglich ein Einkaufszentrum mit 8000 Quadratmetern Verkaufsfläche in Langenfeld bei Düsseldorf steht auf der Habenseite, ein weiteres im kroatischen Split sei in Planung.

Dem hält Vorbauer seine langjährige Erfahrung in der Branche entgegen, bereits seit 1993 wirke der studierte Immobilien-Ökonom an der Entwicklung und Konzeption von Shopping-Centern mit. Zudem stehe mit JP Morgan eine potente Bank als „strategischer Partner“ im Hintergrund, mit PASD Feldmeier Wrede aus Hagen sei ein Architekturbüro im Boot, das Erfahrung mit einschlägigen Einzelhandelsprojekten hat.

Zuversichtlich ist angesichts dessen Wirtschaftsreferent Müller, der den City-Center-Eigentümern bei den Verkaufsverhandlungen mit Rat und Tat zur Seite stand. Ein „gutes Bauchgefühl“ habe er bei diesem Investor, sehr konstruktiv seien die Gespräche verlaufen. Ebenso wie Vorbauer kann er sich deshalb nur noch einen Umstand vorstellen, der die Verhandlungen zum Scheitern bringen könnte: wenn einer der 351 Eigentümer im letzten Moment „verrückt spielt“, wie es Müller nennt, und seine Vollmacht für den Verkauf zurückzieht. Aber an so viel Unheil mag niemand glauben – schon gar nicht vor Weihnachten.