"Bauer Willi" rät seinen Kollegen zu mehr Marketing

19.2.2017, 13:00 Uhr

© Foto: Leberzammer

An Gesprächsthemen fehlt es den Landwirten gerade wirklich nicht. So sorgte vor allem die jüngste und inzwischen wieder eingestampfte Kampagne "Neue Bauernregeln" des Bundesumweltministeriums für großen Unmut. Ein Unding und eine Unverschämtheit nannten sie Kreisbäuerin Birgit Hechtel und Landrat Matthias Dießl unisono. Dießl versicherte den Bauern seine Unterstützung und würdigte ihren Einsatz für Natur und Umwelt, der in der Kampagne infrage gestellt wurde.

Willi Kremer-Schillings, der als Bauer Willi mit seinen Briefen an den Verbraucher bundesweit mediale Aufmerksamkeit erregt, pickte sich in seiner Rede dagegen die Konsumenten und deren "Scheinheiligkeit" heraus. "Wir sind die Guten", rief er den Landfrauen zu, "wir geben uns so viel Mühe und werden trotzdem so viel kritisiert".

Schuld daran sei das öffentliche Bild der Landwirtschaft, das seit Jahrzehnten negativ besetzt sei. "Man hört nur von Skandalen, und angeblich ändert sich nichts", so Kremer-Schillings. Leider habe es eine einfache Lüge leichter als komplizierte Wahrheiten. Eine "bodenlose Frechheit" sei es beispielsweise, wenn an ein und demselben Tag das Schnäbelkürzen bei Geflügel verboten wird und der Lebensmitteleinzelhandel die Eierpreise senkt.

"Die Auflagen werden hochgefahren und die Erträge sinken", so das Fazit des Redners, der im Rheinland lange Jahre selbst einen Bauernhof führte. Mittlerweile ist er im Ruhestand und sieht sich als Vorkämpfer für bäuerliche Interessen. "Handeln müssen wir selber", so sein Credo. Denn von den anderen Marktteilnehmern — Einzelhandel, Hersteller landwirtschaftlicher Gebrauchsgüter oder Verbänden — sei nichts zu erwarten.

"Gespräche auf Augenhöhe"

Kremer-Schillings empfiehlt seinen Kollegen, deutlich mehr Wert auf Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit zu legen. Junge Landwirte sollten sich nicht scheuen, Rhetorik-Seminare zu besuchen. "Für Lehrgänge wie etwa zum Schweißen gibt man ja auch Geld aus, nur nicht für sein wichtiges Werkzeug — den Mund", findet er. Das sei aber in der gegenwärtigen Lage umso wichtiger, weil es "Gespräche auf Augenhöhe" ermögliche.

"Wenn ihnen etwas nicht passt, schreiben sie Leserbriefe", ermunterte er sein Publikum. Vorträge wie diesen halte er zwar landauf, landab, doch leider passiere in der Regel hinterher nichts. Kremer-Schillings macht Mut: "Warten sie nicht auf andere, sondern machen sie sich selbst auf den Weg!"

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