Barrierefreie Bahnhöfe: Jubel im Landkreis, Ärger in Fürth

14.11.2018, 11:40 Uhr
Barrierefreie Bahnhöfe: Jubel im Landkreis, Ärger in Fürth

© Foto: Wolfgang Händel

Mit seiner Verbitterung hält Oberbürgermeister Thomas Jung auf Anfrage der FN nicht hinter dem Berg: "Wie in Ostsibirien sieht es auf dem Fürther Hauptbahnhof aus. Dabei gehört der mit über 12 000 Umsteigern doch zu den zehn größten Bahnhöfen Bayerns." Die Barrierefreiheit sei längst überfällig. Ähnlich hatte sich vor kurzem auch der Nürnberger SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Burkert geäußert. In seinen Augen ist der Mangel an Barrierefreiheit ein Skandal, da ab dem Jahr 2021 doch wieder Intercity-Züge in Fürth halten sollen. Bisher verfügt nur das S-Bahn-Gleis über einen Aufzug.

So sehr Jung den Landkreiskommunen die ebenfalls seit Jahren geforderte Barrierefreiheit ihrer Bahnhöfe gönnt, sie könne nicht die "längst überfällige" Verbesserung des großen Fürther Zubringerbahnhofs ersetzen. Der Fürther OB appelliert deshalb mit Nachdruck an die Verantwortlichen, den Missstand bald zu beenden.

Im Rahmen des 2015 aufgelegten Zukunftsinvestitionsprogramms (Zip) hat der Bund jetzt insgesamt 330 Millionen Euro für Barrierefreiheit von 118 kleinen Bahnhöfen mit unter 1000 Ein- und Aussteigern täglich in ganz Deutschland zur Verfügung gestellt. In der Region profitieren davon neben Zirndorf und Siegelsdorf auch Emskirchen, Neustadt/Aisch und Bad Windsheim. Bislang waren im Zip nur Mittel für die Planung enthalten, nicht jedoch für den Bau. Die Planungen in Siegelsdorf und Zirndorf werden nach Angaben des Fürther CSU-Bundestagsabgeordneten Christian Schmidt voraussichtlich im Laufe des Jahres 2021 abgeschlossen sein.

Angelegenheit füllt ganzen Aktenordner

Für die Sanierung des Fürther Bahnhofs ist der Freistaat Bayern im Rahmen eines bis 2023 laufenden Sanierungsprogramms zuständig. Der Verkehrsexperte Burkert vermutet, dass sich die Bahn mit der Barrierefreiheit in Fürth wegen des seit Jahrzehnten andauernden Tauziehens um den S-Bahn-Schwenk bei Stadeln Zeit lässt, um Druck auszuüben. Einen Ausweg sieht Burkert im für nächstes Jahr geplanten 1000-Bahnhöfe-Programm des Bundes. Über diese Mittel könnte auch Fürth an die Reihe kommen.

Barrierefreie Bahnhöfe: Jubel im Landkreis, Ärger in Fürth

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Ein Stein ist Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel vom Herzen gefallen, als er von den FN über den Durchbruch in Berlin informiert wurde. "Ein ganzer Aktenordner voller Schriftstücke dokumentiert unser langes Ringen um Barrierefreiheit", sagt er. Die Bibertstadt habe dabei einen ebenerdigen Zugang von der Bahnhofsrückseite favorisiert. Auch wenn die Stadt dafür den Gehsteig umbauen müsste, findet Zwingel diese Lösung besser als einen störanfälligen Aufzug, den die Stadt gratis bekäme. Gespannt ist der Bürgermeister deshalb, wofür sich die Bahn entscheidet.

Unter Vorbehalt freut sich auch Veitsbronns Bürgermeister Marco Kistner über das grüne Licht für den barrierefreien Ausbau des Siegelsdorfer Haltes. Einen Unsicherheitsfaktor birgt für ihn die Planung eines dritten Gleises auf der Würzburger Hauptstrecke. Wie dieses ebenfalls barrierefrei angebunden werden soll, müsse erst noch geklärt werden. Aber egal wo die Aufzüge platziert werden: Ein Grund zum Feiern sei die Entscheidung des Haushaltsausschusses allemal.

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