Aus dem Baugebiet Anwanden-West wird nichts

5.8.2018, 06:00 Uhr
Aus dem Baugebiet Anwanden-West wird nichts

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Die überraschende Information, die unter dem Tagesordnungspunkt Mitteilungen gemäß der Geschäftsordnung unkommentiert blieb, erläuterte Zwingel auf FN-Nachfrage: Anfang Juli habe er "unter Vorbehalt" erfahren, dass die Erbengemeinschaft des 2016 verstorbenen Anton-Wolfgang von Faber-Castell als Investor und Erschließungsträger offenbar kein Interesse mehr an der Entwicklung des Baugebiets habe. Die offizielle Absage erreichte Zwingel zwei Wochen später.

Die bereits überplante Fläche ist weitgehend im Besitz der gräflichen Familie. "In letzter Zeit war der Bebauungsplan ohnehin auf Eis gelegen", blickt Zwingel zurück. Er hält die Entscheidung Faber-Castells für "bedauerlich, die innerstädtische Entwicklung Zirndorfs ist damit doch weitgehend lahmgelegt". Der Standort direkt westlich an Anwanden angrenzend – zwischen Weitersdorfer Straße und Bahnlinie – und das Potenzial hätten gepasst, so Zwingel. Der S-Bahn-Anschluss wäre direkt vor der Haustür gelegen, von 200 bis 300 Neubürgern, die sich hier ansiedeln könnten, war die Rede.

Nur noch Lücken schließen

Für Zirndorf versprach das Baugebiet enormes Entwicklungspotenzial. Die Bibertstadt ist Zuzugsgemeinde, doch vermarktbare Flächen in nennenswerter Größe sind rar. "Wenn, dann können wir noch über Umnutzungen oder Lücken, die in der Regel im Geschosswohnungsbau dicht besiedelt werden, neuen Wohnraum schaffen", erklärt Stadtbaumeister Gerhard Klein dazu.

Ein derart großes Baugebiet, wie es in Anwanden West geplant war, sei auch nur dort ansiedelbar. In einem anderen Stadtteil, Lind beispielsweise, das nur über eine Busanbindung verfüge, sei diese Dimension nicht denkbar. Anwanden hätte Zuspruch gefunden, gibt sich Klein überzeugt. Dort wäre das freistehende Einfamilien- oder Reihenhaus mit Garten realisierbar gewesen. Dass das Interesse an dem Baugebiet bereits in der Planungsphase enorm war, erklärte auch Rüdiger Hunke, lange Jahre Leiter der Faber-Castellschen Vermögensverwaltung, gegenüber den FN wiederholt. Allerdings ist Hunke Ende 2017 aus dem Unternehmen ausgeschieden.

Im Gespräch war das Baugebiet seit Anfang der 2000er Jahre: Bis aus Vorgesprächen konkrete Schritte wurden, dauerte es allerdings. Nach fünf Jahren Vorarbeit im Zirndorfer Bauamt beschloss der Stadtrat, im April 2013 mit einem Entwurf über eine Fläche von 5,9 Hektar für einen ersten von drei Bauabschnitten in die öffentliche Auslegung zu gehen. Die an die 100 Einwände oder Anregungen von Privatleuten und dazu die von Behörden und Verbänden sind laut Gerhard Klein längst abgearbeitet.

Gezerre hinter den Kulissen

Doch in die zweite Auslegung sei der Bauplan nie gelangt. Zuletzt stagnierte das Verfahren aufgrund des Umbaus der Weitersdorfer Straße, über die das Baugebiet hätte erschlossen werden sollen. Hinter den Kulissen konnten sich Faber-Castell und der Landkreis Fürth als Bauherr der Kreisstraße nicht über die Kostenverteilung bei der Straßenbau-Maßnahme einigen. Ein Gutes aber habe die Entwicklung, meint Zwingel etwas süffisant: Der Landkreis könne sich jetzt die geplante Linksabbiegespur ins Neubaugebiet sparen.

Eine Begründung erhielt das Rathaus von der Erbengemeinschaft nicht. Für den Stadtrat gilt es jetzt, den Bebauungsbeschluss aufzuheben. "Und dann harren wir der Dinge, die da kommen werden", so Zwingel. Lediglich das Signal, man könne sich in zehn, zwölf Jahren mal wieder rühren, habe er, so Zwingel, aus dem Steiner Schloss erhalten.

Auch wiederholte Anfragen der FN-Redaktion liefen ins Leere: Elke Engelmann, die nach Hunke für die Immobilien- und Grundstücksentwicklung bei Faber-Castell zuständig ist, kennt die Gründe für die Entscheidung ebenfalls nicht, sie sei im Kreis der Testamentsvollstrecker getroffen worden und von ihnen sei keiner erreichbar, ließ sie nach wiederholten Anfragen wissen. Ihr bleibt es überlassen, den Interessenten, die bereits Schlange standen, zu schreiben, dass aus den eigenen vier Wänden bei Anwanden nun doch nichts wird.

Wie viele Anwärter auf eine Immobilie auf der ihr vorliegenden Warteliste stehen, will sie nicht mitteilen. Lediglich, dass es "einige sind", lässt sie verlauten.

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