Bayerischer Bürgerpreis für Musical "Mademoiselle Marie"

21.8.2016, 16:00 Uhr
Die Auszeichnung gitl ausdrücklich dem Musical.

© Michael Müller Die Auszeichnung gitl ausdrücklich dem Musical.

Es gehörte Mut dazu, "Mademoiselle Marie" auf die Bühne zu bringen. Das Musical von Fritz Stiegler (Idee und Text) und Matthias Lange (Musik) verknüpft schließlich Themen miteinander, die wohl niemand in diesem Rahmen erwartet hatte: Neben den Problemen der Aufbaujahre nach dem Krieg in einem kleinen fränkischen Dorf wird auch das unfassbare Massaker angesprochen, das die Waffen-SS 1944 in dem französischen Ort Oradour verübte.

Vor der Kulisse der Cadolzburg erarbeiteten mehr als hundert Mitwirkende unter der Regie von Jan Burdinski eine mitreißende Aufführung und machten aus dem Wagnis einen Erfolg, der im Sommer 2015 rund 14.000 Besucher anzog.

Preiswürdig erschien der Jury des Bayerischen Bürgerpreises unter Vorsitz von Landtagspräsidentin Barbara Stamm jetzt vor allem der Beitrag zur Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland, den das Musical leistet. Ein herausragendes Ereignis war dabei zum Beispiel der bewegende Cadolzburg-Besuch von Robert Hébras, der als Junge das Grauen von Oradour als einer von wenigen überlebte.

Insgesamt waren 72 Bewerbungen für den Bürgerpreis eingegangen. Die Cadolzburger werden am 20. Oktober in München mit einem von zwei vergebenen zweiten Preisen ausgezeichnet, gelobt wurde nicht zuletzt, dass die Beziehung zu Frankreich fortgesetzt wird: Am 2. und 3. September 2017 findet nämlich ein von den Cadolzburgern initiiertes deutsch-französisches Friedensfest in Oradour-sur-Glane mit einer Aufführung von "Mademoiselle Marie" statt.

Logistische Herausforderung

Für die Planer ist das eine logistische Aufgabe der Superlative. Exakt vorbereitet werden muss unter anderem, wie Darsteller, Kulissen und Technik nach Frankreich kommen. Das Vorhaben zieht inzwischen stetig größere Kreise. Mit dem Bezirk sind nun auch das Auswärtige Amt und das Generalkonsulat in Bordeaux in die Vorbereitung involviert.

Im kommenden Jahr wird es aber auch hierzulande eine Chance geben, "Mademoiselle Marie" zu begegnen. Im Juli 2017 treten die Burgfestspieler mit ihrem Erfolgsmusical in Fürth auf der Piazza vor dem Kulturforum auf. Anschließend geht es nächstes Jahr dann in die Cadolzburger Partnergemeinde Mauterndorf in Österreich, bevor die Tour nach Frankreich ansteht.

Ein anderes großes Projekt des rührigen Vereins hat schon bald Premiere: Am 13. September erlebt im Fürther Metroplex Kino "Mademoiselle Marie", der Film zum Bühnenerfolg, seine Uraufführung. Ein erster Blick auf eine unfertige Arbeitsversion war vor kurzem im Freilandmuseum in Bad Windsheim möglich gewesen. Im Anschluss an diese Preview wurden noch einmal Änderungen vorgenommen, jetzt ist der Film zur Tonbearbeitung in den Steinacher Streetlife-Studios.

Die Kinoversion des Stoffes, an der insgesamt mehr als ein Jahr gearbeitet wurde, macht aus Aufführungsszenen des Musicals, neu gedrehten und historischen Aufnahmen eine umfassend erweiterte Version der packenden Geschichte. Im Mittelpunkt dieser anspruchsvollen Produktion der Telefilm Medienprojekte von Peter Ponnath, die auch am Schauplatz des Massakers in Oradour gedreht wurde, bleiben nach wie vor als zentrale Themen Aussöhnung und eine Zukunft in Freundschaft für die Nachbarländer.

Workshop im Cinecittà

Nach der Fürther Premiere ist am 14. September im Nürnberger Cinecittà ein Workshop mit den Hauptdarstellern Romina Satiro und Manuel Unterburger sowie mit Autor, Komponist und Regisseur geplant. Ab 15. September läuft "Mademoiselle Marie" dann in allen Kinos, die den Film ins Programm nehmen möchten. Währenddessen schaut man bei den Burgfestspielen auch schon auf die nächste Herausforderung: 2018 wird auf der stimmungsvollen Freilichtbühne im Vorhof der Burg die nächste Premiere anstehen.

Bayerischer Bürgerpreis für Musical

© Foto: Hans Winckler

Autor Fritz Stiegler hat ein neues Stück vorgelegt. Was erwartet die Zuschauer? "Ich will Spiegel vorsetzen, die den Zustand unserer Welt zeigen", deutet Stiegler an. Ihm sei bewusst, dass er etwas Neues wage: "Aber davor habe ich keine Angst." Nach "Mademoiselle Marie" sei ihm nicht danach gewesen, eine "lustige Komödie" zu schreiben.

Regisseur Jan Burdinski macht klar: "In dem neuen Werk werden große Fragen thematisiert und der Blick richtet sich dabei auf die ganze Welt. Ungleichheit und Ausbeutung sind zentrale Punkte, im Fokus wird nicht zuletzt die weltweite Unterdrückung von Frauen und die weitreichenden Folgen dieser Ungerechtigkeit stehen." Musik spielt wieder eine wesentliche Rolle. Matthias Lange wird diese Aufgabe als Komponist meistern. Bereits jetzt hat die Bühnenbildnerin Karin E. Pollak richtungsweisende Entwürfe für die Ausstattung vorgelegt.

Sehr bald werde man mit den konkreten Vorbereitungen beginnen, sagt Jan Burdinski und gibt das Ziel vor: "Die Produktion soll unter die Haut gehen, darf aber nie mit dem erhobenen Zeigefinger agieren."

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