Behördengang? In Zukunft geht's digital zum Amt

9.1.2018, 06:00 Uhr
Behördengang? In Zukunft geht's digital zum Amt

© Foto: Jens Büttner/dpa

Vielleicht muss man eines Tages wirklich gar nicht mehr persönlich im Bürgeramt, in der Kfz-Zulassungsstelle oder im Standesamt auftauchen. Was alles möglich sein wird, lässt sich schwer vorhersagen – aber die Richtung ist klar: Ähnlich komfortabel, wie sie bereits Bankangelegenheiten und Einkäufe online erledigen, sollen die Bürger auch die Dienste der Stadt in Anspruch nehmen können. Bequem von zuhause aus, ohne an Öffnungs- und Sprechzeiten gebunden zu sein.

Das ist eine Facette der Digitalisierung, wie sie zurzeit Stadtverwaltungen in Deutschland anstreben. Parallel dazu wollen sie ihre internen Abläufe umstellen. Aus Papier- sollen elektronische Akten werden.

Wie Fürth arbeitet beispielsweise auch Nürnberg gerade an einer Strategie, mit der das Unterfangen glücken soll. Hier wie dort will man – ähnlich wie es große Unternehmen tun – einen "Chief Digital Officer" mit der Aufgabe betrauen. Fürths Kämmerin Stefanie Ammon, in deren Referat "Finanzen, Organisation, Personal" die Zuständigkeit für den Digitalisierungsprozess liegt, spricht lieber von einem "Digitalisierungsbeauftragten". Der neue Posten soll demnächst ausgeschrieben und spätestens Ende Juni besetzt werden, das Aufgabenfeld Digitalisierung soll im Organisationsamt verankert werden. Auch der städtische Internetauftritt muss überarbeitet werden.

Hilfe will sich die Stadt bei einer externen Beraterfirma holen, wie Ammon jüngst dem Stadtrat erläuterte. Die Experten sollen ein Digitalisierungskonzept erstellen. Vom Stadtrat bekam Ammon einstimmig grünes Licht für die nächsten Schritte.

In ihrem Referat, das sie als "Pilotreferat" betrachtet, ist Ammon schon mitten drin im Wandel. Ziel sei es, Arbeitsabläufe in einen "digitalen Workflow" umzuwandeln und aufs "Hin- und Hertragen" von Unterlagen zu verzichten. Man müsse sich anschauen, welche Abteilungen an Entscheidungen beteiligt sind, wer wann welche Unterschrift leisten muss – und wie das alles möglichst ohne Papier geschehen kann. Auf die Stadt komme eine riesige Umstellung zu, sagt Ammon. Aber sie biete enorme Chancen.

Für Bürger ist das Stichwort E-Government wichtig: Behördengänge sollen sie künftig komfortabel online erledigen können. Bisher ist das nur eingeschränkt möglich: Die Stadt stellt auf ihren Internetseiten zwar rund 60 Formulare zur Verfügung, sie müssen aber heruntergeladen und dann per E-Mail oder Post ans Amt geschickt werden. In Zukunft soll man alles direkt auf der Webseite ausfüllen können.

Der Bereich Online-Anwendungen soll ausgebaut werden. Bereits möglich ist es, etwa den Bestand der Volksbücherei abzufragen, den nächsten Müllabfuhrtermin oder die aktuelle Wartezeit im Bürgeramt oder in der Kfz-Zulassungsstelle.

Es macht Kommunen attraktiver

Der Digitalisierungsprozess soll aber auch genutzt werden, um die Abläufe der Verwaltung zu vereinfachen und zu beschleunigen. "Das kommt den Bürgern zugute, weil wir ihre Anliegen schneller behandeln können", sagt Ammon.

Die Stadt soll natürlich ebenfalls profitieren: Ammon verweist auf eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse-Coopers und der Uni Bonn. Demnach entwickeln sich Kommunen, die die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, wirtschaftlich überdurchschnittlich. Die zehn "digitalsten" Städte schnitten bei den Gewerbeanmeldungen, dem Zuzug von hochqualifizierten Mitarbeitern, der Bevölkerungs- und der Gewerbesteuerentwicklung besser ab als andere, so Ammon.

Im Blick hat die Verwaltung darüber hinaus das Thema IT-Sicherheit – und die Schulen: Ihre Digitalisierung werde eine weitere große Herausforderung der nächsten Jahre sein, sagt die Kämmerin.

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