Azubis als Mangelware

9.3.2015, 06:00 Uhr
Azubis als Mangelware

© Foto: Leberzammer

„Wir merken, dass es schwer wird, unsere Lehrstellen zu besetzen“, berichtet Sabrina Emmerling, Ausbildungsleiterin bei Uvex in Fürth. Auch für ein international renommiertes Unternehmen sei es nicht mehr so einfach wie noch vor fünf Jahren. Um Schülerinnen und Schüler zu überzeugen, hat sich Emmerling jugendliche Unterstützung aus dem Betrieb geholt.

Julia Scheuerpflug ist 18 Jahre alt, ihr Azubi-Kollege Nicklas Duschl 21. Beide erlernen derzeit bei Uvex den Beruf der Industriekauffrau beziehungsweise –kaufmanns. Ihre Ausbildungsstelle haben sie über ein Schulpraktikum kennengelernt, was sie auch ihren potenziellen Nachfolgern empfehlen. Die kommen, meist begleitet von zumindest einem Elternteil, mit ganz konkreten Fragen an den Infostand: Wo kann ich mich bewerben, bei wem und bis wann? Ganz firm ist Julia Scheuerpflug in der Thematik nicht, hat sie doch mit ihrem Alltag nur mehr indirekt zu tun. Auf einem kleinen Spickzettel hat sie die Infos aufgeschrieben. Ihr wichtigster Tipp: „Am besten gleich zu Ferienbeginn mit den Zeugnissen bewerben.“

Gegenüber, am Stand der in Erlangen ansässigen Bäckereikette Der Beck, kann Ausbildungsleiterin Ruth Zeitler nicht nur verschiedene Ausbildungsberufe bewerben, sondern auch ein duales Studium ihrer Branche. Stefan Tholl (27) stammt aus Bayreuth und steckt gerade mitten drin im Studium des Food-Managements. „Ich wollte etwas mit praktischem Bezug“, begründet er seine Entscheidung. Vierteljährig wechselt er dabei zwischen der akademischen Ausbildung an der Hochschule Heilbronn und der Praxis in unterschiedlichen Abteilungen wie Verwaltung, Verkauf oder Produktion.

Alex Dragan neben ihm steht sinnbildlich für die Anziehungskraft des hiesigen Arbeitsmarktes. Der 21-Jährige kommt aus Rumänien und absolviert die Ausbildung zur Fachkraft für Systemgastronomie. „Ich bekam schon einige Absagen“, erzählt er in flüssigem Deutsch, „aber mit Geduld hat’s geklappt.“ Dann kommt schon der nächste jugendliche Besucher an den Stand und lässt sich über das Prozedere von Bewerbung und Ausbildung informieren.

Viele der auf der Messe vertretenen Unternehmen, Behörden, Schulen und Hochschulen versuchen, mit kleinen Geschenken oder Süßigkeiten Aufmerksamkeit zu erregen. Besonders leicht gelingt dies der Cadolzburger Schokoladen-Confiserie Riegelein, denn dort dreht sich auch im Arbeitsalltag fast alles um süße Leckereien. Auch Riegelein-Ausbilderin Edeltraut Donie wird von ihren Azubis begleitet – und zwar gleich von einem Dutzend. Das Konzept des Infostandes haben sie weitgehend selbst entwickelt: Schokolade zum Verschenken, ein blubbernder Schokobrunnen, ein Quiz und übersichtlich aufbereitete Infos zur Ausbildung.

Trotzdem tut sich auch Edeltraut Donie zunehmend schwer, die Lehrstellen zu besetzten. „Weil den Beruf des Süßwarentechnikers kaum einer kennt“, glaubt sie. Diese Wissenslücke jedoch dürfte der Berufsinfotag 2015 zumindest teilweise geschlossen haben.

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