Bekenntnis zur Wissenschaftsmeile in Fürth

20.1.2017, 21:00 Uhr
Bekenntnis zur Wissenschaftsmeile in Fürth

© Archivfoto: Horst Linke

Herr Müller, ist Ihnen bei dieser Nachricht vor Schreck die Frühstückssemmel aus der Hand gefallen?

Müller: Nein, ich war zum Glück vorbereitet. Ich hatte schon im Oktober auf einer Messe von Grundstückseigentümer MIB gehört, dass auf AEG wohl nicht genügend Platz für die TechFak sein wird. Und bevor Herr Söder das Scheitern der Pläne Ende Dezember offiziell verkündete, wusste ich es aus seinem Mund. Überrascht hat es mich also nicht.

Aber bestürzt?

Müller: Es ist auf jeden Fall bedauerlich. Ein Standort entlang der Wissenschaftsmeile Nürnberg-Fürth wäre sehr sinnvoll gewesen. Wichtig ist mir jetzt zu sagen: Die Wissenschaftsmeile, die Markus Söder 2015 bei uns in Fürth verkündet hat, ist deswegen nicht tot.

Sondern?

Müller: Zum einen gibt es ja schon Etliches. In Fürth beginnt die Meile in der Uferstadt mit dem Zentralinstitut für Neue Materialien und Prozesstechnik sowie der Neue Materialien Fürth GmbH. Auf AEG in Nürnberg sitzen bereits der Energie Campus und der „Nuremberg Campus of Technology“. Zum anderen kommen in Zukunft Bereiche der TH Nürnberg, also der früheren Fachhochschule, hinzu.

Was macht für Sie den Charme der Wissenschaftsmeile aus?

Müller: Dass sie Grenzen überschreitet und verbindet. Jemanden, der von außerhalb zu uns zum Studieren kommt, den interessieren die Stadtgrenzen doch auch nicht. Außerdem gilt es, ein historisch sehr interessantes Quartier zwischen zwei Großstädten – genau hier fuhr die erste deutsche Eisenbahn – neu zu entwickeln.

Die P & P-Brache an der Jakobinenstraße sollte ebenfalls ein Teil der Meile sein. Werden sich dort auch ohne die TechFak auf AEG Wissenschaft und Forschung ansiedeln?

Müller: Ja, die Fläche hat weiterhin das Potenzial dazu. Der Nukleus der Wissenschaftsstadt Fürth bleibt aber die Uferstadt.

Nach dem Aus fürs AEG-Gelände ist eine neue Standortdebatte entbrannt. Im Gespräch sind Flächen im Süden Nürnbergs, aber auch bei Großgründlach. Andere wollen, dass alles in Erlangen bleibt. Was wäre aus Fürther Sicht wünschenswert?

Müller: In diese Debatte zwischen Erlangen und Nürnberg mische ich mich nicht ein. Ich halte es nicht für schicklich, diesen Konkurrenzkampf über die Medien auszutragen. Es wird demnächst eine Sondersitzung geben. Mit der Uni und der TH, den Ministern Söder, Spaenle und Herrmann, drei Oberbürgermeistern und drei Wirtschaftsreferenten. Da wird dann – hoffentlich sachlich – nach einer Lösung gesucht.

Fürth könnte nicht der lachende Dritte werden?

Müller: Es wird eine riesige, zusammenhängende Fläche benötigt, gut 20 Hektar. Die hätten wir doch gar nicht. Und selbst wenn, würde Fürth die TechFak wohl kaum kriegen, da bin ich Realist. Wir sind bereits Hochschulstandort. Im Großraum sind wir zwar der kleinste von drei Partnern, aber dass Fürth überhaupt auf der Wissenschaftslandkarte auftaucht, ist schon eine sagenhafte Entwicklung.

Wie kann der Fürther Forschungsstandort trotzdem wachsen?

Müller: Wir müssen schauen, dass wir die Kompetenzen stärken, die wir schon haben. Zu den Neuen Materialien in der Uferstadt wird sich bald das Bayerische Polymer-Institut gesellen, das an Kunststoffen forscht. Beides ergänzt sich perfekt. Wir reden beim BPI von einem Fördervolumen in Höhe von 15 Millionen Euro.

Wann legt es los?

Müller: Noch in diesem Jahr!

Steht es zur Debatte, dass das Zentralinstitut Neue Materialien einmal von Fürth zum künftigen Standort der Technischen Fakultät abwandert – wo auch immer dieser sein wird?

Müller: Nein, das war nie im Gespräch, das ergäbe auch gar keinen Sinn und dagegen würde ich mich vehement wehren. In der Uferstadt ist etwas Wunderbares gewachsen, das wir weiter ausbauen müssen – wie jetzt mit dem BPI.

4 Kommentare