Aus und Vorbei: Die Michaelis-Kirchweih verabschiedet sich

15.10.2015, 18:12 Uhr
Der Kärwa-Abbau geht zügig voran. Die meisten Fahrgeschäfte sind schon bereit für den Abtransport.

© Ralf Rödel Der Kärwa-Abbau geht zügig voran. Die meisten Fahrgeschäfte sind schon bereit für den Abtransport.

Neue Besucherrekorde habe das Jahr nicht gebracht, befand Wirtschaftsreferent Horst Müller beim Frühschoppen, zu dem die Schausteller traditionell am vorletzten Kirchweihtag einladen. Er geht von 1,2 bis 1,5 Millionen Besuchern aus. „Irgendwo in diesem Bereich liegen wir sicher richtig.“ Geschätzt, versteht sich. Überbewerten sollte man diese Zahlen ohnehin nicht, meint Müller, denn einzeln gezählt werden die Gäste natürlich nicht. „Weder in Fürth noch anderswo.“

Trotzdem mache es ihn stolz, dass die Kirchweih inzwischen „in der Ersten Liga der deutschen Volksfeste“ spiele. Auch der Erntedankfestzug hat sich gemausert. Vor einigen Jahren wollten nur noch 64 Gruppen an dem Spektakel teilnehmen, zudem entbrannte eine Diskussion über die Qualität der einzelnen Beiträge. Alles vergeben und vergessen: In diesem Jahr passte – wie schon 2014 – die Mischung von Quantität und Qualität.

Müller nennt die Kirchweih zudem einen unbezahlbaren Imagefaktor für die Stadt. Da könne nicht einmal die Spielvereinigung mithalten, die beispielsweise – anders als die Färdder Kärwa – in der großen Nachbarstadt Nürnberg gar nicht gut ankomme.

Über ein zum wiederholten Male „friedliches und unfallfreies Fest“ freute sich Eduard Wentzl vom Schaustellerverband BLV in Fürth. Die Polizei zählte bis Dienstag lediglich acht bei ihr angezeigte Diebstähle und keine einzige Gewalttat. Der Auftakt am 3. Oktober gehörte laut Wentzl zu den besucher- und umsatzstärksten Tagen der vergangenen Jahre. Er betonte zudem, dass die Schausteller und Marktkaufleute voll hinter den Bemühungen der Stadt stehen, Kirchweih und Festzug auf die Liste des immateriellen Kulturerbes zu hieven.

Lob hatte der Schaustellerchef für die Neue Mitte parat, die bestens in die Innenstadt passe. Allerdings plädierte er dafür, die Tiefgarage während der Kirchweihzeit weiterhin offiziell geschlossen zu halten. Alles andere könne nur den Festbetrieb stören. Im Gegenzug appellierte er an seine Schaustellerkollegen, nächstes Jahr während der Kärwa ihre Autos in der Tiefgarage abzustellen, damit die Einnahmequelle des Betreibers nicht ganz versiegt.

Grenzen des Wachstums

Nachdem man die Bauphase der Neuen Mitte überstanden hat, bereitet Wentzl nun der Umbau des Wöhrl-Gebäudes an der Freiheit Kopfzerbrechen. Bekanntlich werden die Investoren die Erdgeschossfläche vergrößern. „Das beeinträchtigt natürlich die Tiefe unserer Geschäfte in der Gustav-Schickedanz-Straße“, klagt Wentzl und bittet darum, wenigstens nicht – wie geplant – auch noch die Einfriedungen der Bäume in dieser Straße zu vergrößern.

Weil 2015 eine Stellfläche für ein großes Fahrgeschäft wegfallen musste – auf der Brache neben dem Jüdischen Museum entsteht der lange geplante Anbau –, hofft Wentzl auf Ersatz. Die Schausteller haben ein Auge auf den Platz vor der Feuerwehr geworfen, der in einigen Jahren, wenn die Wehr in die neue Wache gezogen sein wird, zur Verfügung stehen könnte.

Allerdings gibt es auch Pläne im Rathaus, den Platz städtebaulich zu entwickeln. Die Kirchweih sei an die Grenzen ihres Wachstums gestoßen, räumte Wirtschaftsreferent Horst Müller ein. Um ihren Status zu bewahren, bedürfe es Kompromisse und eines ständigen Dialogs. „Die Kirchweih“, so Müller, „ist ein Kleinod, das man erhalten sollte.“

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