„Besser das T-Shirt spannt an den Armen als am Bauch“

29.3.2015, 16:00 Uhr
„Besser das T-Shirt spannt an den Armen als am Bauch“

© Hans-Joachim Winckler

Regelmäßige Bewegung, ein gesunder Lebensstil – das ist vielleicht nicht der Stein der Weisen, verheißt aber statistisch gesehen eine höhere Lebenserwartung. Neu ist das nicht. Im Stadtwald erinnert ein Trimm-Dich-Pfad an bewegte Zeiten, in denen ein gezeichnetes Maskottchen mit Feinripp-Unterhemd zum Vorturner wurde. Das war in den 70ern und die Trimm-Tafeln mit den Anleitungen sind längst mit den Bäumen, an denen sie befestigt sind, ein gutes Stück in die Höhe gewachsen. Viel älter noch ist der kernige Spruch vom gesunden Körper, in dem ein gesunder Geist wohnen soll. Ein Römer namens Juvenal hat ihn in die Welt gesetzt. Der Mann war übrigens ein anerkannter Satiriker.

Jetzt ist also Fitness das Gebot der Stunde. Ein Begriff, der jedem etwas sagt, für den sich aber keine eindeutige Definition finden lässt. Daniel Zerr weiß, was das Trainieren für ihn bedeutet: „Ich habe mit 16 Jahren angefangen, dabei kann Fett reduziert und Muskeln können aufgebaut werden. Man gewinnt Gesundheit und ein gutes Aussehen.“ Der 27-Jährige ist Inhaber und Franchisenehmer von „Clever fit“ am Bahnhof, vor einem Jahr hat er eröffnet. Wie ist seine Erfahrung mit den Fürthern?

Abnehmen und fit werden

„Besser das T-Shirt spannt an den Armen als am Bauch“

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„Den Franken sagt man ja allgemein nach, wir seien etwas vorsichtiger. Der Vorverkauf ist bei uns jedenfalls relativ ruhig gewesen, aber mit dem offiziellen Start ist es sofort super angelaufen.“ Stefan Wallerer, Hausmeister bei der Stadt Fürth, ist gerade an der Brustpresse. Was bringt ihn her? „Ich habe mir selber nicht mehr gefallen“, erklärt der 31-Jährige bündig. Abnehmen und „ganz allgemein fit werden“ heißen seine Ziele.

„Besser das T-Shirt spannt an den Armen als am Bauch“

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Erst einmal schauen, wie es in einem Studio zugeht, will Melissa Pfaffenberger. Die 15-Jährige hat ein Probetraining vereinbart, weil sie Muskeln aufbauen und gerne auch ein bisschen zunehmen möchte. Daniel Zerr ist begeistert: „Das ist die richtige Einstellung. Denn Muskeln formen einen schönen Körper, ohne Muskeln keine gute Figur.“

Theky Rosenbach hat, wofür mancher noch trainiert – einen unübersehbaren Bizeps. Der 31-Jährige versichert: „Dafür habe ich sieben Monate trainiert.“ Er mache von klein auf Sport, Bewegung gehöre für ihn einfach dazu: „Dann fühlt man sich besser.“ Seine Muskulatur kommentiert der Antikhändler lässig mit: „Besser das T-Shirt spannt an den Armen als am Bauch.“ Wie viel Zeit investiert er in dieses Ideal? „Sechs Mal die Woche bin ich hier jeweils für anderthalb bis zwei Stunden.“ Mangel an Trainingsgelegenheiten herrscht in Fürth jedenfalls nicht. In Kürze eröffnen zwei weitere Studios, das eine – „Hard Candy“ – in der Neuen Mitte, das andere im einstigen Quelle-Warenhaus an der Fürther Freiheit. Daniel Zerr sieht der Konkurrenz gelassen entgegen: „Das belebt das Geschäft und kommt den Kunden zu Gute, die vergleichen und auf Qualität achten.“

„Besser das T-Shirt spannt an den Armen als am Bauch“

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Wege zur Fitness gibt es freilich viele. Melanie Weiß erinnert sich: „Ich war mal für zwei Probestunden in einem Studio und dann wusste ich: Das ist nichts für mich. Ich hatte das Gefühl, da geht es auch ums Sehen und Gesehen werden.“

„Das kann ich überall machen“

Stattdessen, sagt die 32-Jährige, die selbstständig als Projektleiterin im Marketingbereich tätig ist, trainiert sie lieber in der Natur: „Draußen aktiv sein, das gefällt mir.“ Laufen oder Radfahren stehen auf ihrem Programm: „Ich mag auch Übungen, bei denen an Stelle von Geräten das eigene Körpergewicht eingesetzt wird. Das kann ich überall machen.“ Andreas Heidelberger stimmt zu. Der Gastronom, der in Nürnberg die „Ol‘ Dirty Urban Soundbar“ führt, sieht im Studio-Boom „einen Hype, der vom gängigen Schönheitsideal angeheizt wird“. Was ihm gefällt, sind Events wie der Metropolmarathon.

„Besser das T-Shirt spannt an den Armen als am Bauch“

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Auf der Fürther Freiheit hat Christopher Lee gerade Feierabend. Der 33-jährige Monteur hat mitgeholfen, die Geräte für das neue Studio auszuladen. Nein, nach Training steht ihm heute nicht mehr der Sinn. Lee überlegt einen Moment und grinst gut gelaunt: „Manche Leute bezahlen, um ins Fitnesscenter zu gehen. Ich werde halt dafür bezahlt, dass ich die Geräte aufbaue – und Muckis bekomme ich auch.“

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