Bauboom im Fürther Landkreisnorden

23.9.2015, 21:00 Uhr
Bauboom im Fürther Landkreisnorden

© Foto: Wraneschitz

Nichts geht mehr: 105 Bauplätze hat die Marktgemeinde in den letzten Jahren allein im Baugebiet „Süd A“ ausgewiesen. „Da ist kein Platz mehr frei, über 85 Prozent sind schon bebaut“, sagt Bürgermeister Uwe Emmert (CSU).

Deshalb hat der Gemeinderat im Frühjahr beschlossen, „Süd B“ anzugehen. Aktuell sind jedoch gerade mal die Erschließungsarbeiten für weitere 75 Bauplätze ausgeschrieben. Laut Emmert ist „noch kein Preis genau kalkuliert, aber schon mehr als 100 Interessenten stehen auf der Liste“. Dass am Ende „genug übrig bleiben, um die Plätze zu verkaufen“ — da ist sich der Bürgermeister sicher. Und auch, dass auf Süd A und B in wenigen Jahren 180 Gebäude stehen werden: Fünf Jahre haben die Grundstückskäufer nach der Erschließung Zeit, mit dem Bau zu beginnen, das werde vertraglich so geregelt.

Für den Ort am nördlichen Ende des Landkreises Fürth hat der Bauboom sein Gutes: Die wichtige 5000-Einwohner-Grenze ist wieder geknackt, mit den Zuzügen geht eine deutlich gesteigerte Geburtenrate einher. Seit drei Jahren verzeichnet Wilhermsdorf stets über 45 Neugeborene.

Doch nicht nur Auswärtige, auch Einheimische sind dafür verantwortlich: Jüngere aus dem Kernort oder den Ortsteilen zieht es aus alten Häusern in die neue Siedlung mit viel Platz für Kinder. Doch nach „Süd B“ soll Schluss sein mit der Bebauung in Richtung Meiersberg. Nicht nur, weil die Häuser stetig aus dem Ort wachsen: Auch das Kanalsystem des Abwasserzweckverbands in der Siedlung sei an die Kapazitätsgrenze gelangt, heißt es aus dem Rathaus.

„Wir müssen uns im Gemeinderat etwas überlegen“, räumt Emmert ein. Zwar sehe der Flächennutzungsplan auf der nordöstlichen Ortsseite eine Baufläche vor. Doch ob es sinnvoll ist, weiter voll auf Neubau zu setzen, bezweifelt auch der Bürgermeister. Denn „die Herausforderung ist der Mietwohnungsbau, der Bau kleinerer Wohneinheiten“ — nicht nur, wie zuletzt, von Häusern. „Wie kommen wir zu bezahlbarem Wohnraum, kann man nicht Leerstand billig vermieten?“, fragt Emmert.

Auch solchen Themen widmen sich die Verantwortlichen. Denn während die Neubaugebiete boomen, sind nicht nur an der Hauptstraße viele Gebäude ungenutzt, einige verfallen sogar zusehends. Mindestens 20 Leerstände gibt es in der Ortsmitte.

Doch der Verwaltung sind die Hände gebunden: „Wie soll ich die Besitzer zwingen, zu renovieren oder zu verkaufen? Manche wollen nicht einmal mit mir reden“, berichtet der Bürgermeister von seinen Bemühungen.

Weil es im Bauamt für eine Art City-Management keine Kapazitäten gibt, könnte es möglicherweise eine Fachkraft richten, so Emmert: „Den Leerstand zu verringern, das stand in meinen Wahlzielen.“ Ob da vielleicht externe Unterstützung, ein Innenort-Entwickler helfen kann, darauf soll auch Isek Antworten geben – das „Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept“, das seit einem Jahr von externen Fachleuten und Bürgern gemeinsam erarbeitet wird. Isek soll noch diesen Monat „präsentationsfähig“ sein, kündigt Emmert an.

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