Autor verurteilt Billigreisen als Klimakiller

17.12.2017, 21:00 Uhr
Autor verurteilt Billigreisen als Klimakiller

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Herrmann kennt sich aus in der Welt des Reisens. Der Diplom-Betriebswirt und Journalist ist Experte für verantwortungsvollen Tourismus. Sein aktuelles Werk "FAIRreisen. Das Handbuch für alle, die umweltbewusst unterwegs sein wollen" wurde bei der Internationalen Tourismus Börse (ITB) mit dem "ITB Award 2017" als bestes touristisches Fachbuch ausgezeichnet.

In dem Buch sensibilisiert Herrmann für die Probleme, die der Tourismus mit sich bringt: Die Ausbeutung von Arbeitskräften, teils kaum zu bewältigende Müll-Massen, das Rationieren von Wasser für die Bevölkerung, während Urlauber rund um die Uhr die Dusche laufen lassen können, oder die vielerorts missachteten Menschenrechte.

Zwei der größten Klimakiller seien zudem der stetig steigende Flugverkehr und die boomende Kreuzfahrt-Branche. "Antriebsstoff der Schiffe ist Schweröl", erklärte Herrmann. "Das ist das Allerschlimmste, was es gibt, und sie pusten es ungefiltert in die Natur." Er riet grundsätzlich davon ab, Kreuzfahrten zu buchen.

Autor verurteilt Billigreisen als Klimakiller

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Sie seien zwar mittlerweile extrem billig, aber genau deswegen auch extrem schädlich für die Umwelt. Dieser Grundsatz gelte übrigens allgemein, unterstrich Herrmann: Je weniger eine Reise koste, desto negativer falle die jeweilige Ökobilanz aus. Was aber kann der Einzelne tun, um diese Entwicklung zu bremsen? "Man sollte sich über das Land, in das man reisen will und über dessen politisches System informieren", riet der Experte. Im Falle von Myanmar beispielsweise sollte man wissen, dass die Militärs von touristischen Einrichtungen profitieren. Damit sollte man sich auseinandersetzen und für sich selbst klären: Will ich eine solche Struktur mit meinem Geld unterstützen?

Wer eine Flugreise nicht vermeiden kann oder will, sollte beim Buchen aufmerksam sein: "Es gibt einen Airline-Index, der anzeigt, welche Airline für welche Flüge welche Mengen an CO2 erzeugen", so Herrmann. Auch bestehe die Möglichkeit der CO2-Kompensation von Flugreisen. Abhängig von den geflogenen Kilometern wird dabei ein bestimmter Betrag an ein Klimaschutzprojekt gezahlt.

"Wir wissen diese Dinge eigentlich alle, aber keiner handelt danach. Das ist das Problem", sagte einer der Zuhörer und betonte, dass bei der ganzen Thematik unglaublich viel "Scheinheiligkeit" dabei sei. Dem stimmte der Referent zu. Doch gebe es durchaus auch diejenigen, die wirklich bewusst reisen wollten. Nur für diese gebe es kaum Angebote.

Seiner Meinung nach müssten die Reiseveranstalter konsequent auf Nachhaltigkeit achten und diese bereits in den Angebotspreis mit einberechnen. "Das müssten aber konsequent alle Veranstalter tun. Sonst haben einige weiterhin entscheidende Wettbewerbsvorteile und andere bleiben auf der Strecke."

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