Bibertbad Zirndorf: "Wir sparen an allen Ecken und Enden"

25.1.2018, 16:00 Uhr
Bibertbad Zirndorf:

© Foto: Hans-Joachim Winckler

2,5 Millionen Euro wird die Stadt heuer als Defizitausgleich dem Bibertbad zuschießen müssen. Eine Menge Holz, oder Herr Oswald?

Helmut Oswald: Das Defizit ist hoch, das kann man nicht wegreden. Aber im Vergleich zum Schnitt in den Jahren 2009 bis 2013, also vor der Sanierung, ist es um rund 100 000 Euro gesunken, und das trotz der allgemeinen Preissteigerungen und den erhöhten Personalkosten. Dazu kommen die Ausgaben für das Beweissicherungsverfahren, also für Gutachten und Anwälte, insgesamt über eine halbe Million Euro. Nicht zu vergessen unser Schuldendienst. Das sind außergewöhnliche Belastungen. Ließe man die außer Acht, wäre das Defizit erheblich geringer. Ich würde sagen, normal.

 

Stichwort Beweissicherungsverfahren: Die Stadt klagt wegen Mängeln gegen Firmen, die das Bibertbad 2003 gebaut haben. Wie sieht es da aus?

Oswald: Das Beweissicherungsverfahren läuft seit 2008, also seit zehn Jahren. Ein Gutachten jagt das nächste. Im vergangenen Jahr haben wir bei der Abwasserhebeanlage einen Erfolg erzielt, da sind knapp 80 000 Euro geflossen. Aber noch geht es um das Dach und die Abdichtungen bei Decken und Böden. Wir erhoffen uns hier einen höheren sechsstelligen Betrag. Wann das Gericht zu einer Entscheidung kommt, das lässt sich beim besten Willen nicht vorhersagen.

Sie haben den Schuldendienst angesprochen. Stimmt es, dass die 10 Millionen Euro, die der Bad-Neubau damals gekostet hat, zu 100 Prozent über Kredite finanziert wurde?

Oswald: Es waren 90 Prozent.

Das allein macht doch schon einen riesigen Batzen bei Ihrem Defizit aus.

Oswald: Wir liegen hier, das ist kein Geheimnis, im hohen sechsstelligen Bereich. Aber die Zahlungen verringern sich — insbesondere mittelfristig in den Jahren 2020 bis 2025. Es wird also besser, aber man braucht Geduld.

Die in der Politik oft zu fehlen scheint. Bürgermeister Thomas Zwingel hat in der jüngsten Sitzung des Bäderausschusses dazu aufgefordert, das Bad nicht schlechtzureden. Würden Sie sich seitens des Stadtrats mehr Rückendeckung wünschen?

Oswald: Immer wenn es um die Verabschiedung des Wirtschaftsplanes geht, gibt es heiße Diskussionen. Wir sollen an Stellschrauben drehen und das Defizit verringern, so die Forderung der Politik.

Welche Möglichkeiten gibt es?

Oswald: Nicht viele, einigen Anregungen aus den Gremien sind wir bereits nachgekommen, so wird beispielsweise das Marketing stärker forciert, dafür haben wir eine Werbeagentur beauftragt. Wir sparen aber auch an allen Ecken und Enden. Und was die Personalkosten angeht, es ist nicht die Zahl meiner Mitarbeiter, die hier engagiert unterwegs sind, sondern es ist der Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes, der seinen Tribut fordert.

Wie wäre es mit der Erhöhung der Eintrittspreise?

Oswald: 2016 hat der Bäderausschuss die Preise entgegen unserer Empfehlung drastisch angehoben und den Schritt wenig später wieder teilweise zurückgenommen. Dass dies mit zum Besucherrückgang beigetragen hat, darüber kann man nur spekulieren.

2012, im letzten Jahr vor der Sanierung, kamen 144 000 Gäste. Danach war das Bad ganz bzw. teilweise geschlossen. Nach Beendigung der Arbeiten waren es vor zwei Jahren dann 84 000 Besucher. Wie sieht es 2017 aus?

Oswald: Wir haben noch keine aktuellen Zahlen, aber die Rückmeldung meiner Mitarbeiter sagt mir: Die Tendenz geht nach oben. Auch unsere langen Bad- und Saunanächte an jedem letzten Samstag im Monat, bei denen wir bis 1 Uhr geöffnet haben, laufen immer besser.

Bliebe noch ein Problembereich, die Gastronomie.

Oswald: Ein heißes Eisen. Aber klar ist: Steigen die Besucherzahlen weiter, geht es Bad und Sauna und damit auch der Gastronomie besser.

Könnte ein Privater das Bad besser führen als die öffentliche Hand?

Oswald: Ich erinnere nur an das Ende des Jahres 2013. Damals hat der Stadtrat mit überwältigender Mehrheit beschlossen, das europaweite Verfahren zu beenden, mit dem wir nach einem privaten Betreiber gesucht haben. Uns wurde bestätigt, dass wir uns damit nicht verbessert hätten. Die Stadt hätte zwar das Heft des Handelns aus der Hand gegeben, aber weiter die Schulden bedienen und einen Zuschuss für den laufenden Betrieb leisten müssen. Dass Privatisierung kein Allheilmittel ist, zeigt auch ein Beispiel aus den Städten Ulm und Neu-Ulm. Im Dezember 2016 verlängerte der Betreiber den Pachtvertrag mit der Stadt nicht mehr – unter anderem deswegen, so stand es zu lesen, weil das Bad angeblich in fünf Jahren ein Minus im siebenstelligen Bereich gemacht haben soll.

Das Bibertbad ist weder Spaßbad noch Therme. Laufen Sie nicht Gefahr, auf Dauer zwischen den Großen wie dem Fürthermare oder dem Kristall Palm Beach in Stein zerrieben zu werden?

Oswald: Das glaube ich nicht. Wir sind zwar im Vergleich zu den von Ihnen genannten das kleinste Bad, aber wir sind ein Familienbad, das wollen wir auch sein. Außerdem unterstützen wir das Vereins- und das Schulschwimmen und bieten diverse Aqua-Kurse an.

Vergangene Woche hat sich in Zirndorf ein Verein gegründet, der für ein Nichtschwimmerbecken im Freibad Spenden sammeln will, weil das alte 2003 dem Hallenbadbau weichen musste. Könnte das den Besucherzahlen einen Kick geben?

Oswald: Das Thema stand Anfang 2014 schon einmal auf der Tagesordnung des Stadtrates. Für die klassische Version waren damals 1,2 Millionen Euro veranschlagt. Ich lehne ein solches Projekt nicht ab, und zweifellos würden wir damit mehr Besucher anlocken. Aber ich bin skeptisch, ob sich die Investition in absehbarer Zeit amortisieren würde.

 

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