Beamtensiedlung soll geschützt werden

2.5.2014, 06:00 Uhr
Beamtensiedlung soll geschützt werden

© Volker Dittmar

Der Baugesellschaft fehlen laut Breun momentan die Mittel zur Sanierung der Gebäude. Man denke deshalb daran, einzelne Häuser Mietern zum Kauf anzubieten. Zuletzt sind Dächer und Fassaden vor rund 15 Jahren renoviert worden. In die Innenausstattung haben manche Bewohner indes kräftig investiert. 150000 Euro zum Beispiel Hans-Georg Kuntke, der in der dritten Generation in der Fuggerstraße lebt.


Kündigungen kommen für Breun nicht in Frage. Das vertrage sich nicht mit dem sozialen Anspruch der Baugesellschaft. Auch mit Denkmalschutzauflagen könne man leben, da die 1922 bis 1926 für Beamte errichteten Häuser historisch so wertvoll seien, dass sich eine Zerstörung verbiete. Mit der Sanierung alter Genossenschaftswohnungen an der Ecke Amalien- und Winklerstraße habe man vergangenes Jahr erst ein Beispiel für den sorgfältigen Umgang mit der Bausubstanz gegeben.


Denkmalschutz hält der Stadtheimatpfleger im Hinblick auf mögliche Verkäufe einzelner Gebäude für hilfreich, um baulichen Veränderung einen Riegel vorzuschieben. Zu den Besonderheiten der Doppel-, Dreier- und Viererhausgruppen gehören die angebauten Kleintierställe und die ursprünglich zur Selbstversorgung mit Obst und Gemüse gedachten Gärten. Kuntke erinnert sich, dass in der Beamtensiedlung noch bis Ende der 1950er Jahre Kartoffeln angebaut und Hühner gehalten worden sind.


Der ländliche Charakter wird auch durch einen markanten Torbogen an der Ecke von Wallenstein- und Fuggerstraße unterstrichen. Stilistisch hat das Ensemble eine eigentümliche Prägung. Der Jugendstil ist abgehakt, Klassizismus und Historismus ebenfalls aus der Mode gekommen. Dass es in Notzeiten unter schwierigsten Bedingungen entstanden ist, merkt man ihm heute nicht mehr an. Auch die galoppierende Inflation konnte den Bau in sechs Abschnitten nicht aufhalten. Liebevolle Pflege durch die Bewohner hat die Siedlung zu einem Schmuckstück werden lassen.


Den Anstoß zu ihrem Bau haben 1921 die Ortsgruppen Nürnberg und Fürth des Bayerischen Beamtenbundes gegeben. Es war die Zeit, als ernsthaft an einen Zusammenschluss der Nachbarstädte gedacht wurde. Den lehnten bei einer Volksabstimmung 1922 die Fürther jedoch mehrheitlich ab. In der Folge löste sich die Baugenossenschaft Fürth 1923 aus dem Beamtenwohnbauverein Nürnberg-Fürth. Die Wohnfläche betrug ursprünglich 80 Quadratmeter pro Gebäude. Und obwohl die Fördergrenze vom Sozialministerium auf 70 Quadratmeter festgelegt worden war, gab es öffentliche Fördermittel zum Bau. Die Baugenossenschaft konnte zudem gegenüber dem Sozialministerium durchsetzen, dass nur Mitglieder Wohnrecht bekamen.


Längst wird das Bewohnerspektum nicht mehr nur von Beamten geprägt. Auch die Generationenmischung steht für eine lebendige Entwicklung. Die Dambacher Beamtensiedlung wäre nicht das erste unter Ensembleschutz gestellte Fürther Wohnquartier. Diesen Status genießen unter anderem bereits das in zwei Bauabschnitte vor und nach dem ersten Weltkrieg errichte Eigene Heim und die Dambacher Offizierswohnungen.


Mit dem Zuwachs an der Alten Veste könnte die Denkmalstadt Fürth jedenfalls nochmal kräftig zulegen. Dies ist für Mayer auch deshalb von Bedeutung, da nach seinen Informationen mehrere Gebäude im Bereich der Neuen Mitte und das zum Wohnquartier mit Stadtmuseum ausgebaute ehemalige Ottoschulhaus wegen zu massiver baulicher Eingriffe aus der Denkmalliste gestrichen werden sollen.
 

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