Baustelle lebt auf

22.9.2013, 13:00 Uhr
Baustelle lebt auf

© Scherer

Der August war staubig: Rigipsplatten, Fliesen, Heizkörper, Waschbecken, Zwischenwände — alles musste raus aus der Turnhalle, berichtet Ammerndorfs Bürgermeister Franz Schmuck. Auch die Öltanks wurden leergepumpt und entfernt. Nachdem der Bauhof, mit der Unterstützung von Ferienarbeitern die groben Vorarbeiten erledigt hat, sind nun Firmen am Zug. Noch unklar ist, ob auch der spezielle Sportboden entfernt wird.

Schmuck ist froh, dass es endlich weiter geht, nachdem die Baustelle rund zwei Jahre lang im Dornröschenschlaf lag. Wie mehrmals berichtet, hatten sich die Marktgemeinde und der TSV Ammerndorf nicht über die Eigentumsverhältnisse und Nutzung einigen können. Das ist erledigt. Mit einem Beschluss im Sommer vergangenen Jahres übergaben die TSV-Mitglieder die Halle. Im Gegenzug wurden in einem Kooperationsvertrag die Nutzungsrechte festgeschrieben. Dem Verein sei es wichtig gewesen, beim Stunden-Kontingent den Ist-Zustand zu erhalten, sagt Franz Schmuck. „Aber, wenn es nach mir geht, kann der TSV noch viel mehr machen. Es muss Leben in die Halle.“

Die Kommune will das Gebäude umbauen und energetisch sanieren. Räumlichkeiten für alle Ammerndorfer Vereine und Institutionen sollen dann direkt neben dem neuen Bürgerspielplatz zur Verfügung stehen. Veranstaltungen für 100 bis 150 Leute nennt Schmuck als Größenordnung. 450000 Euro hat Ammerndorf im laufenden Jahr dafür im Haushalt ausgewiesen. Aber die, meint der Bürgermeister, „werden wir heuer sicherlich nicht mehr verbauen“.

Haustechnik, Abbruch- und Rohbauarbeiten nennt Architekt Stefan Ulrich als die ersten Gewerke, die ausgeschrieben wurden. Trotz der erbrachten Eigenleistungen Ehrenamtlicher fehlen etwa auf der Seite zum Reichenbach noch die Anbauten für die Sportgeräte und die Haustechnik. Wenn der Umbau abgeschlossen ist, Ulrich geht von Dezember 2014 aus, allerdings „abhängig von dem, was wir vorfinden“, werden die Ammerndorfer ihre alte Sporthalle kaum mehr wieder erkennen. Ein neues Dach, neue Fenster, eine wärmegedämmte Fassade, vom Innenleben des Gebäudes ganz zu schweigen.

Hoffen auf viele Angebote

Gespannt wartet nicht nur der Bürgermeister, sondern auch der Architekt, auf den Rücklauf der Ausschreibung. Schließlich hat die gesetzliche Vorgabe des Bundes, allen Kindern unter drei Jahren bis August einen Betreuungsplatz anzubieten, einen wahren Bau-Boom im Bereich der Kindertagesstätten ausgelöst. Der Branche bescherte das volle Auftragsbücher, zudem dürften manche Baustellen erst gegen Ende des Jahres abgeschlossen sein. „Das wird der Knackpunkt“, sagt Stefan Ulrich mit Blick auf die zu erwartende Beteiligung an der Ausschreibung. Ganz bewusst habe man deshalb den Handwerkern bei den ersten Gewerken längere Fristen eingeräumt, „damit möglichst viele ein Angebot abgeben“.

Ab November sollen die Firmen loslegen, beschreibt der Architekt die zeitliche Perspektive. Der Winter dürfte die Aktivitäten nicht sonderlich beeinträchtigen. Einen Teil des Innenausbaus könne man in jedem Fall bewältigen.

Das sanierte Gebäude als zentrale Anlaufstelle sehnt auch Marlen Laurien herbei. Die MGH-Leiterin residiert seit Oktober 2011 im Rathaus, ein Schritt der seinerzeit aus dem Konflikt zwischen Marktgemeinde und dem TSV erfolgt war. Seitdem verteilen sich die Veranstaltungen über den Ort: Der offene Treff findet im Feuerwehrhaus statt, die Schulkindbetreuung am Sportgelände und jetzt wieder startende Computerkurs für Senioren im Rathaus.

Letzteres sieht Laurien im Übrigen nicht als „geeigneten Platz“ für die MGH-Aktivitäten an, glaubt sie doch, beim einen oder anderen Besucher eine gewisse Hemmschwelle ausgemacht zu haben: „Ins Rathaus geht man nicht einfach so.“

Inzwischen hat das MGH zwar ein festes Klientel an Besuchern. Weil aber entsprechende, insbesondere größere Räumlichkeiten fehlen und damit die Möglichkeit, tolle Angebote zu machen, „fällt es uns schwer, neue Menschen zu gewinnen“. Bleibt nur auf Dezember 2014 zu warten. Wobei Marlene Laurien heute noch nicht sagen kann, wie es mit der Institution dann überhaupt weiter gehen wird. Denn: Die Förderung des Mehrgenerationenhauses —derzeit zahlt der Bund 30000 Euro jährlich, die Gemeinde steuert 10000 Euro bei — läuft ausgerechnet Ende 2014 aus.

Und dann? Die Marktgemeinde werde eine Entscheidung treffen müssen, sagt Marlene Laurien. Will man ein Mehrgenerationenhaus mit entsprechender Ausrichtung, in dem nicht nur etwa die Schulkindbetreuung stattfindet und das von einer hauptamtlichen Kraft geleitet wird? Oder soll die Turnhalle lediglich ein Gebäude sein, das den Vereinen zur Verfügung steht? Verwalten müsse das Haus natürlich auch jemand, sagt Laurien mit Blick auf Letzteres, „aber das wäre dann ein anderes Konzept“.

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