Aus dem Fürther Kino wird wohl kein Kulturort

20.9.2012, 09:00 Uhr
Aus dem Fürther Kino wird wohl kein Kulturort

© Winckler

Das Konzept stand schon. Und es klang reizvoll: Vor seinem Ende sollte das „City“, in dem im Februar zum letzten Mal ein Film über die Leinwand geflimmert war, noch einmal aufleben, noch einmal Publikum anziehen.

An Ausstellungen, Kabarett, Pantomime, Live-Musik, Kunstpädagogik, Tanz- und Kunstperformances dachte die Gruppe, die sich im Juni zu einer „Arbeitsgemeinschaft Kulturelle Zwischennutzung Kinocenter Fürth“ zusammengefunden hatte. Dahinter stecken: die Kleinkunstbühne Rampenschweinerei, die Schule der Phantasie, Mos Eisley Klangkunst und die Künstlervereinigung Kunstsalon, die schon im Juli 2009 und Mai 2010 das leerstehende Fiedler-Gebäude für Ausstellungen und Performances genutzt hatte.

Wie das ehemalige Modehaus wird das Kinocenter, das 1978 mit dem Hollywood-Musical „Grease“ Eröffnung feierte, bald abgerissen, um Platz für den Einkaufsschwerpunkt zu machen. Doch bis die Bagger anrollen, würde das Haus einen prima Kulturort abgeben, so der Gedanke der Gruppe, die weiß, wie sehr es der freien Kunst- und Kulturszene Fürths an Räumlichkeiten für Veranstaltungen mangelt.

Immer mehr Ideen sammelte die AG im Laufe des Sommers: Wie schon im Juni und Juli wollte die Rampenschweinerei die Räume bespielen. Das Foyer und das Treppenhaus boten sich für Ausstellungen an. Die Schule der Phantasie wollte Projekttage mit Kindern durchführen, und wöchentlich könnten Jongleure in den Kinosälen mit ihren hohen Decken üben.

Bei den Verantwortlichen der Firma MIB, die den Einkaufsschwerpunkt bauen wird, stieß die Gruppe „auf gute Zustimmung“, wie Vanessa Schwarze, Leiterin der Schule der Phantasie, erzählt. Und auch Claudia Floritz, die Leiterin des Fürther Kulturamts, hatten die Künstler schnell auf ihrer Seite. Sie wollte das Projekt unterstützen, sofern sichergestellt sei, dass „alle sicherheitstechnischen Voraussetzungen erfüllt sind“. 

Abverkauf lässt Traum platzen

Doch nun steht fest: Aus dem Traum wird wohl nichts. Nicht eingebunden in die Planungen war nämlich Alfred Ach, der Inhaber des Kinocenters, der seit dem Frühjahr damit beschäftigt ist, ein neues Kino zu planen (wir berichteten) — und die Einrichtung des alten zu verkaufen. Tatsächlich ist das City-Kinocenter mittlerweile so leer geräumt, dass an einen Kulturbetrieb nicht zu denken ist. Beim Rundgang, den die Gruppe vor wenigen Tagen zusammen mit der Kulturamtsleiterin unternahm, machte sich Ernüchterung breit: Selbst das Treppengeländer, die Eingangstür und Toilettenschüsseln sind verkauft.

Dass so wenig übrig geblieben ist, „damit haben wir nicht gerechnet“, sagt Schwarze. Dass die Kinosessel fehlen würden, einige Wandlampen, die Plakate „und wohl auch der Tresen“, darauf habe man sich eingestellt — nicht aber darauf, eine Ruine vorzufinden: „Ohne Toiletten können wir keine einzige Veranstaltung machen.“

Eine Vorwurf könne man Ach nicht machen, sagt Claudia Floritz. Ach habe von den Plänen ja gar nichts gewusst — und natürlich sei es sein gutes Recht, „sein Interieur zu verkaufen“. Und so sehr ihr eine kulturelle Nutzung des Gebäudes gefallen hätte: Eigentlich sei die Vorstellung doch sehr schön, dass Ach viele Kino-Nostalgiker glücklich machen konnte und nun an den vielen Orten die unterschiedlichsten Dinge — vom Kinosessel über die Notausgangsleuchte bis hin zum Treppengeländer, das ihres Wissens in einem Museum Platz finden wird — „die Erinnerung ans City-Kino wachhalten“.

Alfred Ach sagte am Mittwoch auf FN-Nachfrage, dass er eine kulturelle Nutzung des Kinocenters begrüßt hätte. Doch nach ersten Gesprächen mit Kulturschaffenden im Frühjahr habe er nichts mehr von deren Plänen gehört. Nur die Rampenschweinerei zeigte Interesse. Und in Kooperation mit der Schule der Phantasie waren zwei Kindertage in Planung. Dafür habe er sogar Paul Maar, den "Erfinder" des Sams gewinnen können, doch dann wurden die Tage kurzfristig abgesagt. Hätte er von den weiteren Plänen gewusst, hätte er sie unterstützt: Mit dem Abmontieren des Treppengeländers und der Toiletten, die "einer als Gag für seinen Partyraum" mitnehmen wollte, "hätte man ja warten können", so Ach.

Gemeinsam mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe hat Kulturamtschefin Floritz nun die Hoffnung, dass das ausgefeilte Konzept nicht verworfen werden muss: Im City-Center stehen schließlich etliche Räume leer. Die Gruppe hat den Kontakt zur Innenstadtbeauftragten Karin Hackbarth-Herrmann schon gesucht, die von den Plänen angetan sein soll.

Am kommenden Samstag öffnet das City-Kinocenter zum letzten Mal für den Abverkauf die Türen. Von 14 bis 18 Uhr haben Kinofans und Nostalgiker noch einmal Gelegenheit, Erinnerungsstücke zu erstehen - "zu günstigen Preisen", wie Ach sagt. Zu haben sind noch unter anderem: Polsterklappsessel (lila oder türkis), Filmspulen, Leuchten, Leinwände, Lautsprecher und Plakate.

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