Ausstellung: Fürther Sportvereine präsentieren sich

28.9.2016, 11:00 Uhr
Ausstellung: Fürther Sportvereine präsentieren sich

© Foto: Budig

„1848 waren sie die Revoluzzer, ein paar Jahrzehnte später die Ultrakonservativen“, so interpretiert Bertram Böhm vom TV 1860 Fürth, dem ältesten Verein der Kleeblattstadt, das Werden der Turnerbewegung. Schon 1848 sind in Fürth die ersten Bestrebungen der „Turnerbewegung“, sich als Verein einzutragen, verzeichnet. Bis heute sind die Dambacher der größte Fürther Verein mit etwa 4500 Mitgliedern.

Die Deutschen sind Vereinsmeier: Diese Auffassung ist in der Welt so berühmt wie die Ansicht, dass wir uns angeblich ausschließlich von Sauerkraut ernähren – und insoweit sie abschätzig gemeint ist, ebenso falsch. „Das Vereinswesen ist nirgends so ausgeprägt wie bei uns“, räumte jedoch Martin Schramm, Leiter der städtischen Museen, mit Blick auf die Ausstellung ein.

Markus Braun, Bürgermeister und Sportreferent, ergänzte: „Das freiwillige Ehrenamt ist der Kitt unserer Demokratie.“ Gemeinsame Ziele verfolgen, sich gegenseitig unterstützen, ohne Geldvorteil professionell arbeiten – all diese Tugenden sieht er erfüllt. Und kaum in Deutschland heimisch geworden, erkennen auch Menschen aus anderen Kulturen den Vorteil des organisierten Beisammenseins, gründen eigene Klubs oder machen einfach mit. Es gibt also gute Gründe, den heimischen Sportvereinen eine eigene Schau zu widmen. Das Angebot, sich im Stadtmuseum mit Fakten und Schätzen zu präsentieren, nahmen 16 Sportvereine an.

Das wertvollste Exponat in dieser Sammlung von etwa 300 Schaustücken sind die Goldmedaillen von Alfred Schwarzmann, der zu den weltbesten Turnern zählte. Seine größten Erfolge errang der Fürther bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin. Das größte und auffälligste Stück der ganzen Ausstellung ist aber die Nachbildung der Viktoria, des Wanderpokals der Deutschen Fußballmeister von 1903 bis 1944. 1914, 1926 und 1929 ist die SpVgg Fürth darauf verewigt. Das Kleeblatt ging übrigens erst 1903 aus dem Turnerverein 1860 hervor – weil die elitären Turnsportler den „prolligen“ Ballspielern nicht ausreichend Trainingsplatz einräumen wollten. Allerdings muss ein aufmerksamer Betrachter auch damit leben, dass der „Club“ fünfmal auf der Siegesdame zu sehen ist. Egal, Hauptsache Derbysieg.

Ein Ziel der Ausstellung ist es, die Betrachter anzuregen, sich mit dem Sportangebot ihrer Stadt auseinanderzusetzen. Das könnte Fürths kleinstem Verein zugutekommen: Der 1. Formations Club Fürth, kurz FCF, hat nur 34 – sehr bewegte – Mitglieder, weitere Paare sind willkommen. Historische Tänze in den passenden Kleidern und Kostümen, vor allem aus den 1920er Jahren (Charleston, Swing …), aber auch Höfische Tänze oder solche aus dem Mittelalter und der Reformationszeit werden in der Gruppe und möglichst im Gleichschritt dargeboten. „Wer hinzukommen möchte – bitte mit Tanzpartner – muss keinen Goldkurs absolviert haben. Rhythmusgefühl reicht“, sagt Astrid Heid, die auf das Ausstellungsstück, ein rotes Tanzkleid mit passendem Hut verweist, das eigenständig mit Glitzersteinen verziert wurde.

Neben Vereinsdaten und Fotos gehört das Sportgerät im Wandel der Zeiten zu den wiederkehrenden Motiven dieser Ausstellung. Das ist augenfällig beim Radsportverein RSV Fürth Vach, wo neben Mountainbiken auch Radball und Kunstradfahren angeboten wird.

Von Leder zu Carbon

„Kaum ein Sportgerät hat sich so schnell verändert wie das Rennrad“, stellt Martin Schramm fest. Der „Behinderten- und Vitalsportverein Fürth“ zeigt gleich daneben, wie die Verwendung neuer Materialien den Versehrtensport beeinflusst hat: Hier eine historische Beinprothese aus Leder und Aluminium, daneben ein etwa 15 000 Euro teures Hochleistungsgerät aus Carbon, wie es bei den Paralympics zum Einsatz kam. Die Vereinsvorsitzende Hannelore Schier hat eigens einen Vertreter des Herstellers Pohlig mitgebracht, der die Feinheiten erklären kann.

Auch Vereine, bei denen man im ersten Moment nicht so sehr an sportlichen Ehrgeiz denkt, wie die „Große Carnevallsgesellschaft Fürther Kleeblatt“, werden gleichberechtigt vorgestellt. Vizepräsidentin Franziska Hartig macht rasch klar, dass sie als Tanzmariechen das ganze Jahr trainieren muss, um eine kurze Saison auf der Bühne Sprünge und artistische Tanzeinlagen vorführen zu können.

„Der Sport“, weiß Schramm, der manche 100 Kilometer auf dem Rennrad in der Fränkischen abspulte, aus eigener Erfahrung „fördert Disziplin, Durchhaltevermögen und Überwindungskraft. Die wenigsten verdienen Geld damit, sie bleiben Hobbyathleten. Doch die erworbenen Eigenschaften zahlen sich auch im Beruf aus.“

Die Sonderausstellung ist bis 24. April im Stadtmuseum, Ottostraße 2, zu sehen. Eintritt: 2/1 Euro.

www.stadtmuseum-fuerth.de

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