Kein Kreisverkehr in Anwanden

20.9.2018, 15:00 Uhr
Wie geplant wird die Kreuzung in Anwanden ausgebaut.

© Thomas Scherer Honorarpflichtig Wie geplant wird die Kreuzung in Anwanden ausgebaut.

Sogar eine Petition hatten die Anwandener auf den Weg gebracht. Sie versprachen sich von der Kreisellösung an der Einmündung der Kreisstraße FÜ 22 in die von Lind nach Sichersdorf führende FÜ 14 mehr Sicherheit und mehr Ruhe in der Ortsdurchfahrt. Sogar eigene Planskizzen hatten die Anwohner eingereicht — vergebens. Die Gründe: Zu hohe Kosten und ein massiver Flächenverbrauch. Deshalb bleibt es beim geplanten Vorhaben, die Y-Form der Kreuzung in ein "T" umzumodellieren. Die Arbeiten dafür laufen im ersten Bauabschnitt zwischen Anwanden und dem Wolfgangshof seit dem Frühjahr.

Landrat Matthias Dießl verwies auf die lange Zeit der Überlegungen und Planungen für den Kreisstraßenausbau von Anwanden nach Weitersdorf. Schon 2002 war dabei ein Kreisverkehr im Gespräch gewesen, drei Jahre später aber wurde das Thema auf die sogenannte "Zukunftsliste" verschoben und schließlich, so Dießl, "nicht mehr verfolgt".

2012 machten sich die Planer ans Werk. Im Fokus stand seinerzeit aber nicht die Frage eines Kreisels, angesichts der hohen Zahl an Verkehrsunfällen ging es dem Landkreis vielmehr darum, die Verkehrssicherheit zu verbessern. Dazu sollte der kurvige Straßenverlauf und eine Kuppe zwischen dem Wolfgangshof und Weitersdorf entschärft werden. Dieser zweite Bauabschnitt soll laut Staatlichem Bauamt Nürnberg "zeitnah" angegangen werden, doch noch macht der Grunderwerb Probleme.

Bürger besser einbinden

Dass die Anwandener die T–Kreuzung nicht wollten und sich zudem bei dem gesamten Projekt übergangen fühlten, machte eine Veranstaltung der Zirndorfer CSU-Stadtratsfraktion im Frühjahr auf der Baustelle deutlich. Die Bürger brachten ihren Protest hier beim Landrat an den Mann. Wenige Wochen später verfassten die Anwandener besagte Petition, in der auch gefordert wird, die Bürger bei aktuellen und künftigen Planungen besser einzubinden. Obwohl ein solches Vorgehen "formalrechtlich nicht zulässig" sei, beschäftige man sich damit, sagte Dießl.

Das Staatliche Bauamt Nürnberg stellte deshalb noch einmal Planungen für einen Kreisel an. 330 000 Euro hätte dieser gekostet, wäre eine solche Lösung von Anfang an ins Auge gefasst worden. Würde man jetzt in die laufenden Arbeiten eingreifen, müssten Dinge, die bereits neu gebaut wurden, wieder abgerissen werden. Änderungen bei der Entwässerung und andere Maßnahmen kämen hinzu. Insgesamt bezifferte Christoph Eichler, zuständiger Abteilungsleiter im Bauamt, die Mehrkosten auf 800 000 Euro — zu tragen allein vom Landkreis. Im Vergleich zur jetzigen Situation würde ein Kreisverkehr zudem rund 2200 Quadratmeter mehr Fläche benötigen. Ob der Grunderwerb möglich sei, bleibe offen, heißt es in der Vorlage für die Kreisräte. Für Thomas Zehmeister (CSU) stand angesichts dieser Punkte fest, dass ein solches Vorhaben "der Öffentlichkeit nicht vermittelbar ist".

Der von den Bürgern skizzierte Kreisverkehr fällt von der Dimension her zwar geringer aus als der des Staatlichen Bauamts. Mit einem Durchmesser von 30 Metern sind die Kurvenradien für Lkw mit Anhänger nach Ansicht Eichlers aber zu klein dimensioniert. Bei den Ausfahrten fehlten zudem Mittelinseln zur Orientierung, berücksichtige man diese, würde es insgesamt zu eng. Außerdem mache die Einmündung der Faber-Castell-Straße unmittelbar am Kreisel die Situation schwierig.

Nicht lösen würde der Kreisverkehr darüber hinaus einen anderen Streitpunkt: die geplante Ampel, die es Fußgängern und Radfahrern ermöglichen soll, die Kreisstraße FÜ 14 in Anwanden sicher zu queren. Die Anwohner lehnen sie aufgrund des Standorts nahe der einmündenden Falkenstraße ab, da sie weitere Gefahrensituationen befürchten.

In der folgenden Diskussion schlug Wolfram Schaa (Grüne) vor, zu prüfen, ob eine Verkehrsinsel, bei der die Fahrbahn S-förmig verschwenkt wird, am südlichen Ortseingang eingebaut werde könnte, um so Raser auszubremsen. Tempo 30 in Anwanden würde dies unterstützen. Für letzteres sieht der Landrat aber keine Handhabe, in der Ortsdurchfahrt seien keine Gefahrensituationen gegeben. Der Kritik mangelnder Information entgegnete die Zirndorferin Sandra Hauber (SPD), dass über den Planungsstand jeweils in den Bürgerversammlungen der Stadt berichtet worden sei.

In der Abstimmung votierte dann die Mehrheit dafür, auf den Kreisel zu verzichten und die Planungen für den zweiten Bauabschnitt weiterzuführen. Eine Gegenstimme kam von Hermann Zempel (SPD). In der Abwägung aller Punkte, bilanzierte Dießl, könne man die "Wünsche vor Ort leider nicht berücksichtigen". "Wir haben das Ergebnis so erwartet", meinte Holk Traschewski, Wortführer der Anwandener, nach der Sitzung. Mit der T-Kreuzung könne man sich arrangieren, aber die Ampel wolle man noch verhindern. Verschiebe man beim 2020 vorgesehenen Ausbau der Ortsdurchfahrt die Straße an der betreffenden Stelle nur um einen Meter, würde die Signalanlage dank der verbesserten Sichtverhältnisse überflüssig.

Bauamt sammelt Wünsche

Wenn es in zwei Jahren so weit ist, wird auch Schaas Verschwenk geprüft. Das Staatliche Bauamt will im Zuge einer Bürgerbeteiligung außerdem Wünsche und Vorstellungen der Anwohner ermitteln. Diese sollen bei der Planung mit einfließen — aber natürlich nur, so heißt es, wenn sie "richtliniengemäß berücksichtigt werden können".

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