Bayerischer Vergleich zeigt: Fürther spenden ungern Blut

21.6.2014, 11:00 Uhr
Ein kurzer Pieks, der Leben retten kann: Obwohl die meisten wissen, wie wichtig Blutspenden ist, tun sie es nicht. Besonders in Großstädten wie Fürth fehlt die Bereitschaft.

© dpa Ein kurzer Pieks, der Leben retten kann: Obwohl die meisten wissen, wie wichtig Blutspenden ist, tun sie es nicht. Besonders in Großstädten wie Fürth fehlt die Bereitschaft.

Christine Reinhardt, Gebietsreferentin beim Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes und zuständig für die Spenderbetreuung und die Terminorganisation, will dennoch nicht schwarzmalen: „Der Bedarf an Blutkonserven in Bayern ist aktuell gedeckt, auch wenn hitzebedingt im Moment weniger Menschen zum Blutspenden kommen.“

Eine Erklärung für das traurige Fürther Ergebnis hat sie parat: „Das ist ein Großstadtphänomen, ein typisches Stadt-Land-Gefälle.“ Die Menschen auf dem Land reißen die Bilanz wieder heraus. Hier lassen sich fünf bis 15 Prozent der Bürger – ausgenommen Kinder sowie Männer und Frauen über 69 Jahre, die noch nicht oder nicht mehr spenden dürfen – regelmäßig den roten Lebenssaft „abzapfen“. Im ländlichen Bereich ist die Prozedur selbstverständlicher, man kennt sich untereinander, dadurch entsteht eine Art sanfter Druck, gemeinsam zum Blutspendetermin zu gehen. Je kleiner der Ort, desto mehr machen mit, weiß Reinhardt.

Dennoch sollen natürlich auch die Fürther zum „Aderlass“ gewonnen werden. Denn: Berechnungen haben ergeben, dass die Zahl der Blutspenden in Zukunft deutlich zurückgehen wird, wenn nicht ausreichend neue Spender gefunden werden. Zum einen liegt das am demografischen Wandel, die Geburtenzahlen sinken und damit reduziert sich auch die Zahl der spendenfähigen Bürger. Schon jetzt müssen zudem langjährige Spender ihr Engagement aus Altersgründen aufgeben – das wird sich in Zukunft fortsetzen. Und schließlich stellen die Statistiker eine Landflucht fest: Immer mehr junge Menschen ziehen vom Land in die Großstädte, dort ist eben die Spende-Bereitschaft deutlich niedriger. Gleichzeitig wird auch ein Mehrbedarf an Blutkonserven entstehen, denn die Menschen werden immer älter – und damit auch kränker.

Krebstherapie bei Leukämie

Was viele Laien nicht wissen: Der größte Teil des gespendeten Blutes (19 Prozent) wird nicht für Unfallopfer oder bei Operationen benötigt, sondern für die Krebstherapie bei Leukämiekranken.

Damit jeder Patient genau das erhält, was er braucht, wird das Blut nach der Spende in seine einzelnen Bestandteile zerlegt. Eine zentrale Rolle dabei spielt das Produktions­ und Logistikzentrum Wiesentheid (Unterfranken) des Blutspendedienstes. Alles gespendete Blut wird abends dorthin gefahren und aufbereitet. „Zuerst werden die weißen Blutkörperchen herausgefiltert, weil sie für eine Reihe von unerwünschten Nebenwirkungen bei einer Bluttransfusion verantwortlich sind“, erklärt Christine Reinhardt den Ablauf.

Anschließend können daraus drei Präparate gewonnen werden. Einmal – aus den roten Blutkörperchen – die Erythrozytenkonzentrate, die den Sauerstofftransport im Blut regulieren. Sie werden etwa bei plötzlichem Blutverlust während eines Unfalles eingesetzt oder bei Blutarmut. Das flüssige Blutplasma hingegen wird unter anderem Patienten verabreicht, die plötzlich viel Blut verloren haben, an großflächigen Verbrennungen oder einer Vergiftung leiden. Aus den Blutplättchen schließlich können Thrombozytenkonzentrate hergestellt werden. Die benötigen Leukämiekranke, die nach der Chemotherapie nicht genügend eigene Blutplättchen bilden können. Bislang kann Blut für Transfusionszwecke nicht in ausreichender Menge künstlich hergestellt werden. Um alle Patienten versorgen zu können, werden in Bayern täglich etwa 2200 Vollblutspenden benötigt.

Sechs Termine im Jahr

Im Stadtgebiet können Bürger sechsmal jährlich Blut abgeben. Das hiesige Bayerische Rote Kreuz veranstaltet die Aktion, das nächste Mal am Dienstag, 29. Juli, von 14 bis 20 Uhr im Rotkreuzhaus (Henri-Dunant-Str. 11). Auch an verschiedenen Orten im Landkreis gibt es die Möglichkeit viermal im Jahr. Waltraud Heiter ist Mitorganisatorin und betont: „Wir freuen uns besonders über Erstspender, denn die fehlen immer öfter.“

Ein Hinweis auf die Sicherheit ist Christine Reinhardt noch wichtig: Vor der Herstellung der Blutkomponenten stehen umfangreiche Tests an: „Wir prüfen auf Aids, Hepatitis B und C oder auch Syphilis.“ Die Gefahr einer Ansteckung für den Empfänger liege bei eins zu einer Million.

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