"Bei Spielen wird nichts getrunken"

14.11.2017, 13:00 Uhr

© Foto: Thomas Hahn/Zink

Ihr Konzept, Herr Winkler, trägt den Titel "Roßtal United". Ist der Name quasi Programm?

Gernot Winkler: Unser Konzept können wir als Verein bzw. Abteilung nicht alleine durchziehen. Natürlich leben wir Werte im Verein vor, wie den respektvollen Umgang miteinander, von den Minis bis zur ersten Herrenmannschaft. Aber wir brauchen dazu auch externe Partner – die Eltern, die Schulen, Sponsoren und die Marktgemeinde. Ohne sie geht es nicht.

 

Sie wollen dabei eine ganzheitliche Ausbildungs- und Spielphilosophie vermitteln. Was meint das?

Winkler: Dabei geht es, neben den sportlichen Aspekten, um Eigenverantwortung, Selbstständigkeit, aber auch die aktive Mitarbeit von Spielern und Eltern. Das steht klar im Mittelpunkt. Wir wollen den Teamgedanken und zugleich die Bindung an den Verein fördern und auch Verhaltensregeln mitgeben.

 

Welche denn beispielsweise?

Winkler: Nehmen wir das Thema Alkohol. Wir wollen nicht, dass bei Spielen etwas getrunken wird. Wenn die Nachwuchsmannschaften in der Halle stehen, werden keine alkoholischen Getränke verkauft. Irgendwann einmal hat unsere A-Jugend einen Kasten Bier mit in die Kabine geschleppt, das haben sie bei der ersten Mannschaft gesehen, aber das geht nicht, und das schon deshalb, weil B-Jugendliche mit dabei waren. Die sind keine 16 Jahre alt und dürfen deshalb ohnehin nichts trinken.

 

Und wie haben Sie und Ihr Jugendkoordinator Ingo Gömmel reagiert?

Winkler: Wir haben mit den Jungs gesprochen und ihnen die Problematik erklärt. Natürlich kann man ein Bier trinken, aber hinterher, außerhalb der Halle. Es geht darum, ein Bewusstsein zu schaffen. Wir haben als Abteilung unseren berühmten Caipirinha-Stand auf der Kirchweih, der ist bekannt und ein Treffpunkt für die Roßtaler. Trotzdem ist eines klar. Wer im Trainingsanzug bei einem solchem Fest unterwegs ist, präsentiert den Verein nach außen. Bis früh betrunken herumzuhängen, das geht nicht, und das wollen wir auch nicht.

 

In Schulen ist immer wieder die Klage zu hören, Lehrer müssten das nachholen, was die Eltern in der Erziehung versäumen. Geht es Ihnen als Verein ebenso?

Winkler: Also zunächst einmal, die Jugend ist nicht so schlecht wie ihr Ruf. Wenn man sie mitnimmt, ihnen Dinge erläutert, klappt das recht gut. Sie hinterfragen auch viel: ihren Trainer oder beispielsweise die Spieltaktik. Auch bei Eltern ist das so. Früher hat man die Kinder beim Handball in der Halle abgegeben und dann war das gut. Heute wollen die Eltern mehr wissen, aber – das ist meine Erfahrung – sie sind auch bereit, sich mehr zu engagieren.

Teilnahme am Training, so heißt es im Konzept "ist Pflicht". Klappt das?

Winkler: Natürlich schauen die Trainer da drauf. Aber spätestens ab der C-Jugend regeln die Jungs das untereinander eigenverantwortlich. Da steht der Leistungsgedanke im Vordergrund, und es muss sich jeder Zeit nehmen. Die Mannschaft wird da zum Regulativ.

Sie wenden sich in Ihrem Konzept auch klar gegen Gewalt, Rassismus und jedwede Art von Beleidigungen und Unterdrückung – wie brennend ist dieses Problem?

Winkler: Da hätte ich zwei Beispiele: Wir haben einen iranischstämmigen und einen dunkelhäutigen Spieler. Beide haben unsere Jugendmannschaften durchlaufen. Wir mussten sie nicht integrieren, denn es gab zu keiner Zeit Vorbehalte oder Probleme. Hautfarbe oder Nationalität waren nie ein Thema.

 

Der Fußball liefert schlechte Beispiele – üble Fouls, Diskussionen mit Schiedsrichtern – oft aus der Bundesliga am Samstag übers Fernsehen ins Haus. Wie ist das beim Handball?

Winkler: Handball ist ein ganz anderer Sport. Auf dem Feld geht es zwar hart zur Sache, aber es gibt bei uns keine üblen Fouls von hinten. Auch vom Reglement her ist Handball ganz anders: Ein "Hey Schiri", das können schon zwei Minuten Zeitstrafe sein, genauso, wenn der Ball nach einem Pfiff nicht gleich auf den Boden gelegt wird.

 

Eine Schlüsselrolle spielen in Ihrem Konzept sicher die Trainer. Haben Sie genügend gute Übungsleiter?

Winkler: Die Trainer sind unser größtes Kapital, wir haben derzeit 19 lizenzierte Übungsleiter. Ganz wichtig: Alle Mannschaften werden von mindestens einem ausgebildeten Übungsleiter betreut. Zwei Drittel unseres Budgets investieren wir in unseren Nachwuchsbereich. Wir zahlen die Trainerausbildung, wobei es uns nicht nur um die fachliche, sondern auch die soziale Kompetenz geht. Unsere Trainer sind starke Persönlichkeiten. Sie müssen die Kinder und Jugendlichen unterstützen, motivieren, sportlich voranbringen, aber ihnen auch ihre Grenzen aufzeigen. Wir wollen selbstbewusste, aber keine arroganten Sportler.

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