Baguettes schlagen die Croissants: Französisch als Leidenschaft

26.5.2017, 21:00 Uhr
Baguettes schlagen die Croissants: Französisch als Leidenschaft

© Foto: Fiedler

Die Französisch-Schüler der 9 b sind spürbar aufgeregt. Denn Charlotte De Brabander geht gleich in die Vollen: Das Spiel "Jacques hat gesagt", soll sie aus der Reserve locken. Und das geht so: Es wird eine Aussage auf Französisch formuliert. Der, auf den sie zutrifft, muss aufstehen und die nächste Beobachtung artikulieren, selbstverständlich auf Französisch. Ein wenig genieren sich die jungen Leute, keiner will einen Fehler machen. Deshalb atmet jeder auf, der seinen Part gut hinter sich gebracht hat.

Seit September ist Charlotte De Brabander mit ihrem Renault Kangoo in Schulen Frankens und der Oberpfalz unterwegs. Die Französin ist Lehrerin und hat die Qualifikation, an Universitäten und im Ausland zu unterrichten. Sie tut das mit viel Schwung und, wenn sie mancher Aussage mit einer deutschen Erklärung auf die Sprünge helfen muss, in nahezu akzentfreiem Deutsch.

Dabei stammt die junge Frau aus dem Zentrum Frankreichs, der Auvergne. "Mein Dorf liegt rund 300 Kilometer südlich von Paris", erzählt sie. Deutsch habe sie nicht nur in der Schule gelernt. Mehrfach war sie Austauschschülerin, und für dieses Angebot wird sie auch bei den jungen Zirndorfern werben. Tatsächlich melden sich Mädchen, die gerne mehrere Wochen in Frankreich leben und lernen wollen.

Den beiden Lehrerinnen Nadine Eisenmann und Özge Kirbas ist es zu verdanken, dass das FranceMobil Abwechslung in den Schulalltag bringt. Nadine Eisenmann hat mit dem vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) und dem Institut Français Deutschland initiierten Projekt schon andernorts gearbeitet. "Das ist halt ganz anders, wenn eine Muttersprachlerin wie Charlotte mit den Kindern und Jugendlichen arbeitet." Tatsächlich verlangt die flott dahinfließende Sprache mit den lebendigen Nuancen Konzentration beim Zuhören. Da müssen auch die Neuntklässler die Ohren spitzen, die immerhin schon im dritten Unterrichtsjahr Französisch belegt haben.

"Auf jede Stunde gefreut"

Eisenmann und Kirbas lieben die französische Sprache. Die beiden jungen Pädagoginnen gestehen, dass diese Begeisterung wiederum durch ihre Lehrerinnen geweckt wurde. Özge Kirbas: "Ich habe mich während meiner Schulzeit auf jede Stunde gefreut." Ihre Lehrerin habe mit so viel Hingabe unterrichtet, das habe sie einfach mitgerissen.

"Englisch ist ja durch die Medien so präsent", erklärt Nadine Eisenmann. Deshalb nutze sie jede Möglichkeit, Französisch in der Schule ins rechte Licht zu rücken. "Die wenigsten wissen, wie schön und vielfältig Frankreich als Land und Kulturnation ist", sagt sie. Eisenmann ist das Faible für die Nachbarn jenseits des Rheins anzumerken.

Derweil hat Charlotte De Brabander eine zweite Raterunde eröffnet. Diesmal heißt es, französische Lieder den jeweiligen Interpreten zuzuordnen. Entsprechendes Material mit Texten und Fotos der Künstler liegt auf dem Boden des Klassenzimmers bereit. Zwei Rateteams bilden sich.

Celine Dion ist noch wohlbekannt, ebenso Zaz und ihre Laune machenden Chansons. Schwieriger wird es da bei einem Interpreten mit dem Namen Corneille. "Der junge Mann ist in Ruanda geboren und lebt heute in Québec", erzählt Charlotte. Sein Lied "Seul au Monde" (Allein auf der Welt) erinnere an den Völkermord in dem schwarzafrikanischen Land, bei dem er seine ganze Familie verloren habe. Davon wissen die jungen Zirndorfer wenig, und auch sind sie überrascht, dass dort, im Zentrum Afrikas, Französisch gesprochen wird. Am Ende gewinnt das Team Baguette mit einem Punkt Vorsprung vor dem Team Croissant.

Vier Unterrichtseinheiten hat Charlotte De Brabander in Zirndorf absolviert. Insgesamt hat das Programm in den vergangenen 14 Jahren eine Million Schüler an über 13 000 Schulen erreicht. Charlotte De Brabander ist Mitglied eines erfolgreichen Teams: "Die zahlreichen Anfragen beweisen den Erfolg unserer fahrenden Kulturinstitute."

Auch Schulleiter Josef Nister ist von der interaktiven Form der Schulstunden im Fach Französisch angetan. "Auf diese Weise lässt sich spielerisch das Interesse an einer zweiten Fremdsprache wecken", sagt er.

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